Kapitel 9 || Cut myself on Angel's hair

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Sam streckte die Schultern und sah Dean kurz an. Dieser nickte ihm zu und zusammen gingen sie zielstrebig auf das Ledersofa zu, von dem der Rauch aufstieg. Die Lehne war zu mir gedreht, sodass ich Hugo nicht erkennen konnte. Die beiden Brüder stellten sich vor Hugo hin und redeten auf ihn ein. Was sie sagten konnte ich nicht verstehen, da ich zu weit entfernt saß. Dann erhob sich langsam eine ründliche Gestalt mit dunklen Haaren und quetschte die Zigarre auf dem Tisch aus. Er griff nach Sams Kragen und flüsterte ihm etwas zu. Meine Muskeln spannten sich an und meine Fingernägel gruben sich in das weiche Leder des Sofas. Wenn dieser Hugo es auch nur wagte, Sam oder Dean irgendetwas anzutun...
Ich war so damit beschäftigt, meine Wut unter Kontrolle zu bringen, dass ich nicht realisierte, wie sich die beiden Brüder neben mich setzten. Mein Herz setzte kurz aus, als ich einen aus der Nase blutenden Sam gegenüber von mir sitzten sah.
"Was habt ihr ihm gesagt?" wollte ich wissen.
"Nur, dass wir Freunde von Sydney sind und kurz mit ihm reden wollen. Hat ihm wohl nicht so gefallen."
Dean legte seinen Arm auf der Lehne des Sofas ab und musterte seinen Bruder besorgt. Dieser hielt sich ein Nasenloch mit einer Serviette zu und wartete darauf, dass die Blutung stoppte. Ich kaute auf meiner Innenlippe herum. Hugo wusste etwas über Sydney, so viel stand fest.
"Ich hab ne Idee."
Ohne auf eine Reaktion von den beiden Winchesters zu warten, stand ich auf, richtete meine Flügel zurecht und ging auf den Rauchschwaden zu.
Dean sah mir neugierig hinterher. Ich stellte mich vor Hugo und beschloss, meine Rolle zu spielen. Darum ging es doch schließlich beim Verdecktermitteln.
Der Mann vor mir grinste schief und entblößte seine gelben Zähne. Er war abstoßend, keine Frage. Das Fett glänzte in seinen schwarzen Haaren, die zurückgekemmt waren. Seine wurstartigen Finger hatten bereits eine zweite Zigarre angezündet. Von dem Geruch wurde mir fast schon schlecht.
"Du bist neu hier. Nicht?"
Er legte die Zigarre in einen Aschenbecher, der vor ihm auf dem schwarzen Kaffeetisch stand, und legte beide Arme auf die Lehne des Sofas, auf dem er saß.
"Ich kenne jede einzelne Puppe im Wonderland doch dich...", er schnalzte mit der Zunge, "...dich habe ich hier zuvor noch nicht gesehen."
Ich musste schlucken, um Ruhe zu bewahren. Ich warf einen Blick zu dem Tisch der Winchesters und bemerkte Deans Anspannung und die Bereitschaft, jederzeit aufzustehen. Er nickte mir fragend zu, wollte wissen, ob ich alles unter Kontrolle hatte. Ich erwiderte sein Nicken kaum merklich, jedoch entspannte er sich nicht.
"Es gibt eine Art...Einweihung."
Mein Blick glitt wieder zu Hugo.
Er nahm einen kräftigen Schluck Gin und musterte mich gründlich.
Ich wusste genau, was er meinte. Sein Grinsen verriet mir, welche schmutzigen Szenarien er in seinem Kopf durchlebte und es widerte mich an.
Ich sagte nichts, sondern ging ein paar Schritte zurück. Er sollte dies als eine Einladung sehen, und mein Ticket zu wertvollen Informationen. Ich hatte auf garkeinen Fall vor, mit dem Typen zu schlafen, Himmel, nein. Doch das musste er nicht wissen.
Hugo stellte sein Glas ab und stand langsam auf. Seine dunklen Augen bohrten sich in mich wie Nägel in eine Wand.
Im Stehen wirkte er nicht ganz zu füllig, wie im Sitzen, jedoch merkte man ohne groß hinzusehen, dass er trotzdem übergewichtig war.
Hugo strich sich seine Haare noch glatter und ging an mir vorbei. Hinter der Bar verschwand er durch eine versteckte Tür. Ich sah kurz zu Sam und Dean und versicherte ihnen mit einem Blick, sich keine Sorgen machen zu müssen. Dean murmelte etwas zu Sam, nahm jedoch die Augen nicht von mir.
Ich drehte mich um und folgte dem dunkelhaarigen Mann. Als ich in dem dunklen Raum stand, wurde hinter mir die Tür zugeknallt. Dicke, weiße Kerzen waren die einzigen Lichtquellen. Hugo stand neben einem Doppelbett, das sich direkt in der Mitte des Raums befand. Er bedeutete mir, mich umzudrehen. Widerwillig tat ich dies und spürte, wie er mir die Engelsflügel abstreifte.
"Wie ist dein Name?" Fragte er.
"Angel."
Meine Stimme klang unsicher. Ich konnte gegen Geister kämpfen und Vampire enthaupten, aber dieser Undercoverjob raubte mir den letzten Nerv. Ich schloss die Augen für ein paar Sekunden, um ruhig zu bleiben.
"Wissen Sie etwas über eine Freundin von mir? Sie...hat mir die Arbeit hier empfohlen."
Hugo warf die Flügel beiseite und wollte das Korsett aufschnüren, als ich mich ruckartig umdrehte. Bestimmt sah ich ihn an.
Meine Hand umfasste sein dickes Handgelenk.
Sein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig, als er den kleinen Pentagrammförmigen, von Flammen umrahmten Anhänger an meiner Kette bemerkte.
"Du bist eine Jägerin." stellte er fest. Seine Stimme klang freudig, fast schon...amüsiert. Bevor ich reagieren konnte, riß er mir die Kette vom Hals und sie fiel mit einem Klirren auf den Boden. Seine Augen wurden komplett schwarz, als er blinzelte. Ich ließ sein Handgelenk los und trat ein paar Schritte zurück. Unbewaffnet und halbnackt stand ich vor dem Dämon. Dieser wartete meine Reaktion ab.
"Ich habe niemanden umgebracht, falls du das mit deiner kleinen Freundin meintest." er leckte sich über die schmalen Lippen. Sie schwarzen Augen ließen ihn noch abstoßender aussehen.
Ich ging ein paar Schritte zurück, wollte nach der Türklinke greifen und aus dem Raum verschwinden, doch die Tür war abgeschlossen. Wie wildgeworden rüttelte ich an der Klinke und versuchte auch die Tür aufzubrechen, doch nichts funktionierte.
Der Dämon streckte eine Hand aus und ich erhob mich in die Luft. Er warf mich auf die andere Seite des Raums, wo ich mit dem Kopf gegen den Nachttisch stoß und dann unsanft auf dem Boden aufkam. Er kam auf mich zu als ich von draußen zwei männliche Stimmen nach mir schreien hörte.
"Dean! Sam! Ich bin hier!"
Die Tür fiel aus ihren Riemen und Dean trat ein, dicht gefolgt von Sam, der ein kurios aussehendes Messer in der Hand hielt. Sam stürzte sich auf den Dämon, der ihn mit einer Armbewegung zur Seite warf. Das Messer fiel ihm aus der Hand und landete neben dem Bett auf dem Boden. Ich setzte mich auf und rieb mir den Kopf. Zu meinem Erstaunen, tat es nicht so sehr weh, wie erwartet.
Dean versuchte sich das Messer zu schnappen, doch Hugo warf ihn auf das Bett und legte seine fleischigen Hände um seinen Hals. Dean ächzte und rang nach Luft. Ich ergriff die Chance, nahm das Messer und schlich mich von hinten an.
Ich achtete darauf kein Geräusch zu machen.
Rechts von mir lag Sam und hielt sich die geprellte Schulter. Hugo schlug auf Dean ein. Dieser spukte Blut auf das weiße Laken. Ohne zu zögern rammte ich dem Dämonen das Messer in den Rücken. Lichter entfachten und Hugo fiel schreiend zu Boden. Erstaunt, über was ich da sah, hätte ich fast den blutenden Dean vor mir vergessen. Ich setzte mich neben ihn auf das Bett und half ihm, sich auszurichten.
"Alles okay?" besorgt musterte ich Dean und wischte ihm etwas Blut aus dem Gesicht. Sein Atem ging schnell und unregelmäßig, doch er nickte.
"War er es?" fragte Sam, der sich zu uns gestellte.
Ich schüttelte nachdenklich den Kopf.
"Nein, er war nur ein Dämon auf der Suche nach etwas Spaß. Wahrscheinlich zwischenzeitlich, um neben dem Morden noch einer anderen Aktivität nachzugehen."
Es war ein Tritt ins Leere. Doch so schnell würde ich nicht aufgeben.

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Ja, der Titel ist eine Nirvana-reference 😊

November Rain//Dean WinchesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt