~ 2. Kapitel ~

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»Human (Rag'n'Bone Man)«

Leise öffne ich die Tür von meinem Haus, betrete den Flur und lasse meinen Blick durch das Erdgeschoss schweifen. Wohnzimmer und Küche sind, wie an den meisten Tagen, menschenleer.

Also mache ich mir einfach schnell eine Tütensuppe und setze mich dann, zufrieden löffelnd, an den Küchentisch.

Nach einer Weile höre ich Schritte hinter mir und drehe mich um. "Guten Morgen, Schätzchen.", begrüßt mich meine Mutter, eine ziemlich kleine Frau, mit total verzottelten dunkelblonden Haaren und müde aussehenden Augen.

Ich lächele sie an und tippe dabei auf meine Armbanduhr, "es ist kurz nach zwei."
Freundlich schaut sie mich an und setzt sich zu mir. "Ich weiß. Ich bin ja extra für dich aufgestanden!" Ich nicke und löffele weiter meine Suppe, während sie mich dabei beobachtet.

Meine Mutter arbeitet als Krankenschwester im selben Krankenhaus, in dem auch mein Vater, allerdings als Arzt, arbeitet. Mit den ständigen Nachtschichten der beiden, kommt es schon mal vor, dass sie gerade dann zur Arbeit müssen, wenn ich ins Bett gehe und dann eben, wie heute, den ganzen Tag verschlafen.

Manchmal habe ich den Gedanken, dass ich nicht nur in einem Krankenhaus zur Welt gekommen bin, sondern auch in einem gezeugt wurde. Versucht mal diese Bilder aus eurem Kopf zu bekommen.

"Wieso bist du schon so früh wach?", frage ich sie und versuche mein Kopfkino zu verscheuchen. "Na, ich will wissen, wie dein erster Schultag war.", antwortet sie und ich verdrehe die Augen. Ist ja nicht so, als wäre ich gerade eingeschult worden, ich bin einfach nur eine Klasse weiter.

"Gut, wie immer.", antworte ich. Bis auf, dass ich sechs Wochen lang mit dem wohl nervigsten Menschen der Schule zu tun haben werde und ich mich am liebsten gleich deswegen begraben würde. Das sage ich ihr natürlich nicht, denn genauer, als ich ihr eben schon von meinem Schultag berichtet habe, würde ich nicht werden.

Ich habe zwar ein ziemlich gutes Verhältnis zu meinen Eltern, aber mehr als nötig erzähle ich eigentlich nie. Meine Ma seufzt und steht wieder auf.

"Alles klar, da weiß ich ja jetzt Bescheid."

Ja, den Sarkasmus habe ich eindeutig von ihr gelernt.

Kopfschüttelnd verlässt sie die Küche und ich höre Schritte auf der Treppe, die in unser Obergeschoss führt. Sie geht sich bestimmt wieder hinlegen, da habe ich wenigstens meine Ruhe.
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Mit einem lautem klingeln weckt mich der Alarm meines Weckers am nächsten Morgen. Mir macht es eigentlich überhaupt nichts aus, so früh aufzustehen, es kommt auch vor, dass ich schon vor dem Weckerklingeln wach bin. So betrete ich mit einem Lächeln das Bad, um mich für die Schule fertig zu machen.

Allerdings ist meine Seele wohl wacher als mein Körper. Seufzend starre ich in den Badezimmerspiegel und blicke mir selbst in die Augen, die wohl das wacheste an meinem Gesicht sind. Es wird verziert von lustigen Mustern, die mein Kissen hinterlassen hat und meine Haare hängen mir entweder vor den Augen, oder stehen verzottelt von meinem Kopf ab.

"Du siehst heute mal wieder fabelhaft aus.", kommentiere ich sarkastisch mein Spiegelbild und es nickt mir zu.

Ja, ich sollte mich definitiv mal untersuchen lassen, ich bin schon nicht mehr ganz dicht.

Beherzt greife ich zu meiner Haarbürste, klatsche mir sogar eine hauchdünne Schicht Make-up auf mein Gesicht und schon kann der Schultag kommen.
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Als ich das Schulgelände betrete sind schon ziemlich viele Schüler da. So ein Mist, heute habe ich es anscheinend nicht geschafft, früher als alle Anderen da zu sein.

Mein Name ist Rosa.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt