Kapitel 20 || Plan B

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Zwei der Vampire hielten mich an meinen Handgelenken fest, meine Waffe lag auf einem Tisch neben Flaschen, die mit einer gewissen roten dickflüssigen Substanz gefüllt waren. Luke beobachtete das Blut in seinem Weinglas, als er sich vor mich stellte.
"Ich wusste, dass du kommen würdest. Du warst schon immer verrückt nach mir. Wenn dich Gesetze nicht stoppen konnten, wie sollen es dann knapp 2,700 Meilen?"
Beschämt blickte ich zu Boden, doch Luke legte seine Hand an mein Kinn und zwang mich hochzusehen.
"Du brauchst dich nicht zu schämen. Es war ein Test. Und du hast bestanden." sagte er erfreut.
Eine Augenbraue hebend, sah ich den Mann ungläubig an.
"Ein Test? Was für ein Test?"
"Weißt du, Evanna", sagte er als er das Weinglas wegstellte und sich gegen den Tisch lehnte, "ich habe dich immer gemocht und das hat sich auch im Tod nicht geändert. Ich leite dieses Nest. Ich habe alles, was ich will."
Seine Augen wurden nun ernst, seine Stimme tiefer.
"Fast alles. Ich bin eine Art...König. Doch was ist ein König ohne seine Königin?"
Eine Träne tropfte von meiner Wange auf den Boden. Es war mir bewusst, dass all dies meine Schuld war. Ich hätte ihn beschützen sollen, ich hätte all dies nie zulassen dürfen.
"Du bist gewachsen, weißt du."
Luke stoß sich von dem Tisch ab, um sich wieder vor mich zu stellen und mir eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen.
"Ich empfinde nichts mehr für dich."
Meine Lippen zitterten. Er wusste genauso gut wie ich, dass dies nicht der Wahrheit entsprach.
Doch ich wollte nicht bei ihm bleiben, zum Vampir werden.
Er seufzte enttäuscht.
"Verleugne es nicht, meine Liebe."
"Ich bin nicht deine Liebe."
Mit einem eisernen Blick sah ich auf und schrie "Sam! Dean!", ich nutzte Ablenkung, um einen der Vampire, die mich festhielten, so schwer zu verletzen, dass er mich losließ und rannte zum Tisch um nach meiner Waffe zu greifen, mit der ich zwei der anderen Vampire mit einem Mal enthauptete.
Der von mir verletzte Vampir taumelte direkt in Sams Arme, der ihn ohne zu zögern ebenfalls einen Kopf kürzer machte.
Luke entfernte sich unauffällig von dem Tumult und ließ sich in den großen Sessel fallen, der an dem Tisch stand, auf dem er sein Weinglas abgelegt hatte.
Umgeben von Vampirleichen, sah ich Luke nun direkt in die Augen.
"Immernoch so selbstbewusst?"
Er grinste bloß und schüttelte ungläubig seinen Kopf.
"Mehr den je, meine Liebe. Glaubst du wirklich das waren die einzigen? Ich habe das Nest in deiner Abwesenheit vergrößert."
Ich hatte kaum Zeit zu reagieren, als mindestens sechs weitere Vampire auftauchten und Sam, Dean und mich festhielten. Dean versuchte sich zu befreien, doch die Vampire waren stärker.
"In die Käfige." befahl Luke und nahm, während er zusah, wie wir abgeführt wurden, einen weiteren Schluck aus seinem Weinglas.

"Das ist alles meine Schuld." sagte ich, während ich an die Decke starrte. "Ihr habt mir blind vertraut und ich habe mich leichtsinnig verhalten."
"Du hast eine emotionale Verbindung zu diesem Vampir. Wir waren genauso leichtsinnig."
Sam und Dean saßen zu zweit in einem riesigen Käfig, während ich allein in meinem eigenen hockte und verloren durch den Raum blickte. Wir befanden uns in einer Art Keller. Die Wände waren feucht, an manchen Stellen schimmlig und Rattengequiecke war zu hören.
"Nein, wir wollten dich einfach beschützen." murmelte Dean, während er die Wand gegenüber von ihm anstarrte.
"Beschützen? Ich bin eine Jägerin, Dean."
"Und trotzdem sitzen wir jetzt hier fest."
Dean und ich standen uns nun, soweit es die Käfige erlaubten, gegenüber. Beide Blicke waren vorwurfsvoll, leidenschaftslos.
"Es bringt nichts sich jetzt zu streiten." meinte Sam ruhig.
Nachdem ich Dean noch einige Sekunden direkt in die Augen sah, gab ich schließlich nach und lehnte mich gegen die kalten Gitterstäbe.
"Ideen wie wir hier rauskommen?"
Doch keiner der Jungs konnte mir darauf eine Antwort geben, denn in diesem Moment öffnete sich die Tür und zwei der Vampire, gegen die wir vorhin verloren hatten, kamen mit einem braunen Koffer die Treppe herunter.
Sofort spannte sich jeder einzelne Muskel in meinem Körper an, denn ich wusste, was in diesem Koffer war.
Meine Befürchtungen wurden nur bestätigt, als einer der beiden, ein großer, muskulöser Mann mit einem sehr kurzen Haarschnitt, eine Spritze und zwei leere Blutbeutel herausnahmen.
Der große wollte meine Käfigtür öffnen doch der zweite Vampir, ein kleinerer Rotschopf, griff nach seinem Arm, um ihn daran zu hindern.
"Er meinte nicht das Mädchen."
Der große Vampir gab eine Art Knurren von sich, bevor er sich umdrehte, um Sam und Deans Käfig zu öffnen.
Sie griffen nach Sam, der Dean hilfesuchend ansah. Er hatte sichtlich Panik und Dean bemerkte das sofort.
"Nimm mich.", sagte er ohne zu zögern.
"Was war das?" der Rotschopf fragte ehrlich nach, er muss gedacht haben, dass er sich verhört hatte.
Dean räusperte sich und sprach nun mit mehr Macht.
"Nimm mich." wiederholte er.
Der große gab ein Grunzen von sich und ergriff Deans Arm, um ihn danach förmlich in einen Stuhl zu werfen und festzuhalten, damit Dean nicht entkommen konnte.
Der Rotschopf, der sich als 'Kennedy' herausstellte, schloss Sam wieder in seinem Käfig ein.
Ich biss mir auf die Unterlippe und umklammerte die kalten Gitterstäbe mit beiden Händen. Bereits jetzt bereute ich unsere kleine Auseinandersetzung so sehr, dass ich die Tränen zurückhielt.
Bei dem Anblick, wie Kennedy die Nadel in Deans Arm führte und langsam das Blut in den Blutbeutel abfüllte, unterdrückte ich ein Wimmern.
Dean würde so etwas nicht für irgendjemanden machen, er liebte seinen Bruder wirklich sehr.
Nachdem die Vampire die zwei Beutel voll hatten, und sichtlich das Bedürfnis alles hier und jetzt auszutrinken unterdrückten, packten sie alles wieder in den Koffer und verschwanden die Treppe hinauf, nachdem Dean wieder zu Sam gesperrt wurde.

Es dauerte nicht lange, bis wir alle müde wurden und Dean überließ die einzige Matratze in seinem Käfig Sam, der nun mit dem Gesicht zur Wand gedreht war. Dean selbst saß auf dem kalten Boden des Käfigs und hatte die Arme auf seinen angewinkelten Knien abgelegt.
"Wir brauchen einen Plan." verkündigte ich.
Dean rieb sich die Augen.
"Er hat vor mich zu verwandeln, also werden die Vampire wiederkommen, um mich zu holen. Wir bräuchten die Schlüssel zu eurem Käfig..."
Meine laut ausgesprochenen Gedanken erregten Sams Interesse, der sich nun umdrehte, um mich ansehen zu können.
"Kennedy hatte den Schlüsselbund an seinem Gürtel hängen." teilte er uns mit.
"Wenn ich schaffe den großen für eine kurze Zeit auszuschalten, kann ich an Kennedy und den Schlüsselbund kommen und uns hier rausholen. Dann können wir uns die anderen Vampire gezielt und ein nach dem anderen vornehmen."
"Ich hoffe nur, dass es funktioniert." sagte Dean.
Das hoffte ich auch.

November Rain//Dean WinchesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt