Kapitel 11 Verluste - Teil 2

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Entsetzt starrte ich auf mein Telefon - als ob es mir Antworten geben könnte.

Was war da los? Was wollte Logan mir sagen? Was zur Hölle hatte ihn umgebracht und warum?

»Mel?« Meine Schwester kam auf mich zu, eine verwunderte Miene aufgesetzt, als sie mein Gesicht sah.

»Danie!« Ich lief auf sie zu. »Wir müssen sofort zu Logan.«

»Was ist denn los?«

»Er wurde ermordet!«

Sie wollte noch fragen, woher ich das wusste, doch ich zerrte sie bereits zum Auto. Sie sah, wie ernst es mir war und schließlich gab sie nach und schloss den Wagen auf.

Doch noch bevor einer von uns eine Tür öffnen konnte, zersprang die Heckscheibe des Autos mit einem, im Wald schallenden, Knall. Danie und ich rissen unsere Köpfe herum und entdeckten die Zähne fletschende Gestalt.

Sie hockte auf allen Vieren. Mit goldgelb leuchtenden Augen starrte uns das Monster an. Diese, voller Entschlossenheit und animalisch strotzenden, Augen waren die einzige Lichtquelle in der Nacht.

»Das hat mir gerade noch gefehlt«, murmelte ich gereizt. Ich musste so schnell wie möglich zu Logan. Vielleicht konnte ich ihm noch helfen. Oder zumindest sehen, was passiert war, was er gemeint hatte.

»Ein Werwolf.«

Werwölfe waren berühmt für ihr animalisches Verhalten und den durchdringenden Drang nach Futter, Gewalt und Zerstörung. Und mit Futter war nicht gerade mal ein Häschen gemeint, nein, diese Wölfe hatten eine merkwürdige Lieblingsspeise: Menschenfleisch. Am liebsten hatten sie es recht blutig, in kleinen Scheiben oder in Würfel geschnitten. Je speckiger, desto leckerer.

Doch von Danie und mir würde er keinen einzigen Bissen kosten. Schade für ihn, denn wir waren mit Sicherheit sehr lecker.

Der Wolf bleckte die Zähne, während seine leuchtenden Augen uns im Visier hatten. Doch das schüchterte uns nicht im geringsten ein. Wie immer war ich bewaffnet (Unter einem Kleid Waffen zu verstecken war der ersteVorteil, den ich erkennen konnte). Und Danie hatte ihre scharfen Reißzähne um sich zu verteidigen.

»Na?«, rief ich dem Wolfsmann zu. »Hast du vor endlich runter zu kommen, oder willst du uns nur anstarren?«

Obwohl ich mir nicht sicher war, ob er uns in Wolfsgestalt verstehen konnte, sprang er auf die gewaltigen Pfoten und ich konnte ihn nun vollständig erkennen. Dieser um die zwei Meter große Wolf war alles andere als gepflegt. Sein Fell war feucht und lang und das Braun schmutzig, als handelte es sich eher um ein Ferkel, als um einen Wolf. Als er mit langsamen Schritten näher kam, bemerkte ich auch den durchdringenden Gestank nach Müll und nassem Hund.

»Puh«, machte ich und wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum, um den Geruch weg zu wedeln, während ich mit der anderen unauffällig zum Messer an dem Gurt unter dem Kleid griff. »Da hat wohl jemand in der Mülltonne herumgewühlt. Böser Hund!«

Da er meinen Humor nicht nachempfinden konnte, blieb er vor mir stehen und riss knurrend das gewaltige Maul auf. Meine Augen tränten beinahe von dem beißenden Gestank nach Blut und Fleisch, gewürzt mit ein wenig Angstschweiß und vergammeltes Etwas.

»Wolfsmann, du solltest dir echt die Zähne putzen. Das ist ja widerwärtig. Fast schon eine Nasenschändung. Also echt, hat dir deine Mutter denn nicht beigebracht, was eine Zahnbürste ist?«

»Äh, Mel?« Danies Stimme drang zu mir. Ich hatte ihr den Rücken zugewandt und konnte mich nicht umdrehen. Sonst hätte mich der Wolf vermutlich sofort verschlungen.

DämonenküsseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt