»Musik sein (Wincent Weiss)«
Wenigstens kenne ich den Weg zum Bad schon, welches auf der anderen Seite des Hauses liegt. Langsam laufe ich den Flur entlang, an ein paar Türen vorbei, die Zimmer vor mir versperren, die ich noch nie zu Gesicht bekommen habe. Der einzige Teil des Hauses, den ich schon gesehen habe beinhaltet Serafinas Zimmer, das Bad oben und den Flur.
Mich interessiert schon, was sich hinter den vielen Türen verbirgt, hinter die ich noch keinen Blick geworfen habe. Wo wohl das Zimmer von ihren Eltern liegt, die ich, wenn ich so recht drüber nachdenke, bei keinem meiner Aufenthalte hier schon mal gesehen habe? Und wo schläft ihr kleiner Bruder und die kleine Schwester? Wahrscheinlich hinter einer der Holztüren, die verschlossen und gleich-aussehend an den Flur angrenzen. Nicht mal durch ein beschriftetes Schild oder einen Türschmuck kann man auf die Besitzer der Zimmer schließen.
Nur leider werde ich wohl nie erfahren, was die Türen verbergen. Ich bin wohl viel zu schüchtern dafür, um jetzt alleine herumzuschnüffeln und wahllos eine zu öffnen. Was wäre, wenn mich Serafina erwischen würde?
Sie war ja schon sauer, als ich nur ihre Bilder in ihrem Zimmer angeschaut habe, ich will gar nicht wissen, was sie machen würde, wenn sie mich beim schnüffeln erwischen würde. Also probiere ich meine Neugierde im Zaum zu halten und mich nur auf die Badezimmertür zu konzentrieren.
Dieser Vorsatz droht zu brechen, als ich leise Musik am Ende des Ganges höre. Überrascht und viel zu neugierig bewege ich mich schnell über den Flur, aus Angst die Musik könnte aufhören und ich würde nicht mitbekommen, woher sie gekommen ist. Ich werde wie magisch angezogen von dem Klang, der immer lauter wird, je näher ich ihm komme.
Ein Klavier. Eindeutig.
Ich bleibe vor einer angelehnten Tür stehen, die genau so aussieht, wie alle in diesem Gang und durch die ein Spalt Licht nach draußen dringt. Wie in Trance stoße ich sie geräuschlos ein Stück weiter auf. Überhaupt nicht filmreif gibt sie nicht mal dieses charakteristische knarzen von sich, sondern lässt sich geräuschlos öffnen. Doch dafür bin ich ihr extrem dankbar, denn so bleibe ich erst einmal unbemerkt.
Ich kann mich einfach nicht zurückhalten, so neugierig bin ich zu wissen, wer hier lebt, der genau wie auch ich dem Klavier so wunderschöne Melodien entlocken kann. So trete ich einen kleinen Schritt in das mysteriöse Zimmer.
Ein wenig Enttäuschung macht sich breit als ich meinen Blick durch das Zimmer schweifen lasse und merke, dass es überhaupt nicht spannend aussieht. Im Gegenteil: schlichte braune Holzwände und ein kleines Fenster an der Wand gegenüber der Tür, durch die ich getreten bin, ist das Erste was ich sehe.
Links der Tür wird die Wand von einem ebenso langweiligem braunem, hohen Bücherregal bedeckt, das fast bedrohlich bis zur Decke reicht und bei dem ich mir tatsächlich die Frage stelle, wie man jemals ganz hoch an die Bücher in der obersten Reihe kommen will. Man müsste sich immer eine Leiter holen und bis man das getan hatte, hat man sicherlich die Lust am lesen verloren. Jedenfalls wenn man eh schon so faul ist, wie ich es bin.
Mein Blick wandert weiter und bleibt schlussendlich doch an etwas interessantem hängen, genauer gesagt an dem Objekt, was mich erst dazu veranlasst hat, diesen Raum so unaufgefordert zu betreten. Ein großer Bordeaux- farbener Flügel steht mitten im Raum und füllt diesen fast gänzlich aus. Mit Blick auf den Flügel fällt mir zum ersten Mal auf, wie klein der Raum eigentlich ist. In ihm befindet sich tatsächlich nichts anderes, als das Bücherregal, der Flügel und ein schäbig aussehender Couch Doppelsitzer, im selben Rotton, wie der Flügel rechts neben der Tür.
Doch mein Blick bleibt nicht an der, so langweiligen Einrichtung kleben, sondern an etwas viel interessanterem, besser gesagt an jemanden. Denn nur der Flügel alleine kann schlecht die Musik machen, die mich dazu veranlasst hat, diesen Raum zu betreten. Ich starre auf den Rücken eines jungen Mannes mir schräg gegenüber, dessen Hände nur so über die Tasten des Instrumentes fliegen.
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Mein Name ist Rosa.
HumorHey! Ich bin Rosa. Also, nein, ich bin nicht rosa. Obwohl, irgendwie ja schon... Argh, lassen wir das. Mein Name ist Rosa. Ich bin ein völliger Niemand auf meiner Schule, welche ich schon nur noch mit Sarkasmus und viel Ironie aushalte. Das bekommt...