Kapitel 3 || Chandelier

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Nachdem die Winchester Brüder sich in einem Motel niedergelassen, ihre Dokumente geordnet und eine Nacht gründlich geschlafen hatten, standen sie am nächsten Abend wieder vor dem massiven Gebäude der Royal Academy of Dance. Erst jetzt, wo es beleuchtet war, sah man wie majestätisch die Tanzschule eigentlich wirkte. Ihre weißen marmorähnlichen Wände wurden von großen Säulen gehalten, ebenso wie die große Plattform, die mindestens fünf Meter breit und sechs Meter lang war und Schutz vor dem dichten Schnee vor dem Eingang der Academy bot. An den Säulen wurden Efeublätter aus Marmor gehauen und aus den großen Fenstern, die sich über fünf Stockwerke zogen, kam genug Licht, um die Straße vor dem Gebäude zu beleuchten. Desto näher Sam und Dean dem Eingang, vor dem ein roter Teppich lag, kamen, desto mehr Details entdeckten sie an dem Gebäude, das man fast schon Palast nennen konnte.
Dean hob eine Braue.
"Schicker Laden. Hast du das Programmheft?" fragte er seinen Bruder.
Sam war am Nachmittag noch einmal bei der RAD gewesen, um sich ein paar Prospekte und Informationen zu besorgen. Jedoch wollten die Schüler der RAD ihm keine Auskunft auf seine Fragen geben.
Er nickte, holte das Programmheft aus seiner Tasche und übergab es Dean. Dieser blätterte es durch, suchte nach etwas bestimmten.
"Da." er zeigte mit seinem Zeigefiger auf eine Seite des Hefts.
"Evanna Desjardin. Sie tanzt bei der allerersten und letzten Nummer mit."
"...die letzte wäre die von Lisa gewesen." meinte Sam nachdenlich.
Sein Bruder nickte zustimmend.

"Ihre Karten, meine Herren?"
Die Brüder sahen auf. Eine dunkelhäutige Frau mit hohgesteckter Frisur, einem cremefarbenen Kleid und perlweißem Lächeln hielt ihnen eine offene Hand hin.
"Natürlich" antwortete Sam und holte zwei Karten aus seiner Smokingtasche. Die Frau nahm sie, riß beide Karten etwas ein und gab sie den beiden Männern zurück.
"Ich wünsche einen angenehmen Abend."
Sam und Dean staunten nicht schlecht, als sie die enorme Tanzschule betraten. Ganz egal wie edel und königlich das Gebäude von Außen wirkte, die Innenräume übertrafen alles. Von beiden Seiten führten jeweils eine große Treppe aus dem Foyer ins obere Geschoss. An der Decke glitzerten drei große Kronleuchter, die hier und da ein paar Reflektionen an die Wände warfen. Sam fragte sich, ob es echte Diamanten waren, aus denen die Leuchter bestanden, dachte sich jedoch, dass dies selbst für eine solche Schule übertrieben gewesen wäre.
"Na dann sehen wir uns hier mal ein bisschen um."
Dean sah seinen Bruder kurz an und bedeutete ihm, mitzukommen. Auf dem Weg nahm er sich zwei Champagner Gläser und schluckte beide nacheinander mit einem Mal hinunter.
Sam schlug ihm sanft in die Rippen.
"Dean. Dies ist nicht die richtige Zeit, Unmengen von Champagner zu sich zu nehmen, also bitte, halte dich etwas zurück."
Sam nahm Dean ein drittes Glas aus der Hand und stellte es einem Kellner gleich wieder auf sein silbernes Tablett.
Ein Gong ertönte und alle Zuschauer begaben sich entweder die Treppen hinauf oder gingen durch die Türen im Erdgeschoss.
Nachdem Sam eine Frau gefragt hatte, in welche Richtung sie denn müssten, mischten sie sich unters Volk.
Beide Männer nahmen in der dritten Reihe platz, nachdem sie ihre Sitzplätze gefunden hatten und warteten gespannt auf den Anfang der Show.
"Okay, achte auf irgendwelche Leute, die nicht zum Gesamtbild passen oder Erscheinungen." erinnerte Sam seinen Bruder.
"Ja ja. Ich mache diesen Job nicht erst seit zwei Tagen, Sam." motzte Dean ihn an, während er sich etwas im Programmheft durchlas.
Die Lichter gingen aus und die Scheinwerfer an. Auf der Bühne erschien ein etwas älterer Mann, der durch ein Mikrofon mit dem Publikum sprach. Er erzählte etwas über die Geschichte der RAD und bedauerte den Tod der beiden Ex-Schülerinnen. Er stellte sich als der Leiter der Academy heraus und widmete diesen Abend den beiden verstorbenen, bevor er den Anwesenden einen erfreulichen Abend wünschte.
Als er von der Bühne ging, war es einen Moment lang ruhig. Danach setzte die Musik ein.

Inmitten der vielen Mädchen erkannte Dean Evanna, die junge Frau, die ihm und seinem Bruder gestern zwei der letzten Karten verkauft hatte und derzeit ih Topverdächtige war.

"Sie ist wirklich gut." flüsterte Sam Dean ins Ohr.

Dieser nickte abwesend. Irgendetwas an ihr erregte seine Aufmerksamkeit. Doch was es genau war, konnte er nicht sagen.
Er sah zu, wie Evanna zusammen mit den anderen Mädchen über dem Boden schwebte und jede Faser ihres Körpers sichtbar unter Kontrolle hatte.
Zwischenzeitlich sah er sich immerwieder um, damit ihm nichts wichtiges entgehen konnte. Der schwarze, fließende Stoff des Kostüms schien Evanna in der Luft zu tragen.
Als der Tanz vorbei war und die Frauen von der Bühne gingen, klatsche das Publikum. Sam und Dean stimmten mit ein.
Es folgte eine Show aus verschiedenen Tänzen, mal modern und lyrical dance, mal ein paar Tänze aus Stücken des klassischen Balletts.
Während der Pause versuchte Sam Evanna zu finden, und ließ Dean an der Snackbar alleine, was sich später als Fehler herausstellte. Als der Gong wieder ertönte musste Sam enttäuscht zurück in den Saal gehen und Dean beim Tragen der Snacks helfen, die er sich gekauft hatte.

"Hast du sie finden können?" fragte der ältere Bruder nachdem sie ihre Plätze wieder gefunden hatten und knabberte auf ein paar Erdnüssen herum.
Sam schüttelte den Kopf.

"Mach dir nichts draus, wir bekommen schon eine Gelegenheit, mit ihr zu reden." sagte er.

Das Licht erlisch langsam wieder im Saal und alle Leute im Publikum waren auf einmal ruhig. Es folgten nun genug klassische Ballettstücke, dass Dean die Augen zu fielen und er leise anfing zu schnarchen.
Sam stieß ihn mit dem Ellenbogen an.

"Da ist sie wieder." sagte er leise. Die Augen beider Männer waren wie an Evanna festgeklebt. Und es erging nicht nur ihnen so. Der ganze Saal verfolgte jede Bewegung, die sie machte mit den Augen. Ihr perfekter Einklang mit der Musik, ließ so manche seufzen. Doch sie selber konnte sich kaum auf den Tanz konzentrieren. Nicht nach dem, was sie in der Pause mitbekommen hatte. Nach der Show würden Polizeiautos das königliche Bild der RAD von Außen komplett zerstören. Doch sie konnte sie nicht retten. Jetzt musste sie ihre Kunst vollenden, bevor sie sich ihrer Lebensaufgabe erneut stellten konnte.

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Videoquellen: https://youtu.be/xVmNf_mVh1s, https://youtu.be/ZkIidL1uny0

November Rain//Dean WinchesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt