Zwanzig Minuten später trafen wir uns im Wohnzimmer.
Shadow hatte sich inder Zwischenzeit wieder beruhigt und schlief nun eingerollt in seinem Katzenkorb. Ich hockte in diesem Moment am Boden und schrubbte das Blut vom weißen Teppich - oder zumindest versuchte ich es.
»Und?«, fragte Danie, als sie in Zimmer kam. Sie hatte sich das Blut vom Körper gewaschen und trug nun einen schwarzen Morgenmantel und kuschelige Pantoffel. Ihre goldblonden Haare waren noch feucht und in ihrem Gesicht kehrte die gewöhnte Gelassenheit zurück.
»Und was?«
»Shadow hat mir erzählt, du warst bei der DAB«, antwortete sie und setzte sich auf die Couch, die ich bereits sauber zu machen versucht hatte. Doch da wir so dämlich sein und uns weiße Möbel kaufen mussten, waren noch Blutflecken darauf zu sehen.
Danie schlug die Beine übereinander. »Was wollte Gydeon?«
Ich stand auf und ließ den Schwamm auf den Boden fallen - das Schrubben half nicht.
Es überraschte mich, dass Danie so schnell vom Thema ablenken konnte, aber insgeheim hatte ich nichts anderes erwartet. »Er wollte mich feuern.«
»Oh«, machte Danie. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als wüsste sie nicht, ob sie sich freuen oder ob sie so tun sollte, als ob ich ihr Leid täte. Sie entschied sich letztendlich für letzteres. »Das tut mir leid.«
Ich winkte ab. »Aber er konnte es nicht«, flechtete ich lächelnd ein.
Danie kniff die Augen zusammen. »Warum?«
»Weil so ein scharfer Typ mich um jeden Preis verteidigt hat.« Ich konnte praktisch sehen, wie meine Schwester vor Neid erblasste. Für sie hatte sich niemand eingesetzt.
»Ein scharfer Typ, was?«, fragte sie mit Nachdruck.
Ich nickte. »Allerdings wurde ich auch für unbegrenzte Zeit suspendiert und muss nun einen Auftrag erledigen, bevor ich wieder der DAB dienen kann. Wenn ich ihn nicht schaffe, muss ich mir wohl einen anderen Job suchen.«
»Was ist das denn für ein Auftrag?«, wollte sie neugierig wissen.
Ich zuckte die Achseln und hob den Schwamm auf um ihn gewaltsam ins Waschbecken zu werfen. »Ach, ich soll nur einen Dämon davon abhalten Lucifer heraufzubeschwören.«
»Nur«, flüsterte Danie und grinste höhnisch.
Einige Minuten später ließ ich mich erschöpft ins Bett fallen. Die nächsten zwei Tage blieb ich lange im Bett und wachte erst um Vormittag herum auf. Da ich nun ja keinen richtigen Job mehr besaß, konnte ich es mir erlauben einfach faul zu lenzen. Das war ein ungewohntes, neues Gefühl. Noch gestern konnte ich nie etwas richtiges unternehmen, denn immer befürchtete ich, jeden Moment angerufen und irgendwo hingeschleppt zu werden.
Da ich meine Arbeitslosigkeit genießen wollte, setzte ich mich mit einer Tüte Chips auf die Couch und schaltete durch die Kanäle. Doch komischerweise konnte ich dabei nicht entspannen. Ganz im Gegenteil, ich hatte Schwierigkeiten. So viel Herumsitzen war ich nicht gewöhnt. Als Jägerin und Agentin einer geheimen Organisation war man ständigauf den Beinen, auf der Suche nach Beute oder bei Observationen.
Nun wie ein gewöhnlicher Mensch vor dem Fernseher zu sitzen war komplett ungewohnt - und absolut langweilig.
Danie kam insZimmer. Sie trug eine schwarze Bluse und eine dunkle Jeans und hatte sich das schulterlange Haar zu einem Zopf gebunden.
»Muss du zur Arbeit?«, fragte ich interessiert und schaltete ›How I met your mother‹ ab.
Danie nahm sich den Stapel Hefte, den sie gestern Abend noch korrigiert hatte, in die Hand. »Ja.«
Die GSW fand im Gegensatz zur normalen Schule nachmittags statt, damit die Schüler auch in eine menschliche Schule gehen konnten. Diese war sehr wichtig, denn die GSW brachte den Schülern nur Sachen bei, die hilfreich für das Leben eines DAB-Agenten waren.
»Darf ich mitkommen?«, fragte ich mit der Stimme eines aufgeregten Kindes.»Mir ist sooo langweilig. Biiiiitte!«
Danie hob beide Augenbrauen. »Du willst mitkommen?«
Ich nickte und stand auf.
»Seit wann?«
»Seit heute« ,erwiderte ich beleidigt. Konnte sie nicht einfach ja sagen? »Bitte,ich stell auch keinen Blödsinn an. Ich will nur mal in meine alte Schule.«
Danie verdrehte die Augen. »Du hast sie nicht mehr alle.«
»Mag schon sein«, murmelte ich. »Darf ich?«
»Na schön. Aber...« Sie machte eine warnende Bewegung mit dem Finger. »du lässt meinen Unterricht in Ruhe.«
»Klar.«
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Dämonenküsse
ParanormalEntweder man liebt jemanden oder man hasst ihn. Beides funktioniert nicht - es ist praktisch unmöglich. Zumindest dachte ich das immer.. Doch was, wenn man sich nicht ganz sicher ist, für welche Seite man sich entscheidet? Was, wenn ein Ereignis ode...