Kapitel 1 - Katzenkrallen Teil 1

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Während man bei einer Observation war, war ein auffälliges Kleid in einem Dunkelrot nicht so der Bringer. Leider hatte mich die DAB - die Organisation, die sich mit dem Übernatürlichen befasste und für die ich arbeitete - benachrichtigt, nachdem ich mich in einem Club amüsieren wollte, oder lieber sollte, wenn es nach meiner Schwester ging. Sie sagte immer, ich ging zu selten aus.

Nun stand ich hier also - draußen, hinter einem Müllcontainer, der zum Himmel stank, und versuchte nicht aufzufallen. Dies war nicht gerade einfach, da genau über mir eine Straßenlaterne baumelte und ich so ausnahmsweise nicht in den Schatten der Dunkelheit verschwand. Dafür war die Sicht auf die Kneipe ausgezeichnet.

Die DAB hatte mich beauftragt eine Werkatze ausfindig zu machen, um sie festzunehmen. Mein Job war es Leute - ob Menschen, Hexen wie ich eine war, Werwesen, Vampire, oder was sonst noch - zu bestrafen, die die Gesetze der DAB missachteten. Ich war also so eine Art Gesetzeshüterin der übernatürlichen Sorte. Die Organisation selbst nannte uns einfach nur Agenten der DAB.

Der Job war meist interessanter als nur eine harmlose Katze zu fangen und einsperren zulassen, doch hin und wieder kamen auch langweilige Aufträge vor. Schließlich gab es auch Drecksarbeit und jemand musste sie ja machen. In diesem Fall war ich es.

Ich sah mich nach einen anderen Versteck um, wobei ich die Vordertür der Kneipe, in der meine Zielperson arbeitete, im Auge behielt, als mich eine schmutzige Hand am Arm packte.

"Hey, Süße", lallte der betrunkene Obdachlose, als ich ihm eines kurzen Blickes würdigte. Er trug einen alten, zerfetzten Mantel und durchlöcherte Hosen.

"Verpiss dich", zischte ich zurück und wandte mich wieder der Tür zu, die hinter einer leicht bekleideten Frau zufiel.

"Bist du sicher?! Ich würde dir so einiges zahlen", erklärte er.
Ich zog zornig sie Augenbrauen hoch und übersprang die Frage, woher er das Geld hatte, die mir auf der Zunge lag.

"Sehe ich aus, wie eine Prostituierte?!" Mit glühenden Augen starrte ich den alten Mann an.

Da zog man einmal in seinem Leben mal ein Kleid an - gezwungenermaßen - und dann sowas...

Ich müsste zugeben, meine heißgeliebten Boots waren in Verbindung mit einem Kleid nicht so der totale Bringer, aber eine Nutte war ich deshalb noch lange nicht. Dafür müsste mein Kleid um einiges verkürzt werden. Und mehr Make-up müsste ich auch in Gesicht haben..

Der Alte zuckte die Schultern und drohte umzukippen, so blau war er. Für Frauen, die ihm das Leben für kurze Minuten verschönerten und für Alkohol hatte er natürlich Geld. Wenn er das nur für eine kleine Wohnung investiert hätte ... dann wäre sein Leben vielleicht weniger wertlos.

"Weißt du was?", meinte ich, als mir auffiel, dass ich meine wertvolle Zeit mit einen Penner verschwendete. "Hier, nimm diesen Schein, besorg dir deinen Whiskey und hau ab." Ich drückte ihn einen Zehner in die Hand und trat mit hastigen Schritten näher an die Kneipe, um so schnell wie möglich aus der Rauchwolke des Containers und der den ungewaschenen Mannes zu verschwinden.

Ich überquerte die Straße. Dann blieb ich stehen, als ich meine Zielperson entdeckte. Ihr Name war Maya DeRino, 23 Jahre alt und Barkeeperin in der wahrscheinlich schlechtesten Kneipe von ganz Mystic Hill.

Schnell flüchtete ich in den Schatten und beobachtete, wie sie die Straße entlang ging. Nachdem ich mich vergewisserte, dass der Abstand zwischen uns groß genug war, um sie noch sehen zu können, aber nicht zu groß, um sie zu verlieren, folgte ich ihr bis zu einem Parkplatz. Ich achtete darauf, dass ich in der Dunkelheit mit den parkenden Autos verschmolz, um nicht entdeckt zu werden. Wenn mich Maya sah, würde sie sich schon denken, dass die DAB jemanden beauftragt hatte, sie für ihre Straftaten zu bestrafen.

Was hatte Maya getan, fragt Ihr Euch wahrscheinlich.

Diese schlaue Werkatze praktizierte auch noch Magie. Keine harmlose Katzenmagie, sondern schwarze Magie, ganz böse. Jene, mit der sie ganz schnell, illegal - mehr oder weniger -an Geld herankam. Meine Aufgabe war es sie in die Finger zu bekommen und sie unversehrt in die Zentrale der DAB zu bringen.

Soweit sie sich nicht wehrte, dann hatte ich nämlich die Erlaubnis, wenn nötig, grob mit ihr umzugehen oder sie in Notfall zu töten.

Maya schlenderte durch den Parkplatz, auf der Suche nach ihrem Wagen. Obwohl ich etwa sechs Meter von ihr entfernt hinter einem dunkelblauen Volvo hockte, blieb sie mitten im Weg stehen, als hätte sie mich gehört.

Die hatte mich entdeckt!

Sofort hielt ich den Atem an und presste mich an die Fahrertür. Ich konnte es mir nicht leisten gesehen zu werden, denn ich hatte überhaupt keine Lust zwischen den Klauen einer Miezekatze zu geraten.

Sekunden später schielte ich aus meinem Versteck zu Maya rüber und sah, dass sie weitergegangen war und gerade ihren Autoschlüssel hervorkramte. Ich ergriff die Chance.

Mit leisen Schritten schlich ich zu ihr, immer wieder an den Autos lehnend, damit ich mich dahinter verstecken konnte, falls sie sich umdrehen sollte. Nur noch zwei Meter trennten uns, und ein Wagen, der zwischen und stand und hinter dem ich Grade meine Handschellen aus Silber hervorholte. Ich hatte sie immer bei mir, genau wie eine Kanone, einen Patronengurt und ein Messer. Fragt lieber nicht, wo ich dies alles versteckte.

Die Handschellen waren deshalb aus Silber, da es Werwesen wie auch Vampire, schwächte. Wenn Maya sie erst mal drum hatte, war die zu schwach sich wehren zu können. Gut für mich.

Nachdem ich meine Handschellen in der einen, die Desert Eagle, bereits geladen, in der anderen Hand hielt, sah ich noch mal zu Maya.

Oder zumindest dort hin, wo sie noch vor fünf Sekunden gestanden hatte.

Sie war weg und das könnte für mich nichts Gutes bedeuten!

DämonenküsseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt