Kapitel 13 Todessehnsucht

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Ich lief auf das Gebäude zu, ohne richtig nachzudenken - ohne an die Konsequenzen zu denken. Ich hatte nur einen Gedanken: Vergessen.

Mein ganzes Lebenwar eine reiste Qual gewesen. Meine Mutter war tot - ein Unfall beimJob, eben der größte Nachteil, wenn man Jägerin war. Mein Dad war ebenfalls gestorben, als ich noch jung war - ebenfalls einJagdunfall. Ich musste Danie alleine großziehen, während ich selbst noch ein Teenie war. Wir hatten uns mit dem Stress in der Schule und bei der Jagd nach den Kreaturen der Nacht herumzuschlagen. Es war nie einfach gewesen. Ich hatte nie eine normale Kindheit gehabt - nicht einmal annähernd.

In der Schule begegnete ich Caleb und verliebte mich in den geheimnisvollen Biker, der Gefahr ausstrahlte. Wir kamen zusammen und so lernte ich sein Wesen und seinen wahren Charakter kennen. Er wurde immer grober zu mir und schließlich fand ich endlich den Mut mit ihm schluss zumachen, na ja, die Geschichte kennt Ihr bereits. Seitdem dieser Mistkerl meine Schwester in einen Blutsauger verwandelte hatte, war Danie nie wieder die Alte. Ihr Wesen veränderte sich und ich musste jeden Tag mitansehen, wie sie gegen das Monster in sich ankämpfteund versuchte mit ihrem neuen Leben auszukommen. Noch schlimmer wurde es, als sie den Wachmann aus Versehen tötete. Damals konnte ich sehen, wie der Rest ihrer Heiterkeit und alten Persönlichkeit dahin ging. Sie verlor ihren geliebten Job und immer schwerer fiel es ihr ihre Blutlust zu kontrollieren.

Nun war sie tot. Und mit ihr ein alter Freund und der Mann, der wie mein zweiter Vater war.

Und nun? Mir stand ein gruseliges Schicksal bevor, eine Prophezeiung, die mein Leben bestimmte.

Mein Inneres explodierte wie mein Haus, wenn ich an meine Vergangenheit dachte.

Alles in einem: Mein Leben war sinnlos. Es war kläglich.

Er lief frei herum und hetzte Kopfgeldjäger auf mich, während seine anderen Lakaie Menschen tötete, die ich liebte. Er wollte mich lebend, doch wenn ich starb, würde er die anderen in Ruhe lassen. Und keiner musste mehr leiden.

Als ich schreiend auf mein ehemaliges Haus zu rannte, spürte ich Sams kräftige Hände, die mich festhielten. Er brüllte, ich solle nichts unüberlegtes tun. Doch ich tat es. Ich wollte nichts mehr von alldem fühlen. Ich wollte gefühlstaub sein. Einfach tot ...

Sam hielt mich fest, doch ich schlug wie eine Geistesgestörte um mich und lief auf die Flammen zu. Wild entschlossen einfach zu sterben ...


So fühlte es sich also an, wenn man tot war. Zuerst sah man genau zu, wie man gestorben war. Wie eine fremde Person, ein stiller Betrachter. Wie in einem Hollywood-Film sah ich, wie ich auf das Feuer zu lief. Die Hitze hüllte mich ein und es kam mir vor, als näherte ich mich der Sonne. Ich hustete, als sich meine Lungen mit Rauch füllten. Schon bald wurde aus den rot-gelben Flammen eine immer dunklere Masse, bis ich nur noch schwarz sah.

Der zweite Schritt des Tot-seins war das Licht. Man sah vor sich ein helles gleißendes Licht. Es wirkte irgendwie beruhigend und befreiend. Friedlich. Fast schon dachte ich, ein Engel würde auftauchen und seine Hand nach mir ausstrecken. Alle meine Sorgen und all das Schlimme, dass ich in meinem Leben getan hatte schien zu weichen. Alle schlechten Emotionen waren fort. Und nur die guten blieben.

Vor mir erkannte ich bunte Farben, die im weißen Licht fangen spielte. Jede stand für eine Emotion. Gelb - Heiterkeit. Grün - Glück. Blau - Frieden. Braun- Vergebung. Rot - Liebe.

Auf einmal musste ich an Sam denken. Ob er mich vermissen würde? Ich musste zugeben, ich würde ihn vermissen. Er war in letzter Zeit zu einem guten Freund geworden, vielleicht auch mehr. Er war eine Person, der ich alles anvertrauen konnte. Ich bedauerte es, dass es nicht zu einem Kuss gekommen war, bevor ich gestorben war.

DämonenküsseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt