Kapitel 15 Carmens Geschichte - Teil 2

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Sie holte tief Luft, bevor sie fortfuhr. »Ich hatte kaum den halben Saal überquert, als dieses Ding hereinplatzte. Es stürzte zur Tür rein und sah sich grinsend um. Ich werde dieses Gesicht niemals vergessen. Es hatte so ... kalt gewirkt. Belustigt, amüsiert. Als bereitete es ihm ein wahnsinns Vergnügen den wichtigsten Tag unseres Lebens zu zerstören. Das ist schon Grund genug, wieso ich es auf der Stelle umbringen könnte.« Ihre Stimme hatte einen verschwörerischen Ton angenommen und ihr hübsches Gesicht war traurig.

»Aber es kam noch schlimmer. Vor den Augen von jedem, der in diesem Raum war, verwandelten sich seine Augen in ein tiefes Schwarz. Und obwohl es menschliche Gestalt hatte, wirkte es mit einem Mal nicht mehr wie ein Mensch. Vergnügt sah es sich um und als er sprach, hallte seine Stimme laut wieder.

›Hi,Leute‹, meinte es süffisant. Langsam trat es den Gang entlang, während alle anderen - mich eingeschlossen - erstarrt waren. Ich konnte mir keinen Reim daraus machen, wieso jemand in eine fremde Hochzeit stürmte. Und noch ausgerechnet in meine. Doch was mich am meisten beschäftigte war, was es denn war. Ich hatte noch nie im Leben solche Augen gesehen. Es zeigte sich kein Weiß mehr.

Der Dämon - damals hatte ich noch nicht gewusst, dass es einer war, ich meine, ich hätte nie gedacht, dass es so etwas tatsächlich gibt - trat auf mich zu und riss mich, ohne mich aus den düsteren Augen zu verlieren, von meinem Vater weg. Er landete mit einem dumpfen Knall Meter weiter entfernt. Sämtliche Leute schnappten nach Luft. Das Monster packte mich mit groben Händen und bewunderte mich.

›Das ist also die Braut‹, murmelte er und das Schwarz seiner Pupillen bohrte sich in mich. ›Du bist schnuckelig‹, hauchte es in meinen Hals und hielt mich gleichzeitig so fest, dass ich mich nicht rühren konnte. Angewidert und schluchzend spuckte ich nach ihm, doch das machte ihn noch wütender. Niemand im Saal sagte etwas oder rührte sich, alle hielten den Atem an. Nur Connor fand Mut und stürzte sich auf den Rücken des Dings. Sofort wandte sich der Dämon an ihn und schleuderte ihn ans Ende des Raumes, wo er schmerzhaft zu Boden knallte.

Ich schrie seinen Namen und wollte auf ihn zu rennen, nach ihm sehen. Connor hatte es nicht verdient, niemand hatte das. Wir alle waren unschuldig und wahrscheinlich nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.

Der Dämon hatte seine zornigen schwarzen Augen auf meinen Verlobten geheftet. Jeder Muskel seines Körpers war angespannt und er zuckte jähzornig. ›Das war ein großer Fehler‹, presste er hervor.

Dann war es bereits zu spät. Er riss mich von sich weg und ich prallte hart auf den Boden. Die Welt fing sofort an sich zu drehen, doch nach wenigen Sekunden konnte ich bereits sehen, wie das Monster mit etwas metallischem immer wieder auf die Köpfe der Gäste einschlug, während nun alle hysterisch zu schreien begannen und versuchten zum Ausgang zu rasen. Der Raum war mit einem Mal mit Horror-Stimmung erfüllt. Gedämpfte Schreie ertönten, Blut spritzte aus ihnen –meiner Familie. Ich hörte Knochen brechen und japsende Atemzüge. Alles was vorher traumhaft erschienen war, war nun nur noch Teil eines Horrorfilms.

Ich rappelte mich mühsam auf, als Connor auf mich zulief, zwischen den kreischenden Leuten. Ich wandte angewidert meinen Blick von dem Dämon ab, der alle brutal ermordete, die Teil meines Lebens waren.

Connor rief ›Lauf‹ und ich lief auf die Tür zu. Sie war nicht weit entfernt, schien aber Kilometer weiter zu sein. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis ich sie aufriss, doch im selben Moment sackten meine Beine weg. Ich fuhr herum und ließ meine Augen durch den Raum fahren. Mir war nicht aufgefallen, wie still es plötzlich war. Der traumhafte Kirchensaal hatte sich in ein Blutbad verwandelt. Überall, wo man hin sah lagen leblose Körper. Körperteile standen in einem seltsamen Winkel von den restlichen Knochen ab.

DämonenküsseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt