Jo's Kampftaktik war äußerst beneidenswert. Sie gab sich Mühe nicht zu hart zu zuschlagen und zu treten - immerhin gehorchte sie mir. Während ich die anderen Schülerinnen beobachtete, bemerkte ich zum ersten Malein gewisses Interesse an Kindern. Es machte mir ungeheuren Spaß sie zu unterrichten und mich in die Rolle einer Lehrerin hineinversetzen zu können. Das war bestimmt auch der Grund dafür, warum Danie ihren neuen Job so mochte. Die Schüler respektierten einen, das war man von der Arbeit bei der DAB nicht gewöhnt. Wie sollte man auch, wenn die Zielpersonen versuchten dich umzubringen?
Ich war gerade dabei den Mädchen eine neue Kampfstrategie beizubringen, wie es in Logans Notizen stand. Wir beide hatten sie uns vor vielen Jahren einmal ausgedacht, als wir noch zusammen trainiert hatten. Es war eine schöne Erinnerung.
Als wir uns in einem Halbkreis zusammen setzten, ertönte plötzlich lautstark eine Sirene. Wenn jemand, der nicht hier sein durfte, das Gebäude betrat, ging der Alarm los. Ich hatte nicht oft einen solchen Alarm mitbekommen, höchstens hin und wieder einige zur Probe.
Sofort sprangen einige Mädchen hoch und sahen erschrocken drein. Andere flüsterten: »Dämonen.« Der Alarm wurde von Mal zu Mal lauter und auch in mir stieg die Panik.
Ich wünschte Logan wäre hier, er wusste, was nun zu tun war. Doch ich war alleine mit den Schülern. Das Erste, was mir einfiel, was bei dieser Art von Notfall zu tun war, war, sich unter den Tischen zu verstecken. Da wir hier leider keinen einzigen Tisch hatten, blieb nichts anderes übrig als der Geräteraum.
»Alle hier rein!«, rief ich und rannte darauf los. Ich riss die Türen auf und winkte wie wild auf mich zu. Die Mädchen rannten los, einige wirkten einigermaßen ruhig, andere schrien, und wieder andere liefen einfach nur um ihr Leben. Sogar ich fürchtete mich. Aber mehr um die Kinder, für die ich mich komischerweise verantwortlich fühlte.
Nachdem alle Schülerinnen Platz im Geräteschrank fanden, schloss ich die Tür wieder und der Alarm erstarb. Ich hörte das Aufkeuchen innerhalb des Geräteraumes.
»Alle bleiben wo sie sind!«, rief ich und trat langsam auf die Außentür der Halle zu. Der Alarm war aus - vielleicht war der Amokläufer verschwunden. Die Stille wurde unerträglich und meine Neugier wuchs. Ich musste herausfinden, ob der Dämon verschwunden war, erst dann konnte ich - und die anderen - entspannen.
Ich stand nun vor der Tür und lauschte aufmerksam nach Geräuschen aus dem Flur. Nichts.
Und plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Ich schreckte zurück, wie ein Schaf beim Angriff eines Wolfes.
»Melinda« Sam stürzte herein und zog mich schnell nach draußen.
»Hey«,protestierte ich und wehrte mich gegen seinen festen Griff. »Was fällt dir ein?« Die Furcht, die sich in mir breitgemacht hatte, verwandelte sich in Wut. Ich war mir nicht sicher, aber ich denke diese grobe Berührung rief wieder die Erinnerung an ihn in mir wach. Und ich versuchte meine Wut an Sam auszulassen.
»Wir haben keine Zeit«, erklärte Sam und führte mich gegen meinen Willen den Flur entlang. »Ich brauche deine Hilfe bei dem Dämon.«
»Ihr habt ihn geschnappt?«, fragte ich nun interessierter und blieb mitten im Flur stehen.
»Ja«, antwortete Sam. Seine Reaktion verwirrte mich. Er war nun nicht mehr so charmant und höflich wie das letzte Mal, sondern ungeduldig und ein wenig schroff. Ich fragte mich, ob er sich bei seinem Job verstellte und mit Absicht mit der Stimme eines professionellen Anwalts sprach.
»Aber wenn du dich nicht beeilst, dann ist er wieder weg.« Er öffnete die Tür einer Abstellkammer und bedeutete mir vor zu gehen. Ich sah mit zusammengekniffenen Augen zu ihm herauf und entdeckte den typischen Ausdruck in seinen unwiderstehlich dunkelgrünen Augen. Sie spiegelten den Adrenalin wieder, den jeder Jäger hatte, wenn er auf der Jagd war. Mir wurde bewusst, dass Sam nicht nur der erzogene, gutaussehende Mann war, der als ehrenvolles Mitglied des Rates arbeitete, sondern auch ein starker, gefährlicher Jäger, der sein Leben jeden Tag aufs Spiel setzte. Das war sogar doppelt sexy.
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Dämonenküsse
ParanormalEntweder man liebt jemanden oder man hasst ihn. Beides funktioniert nicht - es ist praktisch unmöglich. Zumindest dachte ich das immer.. Doch was, wenn man sich nicht ganz sicher ist, für welche Seite man sich entscheidet? Was, wenn ein Ereignis ode...