Kapitel 12 || The next swan

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Es war ein Fehler. Ich hatte versucht, es Dean direkt von Anfang an auszureden, jedoch blieb er stur. Sam wollte erst abwarten und sehen, was passiert, jedoch wollte sein Bruder das Risiko einer weiteren Toten nicht eingehen.
"Und du sagst Cathleen trug das Kostüm?" fragte Dean mich. Ich saß auf der ledernen Rückbank des Impalas und sah Dean, der vorm Steuer saß, durch den Rückspiegel an. Sam hatte sich auf dem Beifahrersitz niedergelassen und durchsuchte das Handschuhfach nach irgendetwas, das er jedoch nicht zu finden schien, da er sich nach wenigen Minuten wühlen frustiert seufzend zurück in seinen Sitz fallen ließ.
Ich nickte und bejahte.
Wir waren auf dem Weg zur RAD, da Dean unbedingt mit Michael reden wollte. Ich hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache, ließ mir jedoch nichts anmerken, nachdem meine zahlreichen Versuche, ihn davon abzuhalten, nichts gebracht haben.
Er parkte seinen Oldtimer vor dem massiven Gebäude der Tanzschule und öffnete dann die Fahrertür. Als wir durch die Tür der RAD gingen, wurde das mulmige Gefühl in meinem Bauch stärker. Meine Mutter hatte immer gesagt, dass egal was passierte und egal, was ich wusste, ich mich immer auf mein Bauchgefühl verlassen sollte. Mein Vater hatte mir dies jedoch aus den Kopf geschlagen, als er mich zu einer Jägerin ausbildete.
"Wo ist sein Büro?"
Sam sah mich nicht an, sondern stellte die Frage eher dem leeren Raum. Heute begannen meine Kurse erst mittags, trotzdem bin ich früh aufgestanden, um zusammen mit den Jungs mit Michael zu reden. Ich wollte diesen Fall, genauso wie sie, so schnell wie möglich beenden.
Wir gingen die Treppe hinauf, die in den ersten Stock führte. Der Gang oben war leer, da zurzeit Unterricht war. Als wir an Tanzräumen vorbeigingen, konnte man durch die großen Fenster für einen Augenblick bestaunen, welche verschiedenen Tanzarten Unterricht wurden.
Am Ende des großen Flurs, befand sich eine braune Tür mit der Aufschrift:

M. Büro.

Ich atmete kurz durch, bevor ich klopfte. Immerhin war Michael immernoch ein enger Freund. Es würde nicht leicht sein, ihn zu verhören, aber es war dringend nötig. Sam, Dean und ich brauchten Antworten.

Michael saß unbehaglich auf seinem Bürostuhl. Sam und ich saßen auf den Stühlen gegenüber von ihm, sein Schreibtisch zwischen uns.
Dean sah sich die Regale an, war jedoch immer zu uns gewandt.
"W-was führt Sie zu mir, meine Herren?" fragte Michael. Er war sichtlich nervös, was sich auch in seiner Stimme zu erkennen gab.
Dean musterte den älteren Mann mit seinen grünen Augen eindringlich.
"Cathleen D." Meinte er trocken.
Michael spannte sich an. Er legte die Dokumente, die auf seinem Schreibtisch lagen zurseite und ließ seinen Blick auf Sam ruhen.
"Hören Sie, was immer Sie auch wollen, bitte verschwinden sie."
Er sah Sam direkt in die Augen. Dieser öffnete seinen Mund, um etwas zu erwidern, wurde jedoch von Dean unterbrochen.
"Das ist leider nicht möglich."
Der ältere Bruder ließ seinen Blick weiter durch das Regal wandern, bis er an etwas hängen blieb. Es war ein staubiges, altes Buch in Ledereinband. Er nahm es vorsichtig aus dem Regal und legte es auf Michaels Schreibtisch.
Ich konnte auf dem Buchrücken, in Gold geschrieben, die Initialen C.D. erkennen.
Michael wollte Dean davon abhalten, es zu öffnen, jedoch bekannte er sich seiner Niederlage und ließ es sein.
"Ihr voller Name", er sah mir entschuldigend in die Augen, '"war Cathleen Elizabeth Desjardin."
Ich konnte spüren wie beide Brüder, inklusive mir, die Luft anhielten. Dean musterte mich kurz, und blätterte anschließend weiter im Fotoalbum.
"Sie war deine Tante. Eine hinreißende Frau. Die Liebe meines Lebens."
In Michaels Stimme lag Trauer, Reue und...Sehnsucht.
Mir kamen fast die Tränen.
"Sie tanzte den schwarzen Schwan, wie keine Andere. Sie war die beste Schülerin meines Vaters."
Er begutachtete die alten schwarz-weiß Fotos einer jungen Ballerina in einem schwarzen Tutu.
"Doch dann starb sie...Ihr Tanzpartner und Liebhaber Victor nahm sich wenige Wochen darauf das Leben."
Seine Augen wurden glasig und er musste mehrmals blinzeln. Ich kämpfte gegen das Bedürfnis an, ihm eine Hand auf seine zu legen.
Dann klopfte es an der Tür. Eine junge Frau, wahrscheinlich eine Tanzlehrerin, kam herein. Ihr Gesicht von Schrecken geplagt.
"Michael...es geht um Gabrielle...sie...sie...kommen Sie!"
Er verabschiedete sich von uns mit einen entschuldigendem Nicken und verschwand danach aus dem Raum. Nachdem er die Tür hinter sich zuzog, ließ sich Dean in Michaels Sessel nieder. Ich dachte nach. Dann traf mich die Erkenntnis.
"Oh Gott..." sagte ich. Dies erntete mir sofort besorgte Blicke von den beiden Winchesters.
"Angelina...Sydney...Gabrielle...sie alle sollten den schwarzen Schwan tanzen. Warum ist mir das nicht früher aufgefallen. Und jetzt geschiet Gabrielle auch etwas." ich verfluchte mich selbst.
"...vielleicht ist Cathleen wirklich kein böser Geist. Was wenn...Victor Rache ausübt. Rache für Cathleen."
Sams Gedanken drehten mir den Magen um. Alle Auserwählten, den schwarzen Schwan zu tanzen, waren nun tot, eine von ihnen, Lisa, war eine Zweitbesetzung gewesen. Mir wurde plötzlich schlecht.
"Dann müssen wir Gabrielles Zweitbesetzung finden, denn ich habe das starke Gefühl, dass sie nichtmehr tanzen wird." sagte Dean.
Zu meiner Übelkeit kam jetzt auch noch Schwindel. Ich stand schwankend auf und entschuldigte mich für ein paar Sekunden. Vor der Tür lehnte ich mich gegen die Wand. Viele Mädchen und Jungen stürmten den Gang herunter, um zu sehen, was mit Gabrielle passiert war.
Einen Augenblick später sah ich, wie Dean aus der Tür trat und sich neben mich stellte.
"Was ist los?" fragte er und lehnte sich neben mich gegen die Wand.
Ich schwieg, starrte die rennenden Mädchen an. Man konnte sie selbst jetzt, in einer Situation, in der es um Leben und Tod ging, unterscheiden. Die Ballerinas waren immernoch graziöse Kreaturen, die eher zu schweben schienen als zu laufen, und die Modern Dancer waren immernoch Herren ihrer Lage.
"Wir müssen das Mädchen nicht finden, Dean. Gabrielles Zweitbesetzung.", ich sah ihm direkt in die Augen, "ich bin das. Ich soll den schwarzen Schwan in Schwanensee nächste Woche tanzen."

November Rain//Dean WinchesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt