Kapitel 1 - Katzenkrallen Teil 2

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Hastig sah ich mich um. Weit konnte sie nicht gekommen sein. Und das war sie nicht, wie ich feststellte.

Sie rannte geradewegs zum Wald, der nur einige Meter vor ihr lag.

"Scheiße!", fluchte ich und rannte hinter ihr her. Der Wald war groß, und es war dunkel. Einen besseren Zufluchtsort könnte man sich nicht aussuchen. Meine Waffe presste ich dicht an meinem Oberschenkel, da sich auch andere Leute auf dem Parkplatz aufhielten, an denen ich vorbei raste. Doch eine Katze war schneller als eine Hexe und so betrat sie das Waldstück, noch bevor ich schwer atmend ankam.

Ich ließ noch einen Fluch aus und sah mich um.

Nichts als dunkle Bäumeund Gebüsche, keine Silhouetten, die einem Menschen ähnelten, kein Rascheln, das sie verriet.

Absolut nichts.

Ich ließ die Schultern hängen. "Verdammt!" Ich musste sie also suchen. Mir lag es nämlich gar nicht einen Job hängen zu lassen.

Dann viel Spaß beim Suchen, Mel...

Langsam arbeitete ich mich Stück für Stück tiefer in den Wald, untersuchte Büsche - nichts. Sah hinter jedem Baum nach - nichts.

Es waren gerade mal 3 Minuten verflogen, als ich doch etwas hörte. Ein gedämpftes Knacksen, dann ein Fluchen und ... ich hörte sie leise Miauen.

Tja, auch Katzen fielen auf die Schnauze.

Dafür war ich dankbar, ansonsten hätte ich sie nie gefunden. Als ich den flehenden "Miau"-Lauten folgte sah ich sie. Maya lag in einem Beet aus feuchter Erde und bunten Laub. Sie war offensichtlich über den dicken Baumstamm gestolpert, der zu ihren Füßen lag. Es war ihr zutiefst peinlich so hilflos dazuliegen, während sie sich ihre Knöchel hielt das war nicht zu übersehen. Mit grünen Augen, die zu sagen schienen "Na, bist du jetzt glücklich?", sah sie zu mir auf.

Und wie ich das war! Es ersparte mir viel Arbeit und Zeit.

Ich klatschte ihr meine DAB Marke auf den Boden vor ihre Nase.

"Maya DeRino, ich nehme Sie im Auftrag der DAB wegen Einsetzten schwarzer Magie und der Verwendung zum eigenem Vorteil fest. Legen Sie beide Hände auf den Rücken und bleiben Sie liegen. Denken Sie erst gar nicht daran sich mit mir anzulegen zu wollen."

Widerwillig, wobei sie mir einen missbilligen Blick zuwarf, tat sie, was ich von ihr verlangte. Ich steckte die Marke weg und trat näher an sie heran, um ihr die Fessel anzulegen. Ich schloss sie an einen Handgelenk fest, doch zum 2. kam ich gar nicht. Maya holte aus und ich spürte, wie sie mir das Silber ins Gesicht schlug. Einen Moment stand ich überrascht da, dann jedoch spürte ich den Schmerz und auch die Wut.

Wieso mussten sich immer alle wehren?!

"Ich finde es erstaunlich, dass die mich festnehmen lassen wollen", grummelte Maya, die sich inzwischen aufgerappelt hatte und mich mit funkenden Augen anstarrte. "Und dann schicken sie mir jemanden wie dich."

"Jemanden wie mich?!" Ich machte mir nicht die Mühe zu ihr zu laufen. Sie stand praktisch vor mir und außerdem humpelte sie.

"Ja", antwortete sie angewidert. "Eine Hexe." So wie sie das Wort aussprach klang es, als wären Hexen nicht gerade ihre Freunde.

"Du magst Hexen nicht besonders, was?"

"Nein. Ich hasse sie."

"Aber du beschäftigst sich auch mit der Magie", hackte ich nach. "Zwar mit der falschen, aber immerhin. Wie kommt es dazu?"

"Ich hatte Freunde" Sie zuckte lässig die Achseln. "Sie hintergingen mich und ich tötete sie. So bekam ich ihre Kräfte."

Während sie mich mit hasserfüllten Augen ansah, bemerkte ich, dass das Silber bereits anfing zu wirken. Ihr linker Arm, an der die Handschellen baumelten, zuckte kurz.

"Was haben sie getan?", wollte ich wissen. Wenn ich ihr Informationen entlocken könnte, würde das einen guten Eindruck der DAB gegenüber hinterlassen. Vielleicht würde ich so bessere Aufträge bekommen, als einer wild gewordenen streunenden Hauskatze das Handwerk zu lehren. Sie war nicht gerade sympathisch - meine Wange pulsierte immer noch wie verrückt.

"Das ist irrelevant. Schwarze Magie ist das Einzige, das mir wichtig im Leben ist. Es liegt mir im Blut. Die DAB wird es mir nicht wegnehmen können."

"Darauf würde ich nicht wetten, Süße", erwiderte ich trocken, lächelnd, als ich sah, dass ihr Arm erneut zuckte. Wenn ich mich weiter mit ihr unterhielt würde sie K.O gehen ohne, dass ich etwas unternahm.
Mayas Gesichtsausdruck veränderte sich plötzlich. Aus dem von Hass strotzendem Gesicht würde ein beinahe flehendes.

"Ich brauche meine Magie", flüsterte sie verzweifelt.

"Wofür?"Ich war nicht nur misstrauisch, sondern auch ein klein wenig neugierig geworden. "Wofür brauchst du sie?"

"Um mich im Krieg verteidigen zu können", antwortete sie unterwürfig. Als sie meinen verwirrten Gesichtsausdruck sah, legte sie den Kopf schräg und sah mich aus einer Mischung aus Irritation und Spott an."Du weißt schon; der große Krieg."

"Was für ein Krieg?" Ich hatten keinen blassen Schimmer wovon sie redete.

"Du hast noch nie was von dem bevorstehenden Krieg gehört?" Die Verwirrung wich aus ihrem Gesicht und nur noch Spott zeigte sich."Was bist du denn für eine Hexe?!"

"Eine sehr gute würde ich sagen", entgegnete ich etwas gekränkt. "Also von welchem Krieg sprichst du? Der Apokalypse?"

Sie lachte mich bitter aus.

Sie lachte mich allen ernstes aus, was an meinem Stolz nagte.

"Ich bitte dich", erwiderte sie, als sie endlich fertig war.

Gut, ich war beinahe soweit ihr eine zu kleben.

Doch in der nächsten Sekunde war sie still. Sie schien in die Ferne zu schauen, als sähe sie etwas vor sich. Ihr Gesicht war nun todernst. Und ja - sie hatte wirklich Angst. "Der Krieg ist tausendmal schlimmer als die Apokalypse. Apokalypse heißt das Ende der Welt. Alle sterben - der Planet ist ausgelöscht. Der Krieg jedoch -"

Doch bevor sie den Satz zuende sprach, kehrte sie in die Wirklichkeit zurück und feixte mich an.
"Der Krieg was?", verlangte ich zu wissen. 


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