~ 12. Kapitel ~

9.9K 593 164
                                    

»Scars to your beautiful (Alessia Cara - Cover)«

Am nächsten Morgen wache ich auf einem ziemlich unbequemen Klappbett auf, welches wir gestern noch in Serafinas Zimmer gestellt haben, als ich wiedergekommen bin.

Serafina hat mich verwundert gefragt, wo ich die ganze Zeit gewesen bin, aber irgendwie hatte ich keine Lust ihr davon zu erzählen. Sie hat es dann auf sich beruhen lassen und ich war ziemlich dankbar dafür, dass sie nicht weiter nachgebohrt hat und mich auch nicht suchen gegangen ist.

Wahrscheinlich interessiert sie das aber auch gar nicht wirklich. Solange ich nicht irgendwo herumschnüffle.

Stattdessen habe ich ihr beim Hinstellen eines nicht gerade vertrauenerweckenden, klapprigen Bettes geholfen.

Ich hatte die ganze Nacht Angst, dass es mitten in einer Tiefschlafphase zusammenklappt und mich wie ein Sandwich zischen sich begräbt. Irgendwie habe ich dann doch Glück gehabt und die Nacht ohne Sandwich-Bett-Zwischenfälle überstanden.

Jedenfalls bin ich jetzt wach. Und das, wie schon ziemlich oft, vor dem Weckerklingeln. Schnell springe ich vom Bett auf, man muss es ja auch nicht provozieren.

"Morgen.", wecke ich Serafina und sie antwortet mit einem Grunzen. Wahrscheinlich zählt sie eher zu den Langschläfern. "Wir müssen in die Schule!", flöte ich und ziehe das Wort 'Schule' extra lang.

"Schlimm genug", kommt es nur unter ihrem Kissen hervor.

Langsam nähere ich mich ihr, fasse einen Zipfel von ihrer Bettdecke und ziehe sie mit einem kräftigen Ruck weg. "Hey!" Kommt sofort der wütende (und ziemlich wache) ruf von Serafina, die sich schnell zusammenkugelt um sich vor der Kühle zu schützen.

Ich starre sie einfach nur mit einem durchbohrenden Blick an. Sie seufzt nach ein paar Sekunden und öffnet dann die Augen. "Na gut, ich bin ja schon wach.", meint sie resigniert und setzt sich auf.

"Zieh dich schon mal um, den Anblick kann ja keiner ertragen.", befiehlt sie dann mit einem Blick auf meinen Schlafanzug, über den verteilt ganz viele kleine Hundewelpen abgebildet sind.

Anscheinend ist sie wieder zu ihrem alten, murrenden, überhaupt nicht netten Selbst zurückgekehrt. Ich rolle nur mit den Augen und schnappe mir die Sachen, die sie mir gestern schon rausgelegt hat.

Schnell laufe ich wieder über den Flur, genau wie gestern Abend. Ich muss Lächeln, als ich an die kurze Zeit im Klavierzimmer zurückdenke. Dann sehe ich auf einmal die braunen Augen des Jungen von gestern Abend vor meinem inneren Auge.

Ich wische mir wirsch über mein Gesicht um das Bild weg zu bekommen. Warum es mich immer noch verfolgt ist mir ein Rätsel.

Das Wischen klappt allerdings zum Glück ganz gut und das Bild verschwindet.

Irgendwas treibt meine Füße wieder zurück zu dem Zimmer mit dem Klavier. Ich drücke vorsichtig die Klinke herunter und bin erstmal erleichtert und auch ein wenig stolz auf mich, dass ich auf Anhieb den richtigen Raum gefunden habe.

Mein Orientierungssinn ist wirklich zum heulen und die Türen im Flur sehen zudem ja auch noch alle gleich aus, es ist also wirklich nicht selbstverständlich, dass ich das Zimmer im ersten Versuch wiedergefunden habe.

Als ich meinen Blick jedoch durch den Raum gleiten lasse bin ich enttäuscht. Der Flügel steht einsam und verlassen genau wie gestern Abend da, nur ohne den netten Klavierspieler.

Wäre ja möglich gewesen, dass er die ganze Nacht hier verbracht hat.

Oder auch nicht.

Leise wende ich mich wieder zum gehen und schließe die Tür. Dann mache ich mich auf den Weg ins Bad.
»
Ich drehe mich mit großen Augen vor dem hohen Wandspiegel in der Tür von Serafinas Kleiderschrank. Ich bin genauso geschminkt wie gestern Abend und ich trage Kontaktlinsen. Jetzt sieht man mein Gesicht wirklich viel besser.

Mein Name ist Rosa.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt