Kapitel 23

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Gerade saßenLevin und ich in seiner Küche gegenüber und aßen zu Mittag. Daserste Essen seit Wochen, dass wir zusammen aßen und ich konnte meineAugen nicht von ihm lassen. Ich sah, dass er schmerzen hatte doch erzeigte es nicht. Tat ganz auf Mann. „Alles ok? Du starrst mich soan." sagte Levin und ich spürte den leicht gereizten Unterton.„Nein, alles ok. Ich bin nur froh, dass wir zusammen sitzen."entgegnete ich freudig und aß dann weiter. Levin hatte seinen Tellerschon fast aufgegessen, als ich immer noch die Hälfte drauf liegenhatte. „Magst du dein eigenes Essen nicht?" fragte er grinsendund deutete auf meinen Teller. „Doch natürlich aber ich habe nichtso großen Hunger." gab ich schüchtern von mir und senkte meinenBlick. „Wirklich? Gina hat mir nämlich erzählt, dass du kaum wasgegessen hast und ziemlich oft bei mir zu Hause warst." sagte Levinund schaute mich fest an. „Wer ist Gina?" wollte ich skeptischwissen. „Meine Ex." kam es trocken von Levin und ich merkte, wiewieder Wut in mir aufstieg. „Woher will sie wissen wie viel ichgegessen habe? Und ist es schlimm, dass ich hier war und das Hausaufgeräumt habe? Ich wollte dir eben eine Freude machen und nicht,dass du in einen Saustall kommst, wenn du aus dem Koma aufwachst."rechtfertigte ich mich und merkte, wie Levin genervt ein undausatmete und sich die Augen rieb. Dann wurde seine Stimme leichtangespannter, als er weiter sprach.

#inexpressiblestorys

„Ich wolltedich damit doch auch gar nicht angreifen. Wieso müsst ihr Frauen dasimmer in den falschen Hals bekommen?!" fragte er mehr an sichselbst, als mich. Zumindest hoffte ich das. „Wieso denn wirFrauen?" fragte ich nun skeptisch und aß weiter. „Ohh! Guck, dasmeine ich! Alles was man sagt, wird sofort falsch aufgenommen, falschinterpretiert oder überhaupt interpretiert. Anstatt das Gesagteeinfach mal so hin zu nehmen, wie es gesagt wurde!" sagte er nunauch noch lauter. Ich merkte, dass das nun unser erster richtigerStreit werden würde und ich wusste, dass ich es verhindern konnte.Doch ich war jemand, der sich nicht etwas vorwerfen ließ ohnerichtige Begründung. „Ich weiß immer noch nicht was ich falschgemacht haben soll. Ich habe dein Haus ein bisschen sauber gemacht,Essen gekocht und in letzter Zeit weniger gegessen, weil ich mirsorgen gemacht habe. Das stimmt. Aber wieso soll das Schlimm sein?Und ich dachte du mochtest deine Ex nicht mehr." entgegnete icheingeschnappt. „Sie heißt Gina." verteidigte er sie „Ich würdesie auch Schlampe nennen, aber Ex hat sich jetzt so eingelebt."sagte ich emotionslos und schaute ihm fest in die Augen. „Nenne siegefälligst Gina. Ist mir egal, ob sich das eingelebt hat." sagteer ernst. „Gefälligst?" äffte ich ihn nach. „Ich werde siesicher nicht Gina nennen. So jemand, der dich so verletzt hat, hat esnicht verdient beim Namen angesprochen zu werden!" rechtfertigteich mich wieder einmal. „Wieso stört dich das denn überhaupt? Dassie mich so verletzt hat ist Jahre her!" argumentierte er.„Vielleicht, weil ich deine Freundin bin? Vielleicht, weil ich sienicht ab kann und sie abgrundtief hasse? Vielleicht, weil sie auchschon des öfteren versucht hat uns auseinander zu bringen? Undvielleicht, weil sie schon häufiger versucht hat mit dir ins Bett zukommen?!" fragte ich jetzt auch etwas lauter – schrie fast. „Siehat es ja nicht nur versucht!" schrie er.


Langsam, ganzlangsam drang das eben Gesagte in meinen Kopf. Levin's blauen Augenguckten mich immer noch zornig an, bis er wohl merkte, was er dagerade gesagt hatte. Mir traten Tränen in die Augen, als ich es ganzrealisiert hatte. „Was?" wisperte ich und merkte, wie sich einKlos in meinem Hals bildete. „Du hast was?!" schrie ich ihn an.„Emma, es ist anders als du denkst!" versuchte er sich zu retten.Seine wunderschönen blauen Augen, die ich bis vor ein paar Minutennoch so geliebt hatte, waren voller Panik. „Was denke ich denn?!"forderte ich ihn heraus. „Das ich mit ihr geschlafen habe und dichbetrogen habe." sagte er. „Und? Ist es nicht so?!" wollte ichwissen. „Emma.." versuchte er mich zu besänftigen. „Nein,nichts Emma! Ich will es aus deinem Mund hören!" sagte ich undbetonte "aus deinem" dabei ganz deutlich. Er wusste nicht, was ersagen sollte. „Ich warte! Ich warte so lange, bis du mir sagst, wasdu getan hast! Damit nicht gesagt wird, ich hätte dich nichtserklären lassen!" schrie ich weiter und wischte mir die Tränenmit dem Pullover weg. „Ich weiß nicht wie ich es sagen soll.."sagte er nur kleinlaut und lehnte sich, mit den Händen in denTaschen, gegen die Arbeitsplatte. „Vielleicht erzählst du mir erstmal, wo du sie denn flachgelegt hast?!" schlug ich ihm vor. „Dasist doch albern.. mit dem Gespräch machst du dich doch selberkaputt." startete Levin einen Neuanfang, sich irgendwie zu retten.„Sag schon! Wieso?! Wann?!" wollte ich es nun wirklich wissen.„Heute morgen, kurz bevor du mich vom Krankenhaus abgeholt hast."gestand er kleinlaut. „Und wieso?!" drängte ich ihn, währendmeine Tränen unaufhörlich liefen. „Ich lag zwar im Koma, konnteaber trotzdem einiges mitbekommen. In der Zeit wo sie da war, hat sieimmer erzählt wie schlecht es ihr denn geht ohne Mann und mitunserem Sohn alleine. Und heute Morgen als die Untersuchung durchwar, sie war die ganze Zeit dabei, hat sie sich so doll gefreut dasalles ok war und dann hat sie mich eben umarmt. Und dann ist eins zumanderen gekommen." erklärte er und schaute auf den Boden. „Undwährend du mir das erzählst hast du nicht mal den Anstand mir indie Augen zu gucken. Wie tief kann man sinken? Wochenlang drehtensich meine Gedanken nur um dich und wie es dir geht. Habe gehofft,dass du es schaffst. Habe gebetet, Termine, Verabredungen und einKlassentreffen abgesagt, um bei dir sein zu können Deine Eltern undFreunde habe ich benachrichtigt, dazu getrieben, dich zu besuchen!Und dafür werde ich nur betrogen?!" schrie ich, gestikulierte wildmit meinen Händen und stieß ihm schließlich gegen die Brust. „Dubist das Letzte!" schrie ich noch laute als zuvor, schnappte mirmeine Sachen und ließ ihn dann stehen.

Heulend liefich die Straße entlang Richtung Wald, so weit, bis ich erschöpft aneinem Baum zusammen brach. Weinend, müde vom laufen und völligausgelaugt schlief ich schließlich, mitten im Wald, irgendwo inmeiner Stadt, ein.


Lehrer mal anders!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt