Kapitel 2 || The Girl in the Middle

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Dean hob eine Augenbraue und begutachtete die Eintrittskarte.
Sam sah dem Mädchen lachend hinterher. Der andere Winchester drehte das Ticket in der Hand. Auf der Vorderseite waren vier Mädchen in weißen Ballettkleidern abgebildet, die auf ihren Spitzen standen und eine Reihe bildeten.
Vor ihnen stand ein fünftes Mädchen, das ihre Füße in der fünften Position hatte und mit den Armen ein Oval parallel zu ihrem Bauchnabel formte, die Daumen hinter den anderen Fingern versteckt.
Sie lächelte den Betrachter des Fotos auf dem Ticket an, womit sie sich deutlich von den anderen Mädchen hinter ihr abhob.
"Das eine Mordopfer...hatte sie nicht die Hauptrolle in dem einen Tanz?" fragte Dean seinen Bruder ohne aufzusehen.
Sam sah die Karte ebenfalls an. Seine Augen blieben bei dem blonden Mädchen hängen, die dem Betrachter ein warmes Lächeln schenkte.
"Naja, nicht direkt Hauptrolle...es ist kein Tanzstück. Mehr eine Show...aber sie hatte einen der angesehensten Tanzparts." Sam hob eine Augenbraue.
"Ist das nicht das Mädchen von eben?"
Sam sah seinen Bruder fragend an.
Dieser nickte, behielt seinen Blick jedoch auf der Karte.
"Vielleicht ist hier nichts übernatürliches passiert."
Dean steckte die Karte in seine Jackentasche und drehte sich zu seinem Bruder um, der ihn verwirrt ansah. Er schenkte Sam kurz einen nachdenklichen Blick und verschwand dann Richtung Impala.
"Ich weiß nicht, sie schien mir nicht wie eine Mörderin."
Sam holte seinen Bruder ohne große Mühen auf. Beide waren jetzt schon einige Zeit im Jägergeschäft und kannten sich eigentlich ziemlich gut aus. 
"Und wie erklärst du dir dann die fehlenden Spuren des Mörders?"
Sam ließ nicht locker. Er spürte, dass mehr dahinter steckte.
Dean seufzte genervt.
"Außerdem haben wir die Karten doch schon gekauft."
Dean blieb plötzlich stehen und sah seinem Bruder in die Augen. Er hatte wenig Lust darauf, sich eine Tanzshow anzusehen, wollte aber seinen Bruder nicht enttäuschen.
"Wenn du so unbedingt willst, gehen wir da morgen hin, okay?"
Sam nickte zufrieden, während Dean die Fahrertür des Impalas öffnete und einstieg. Sam setzte sich neben seinen Bruder und knallte die Tür zu.
"Ich habe einfach so ein Gefühl bei dieser Sache, Dean."
Sam nahm seinen Notizblock aus dem Handschuhfach und gab ihn seinem Bruder. Dieser beäugte den vollgekritzelt Block nachdenklich.
"Wir werden sehen." murmelte Dean.

Ich setzte mich auf meine Couch und nahm einen Schluck von meinem heißen Kakao. Mein Hund Tyr, ein dreijähriger Rottweiler, sprang neben mir auf die Couch und legte seinen Kopf auf meinen Schoß. Ich hatte lange nach einer Wohnung gesucht, die einigermaßen bezahlbar und groß genug für Tyr und mich war. Zum Glück fehlte es meiner Familie nicht an Geld, jedoch wollte ich damals meine Eltern nicht ausbeuten. Heute gehörte sowieso alles davon mir.
Ich stellte den Kakao auf den Kaffeetisch, der vor der Couch stand, und las mir Zeitungsberichte von dem Doppelmord in der Tanzschule durch. Ich sah mir den Stadtplan des Teils von NYC an, in dem sich die RAD befand und markierte einen Kanalisationsschacht, der direkt unter dem Gebäude lag und durch den der Mörder hätte verschwinden können, wenn es kein Geist gewesen war.
Ich nahm einen weiteren Schluck Kakao, durch den ich mich langsam aufwärmte.
Es war Mitte November. Meine Augen folgten den Schneeflocken, die langsam vom Himmel fielen.
Ich kraulte Tyr am Ohr und legte meinen Kopf zurück.
"Was soll ich nur machen. Ich komme nicht weiter."
Murmelte ich während ich auf meiner Unterlippe herumkaute.
Tyr leckte meine Hand ab und ich gab ihm einen kurzen Kuss auf den Kopf. Ein Prospekt von der morgigen Vorstellung lag neben den ganzen Papieren, Zeitungen und Notizen ebenfalls auf dem Kaffeetisch.
Schwach lächelnd nahm ich es in die Hand und sah mir die Fotos an. Ich hatte nie geplant, den begehrtesten Tanz zu bekommen, wollte unauffällig meine Nachforschungen anstellen, den Täter finden, das Tanzstudium abschließen und dann wieder Nachhause fahren. Wenigstens für ein paar Tage.
Ich strich mit meinem Zeigefinger über das blaue Kleid, das ich auf dem Bild trug. Es reichte mir bis knapp über die Knie und war von der Taille bis zum Saum mit Pailletten besetzt, deren Anzahl zum Saum hin abnahm. Es bestand aus einem weichen, fließenden Stoff. Für einen kurzen Moment überkam mich ein schlechtes Gewissen, da ich den Part eines toten Mädchens tanzte, jedoch musste ich neutral bleiben.
Ich legte das Prospekt wieder auf den Tisch, stand auf und ging ins Schlafzimmer. Tyr folgte mir und sprang auf das kleine Bett, das direkt in der Mitte des Zimmers stand. Es bietete gerade soviel Platz, dass ein 1,57 m großes, recht dünnes Mädchen und ein ausgewachsener Rottweiler Rüde es sich teilen konnten. Die Wohnung war recht groß und ich hatte ein Gästezimmer mit Doppelbett, jedoch ließ sich dieses Zimmer nicht beheizen und ich hatte nur begrenzt Zugriff auf das Geld meiner Eltern, konnte es also nicht reparieren lassen und einen Vermieter gab es nicht, die Wohnung gehörte komplett mir. Ich zog mein Nachthemd an und legte mich hin. Tyr richtete sich kurz auf und legte sich danach auf meine Füße.
Trotz meines Adrenalinrausches durfte ich mich morgen nicht ablenken lassen. Der Mörder musste gefunden werden, bevor noch jemand sein Leben lassen musste.

November Rain//Dean WinchesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt