Kapitel 4 || Corpses and Secrets

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Ich sah wie sie ihren leblosen Körper in einem Leichensack auf einer Liege davontrugen. Der Saal hatte sich in den letzten dreißig Minuten fast komplett geleert. Ich stand in der Ecke, an eine Säule gelehnt und kaute unruhig auf meiner Unterlippe herum. Ich hatte gesehen, wie sie sie angegriffen hatte, hätte sie retten müssen, es war schließlich mein Job. Ich machte mir schreckliche Vorwürfe, doch ich musste mich konzentrieren. Einige Zeit später war der Umkleideraum abgesperrt und auch die letzten Polizeiwagen fuhren in die Nacht hinaus. Ich und ein paar andere Schülerinnen der RAD waren zusammen mit Michael die letzten, die sich noch im Gebäude aufhielten. Das dachte ich jedenfalls.
"Evanna Desjardin?"
Eine tiefe Stimme sprach hinter mir.
Ich drehte mich widerwillig um und fand die zwei Männer von gestern vor, wie sie mir zwei FBI Marken entgegenhielten. Ich hob eine Augenbraue, als ich mir die Informationen auf der Marke gut ansah.
"Ja.", sagte ich und sah den größeren der beiden an, "Sie sind also FBI Detectives." Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
"Gibt es etwas, bei dem ich Ihnen behilflich sein kann? Ich habe der Polizei bereits alles erzählt, was ich weiß und falls Sie hier sind, um mich zu verdächtigen, ich war zur Zeit des Mordes auf der Bühne."
Der grünäugige Mann nickte wissend und steckte seine Marke in die Innentasche seines Smokings. Der große, an dessen Namen ich mich erinnerte, Sam, tat es ihm gleich.
"Das...wissen wir. Ms Desjardin, wir haben nur einige Fragen an sie."
"Natürlich...wie war ihr Name nochmal?" fragte ich den Mann.
"Dean." antowortete er knapp und führte mich in einen nahegelegenen Übungsraum. Sam schloss die Tür hinter uns. Ich lehnte mich gegen eine der Stangen, die an den großen Spiegeln, die sich über zwei komplette Wände erstreckten, standen. Die Pailletten des blauen Kleides schimmerten in dem wenigen Licht, das die Deckenlampe gab. Ich hatte noch keine Gelegenheit gehabt, es auszuziehen, da die Polizei erst alle Räume überprüfen musste.
"Sind Ihnen in letzter Zeit...merkwürdige Dinge aufgefallen? In diesem Gebäude oder an der Verstorbenen...äh..."
"Sydney. Sydney McCarter." beendete ich Deans Satz.
Dieser nickte und notierte sich etwas auf seinem kleinen Block. Sam sah sich derweil im Raum um.
"Definieren Sie "merkwürdig". Sie müssen wissen, dass Sydney das schwarze Schaf der Academy gewesen war."
"Nun ja.", meinte Sam und kam einen Schritt näher, "hat sie Wahnvorstellungen oder ähnliches gehabt? Dinge, bei denen sie sich sicher war, dass da waren aber sie niemand sonst gesehen hat?"
Ich hob eine Augenbraue. Meine Hand umklammerte den Anhänger meines silbernen Kettchens, das ich unter dem Stoff des Kleides versteckt hatte, während ich langsam durch den Raum ging. Ein leichtes Lachen entfloh mir.
Ich sah Sam und Dean wissend an.
"Sie sind überhaupt keine FBI Agents, nicht wahr? Sam und Dean...die Namen habe ich irgendwo schon gehört."
Sam machte große Augen und Dean legte seine Hand an eine Waffe.
"Ihr beide seit Jäger, richtig?"
Ohne lange zu überlegen zückte Dean die Pistole und richtete sie auf mich. Ich wollte meine Waffe ebenfalls auf ihn richten, jedoch fiel mir dann wieder ein, dass ich noch das Tanzkleid trug. Ich seufzte und verfluchte mich selbst.
"Dean, warte. Wir wissen nicht, wer sie ist."
Sam versuchte seinen Bruder zu beruhigen.
Ich lehnte mich wieder gegen eine Stange.
"Nur zu, schieß ruhig. Aber du wirst dich dadurch nicht besser fühlen, das kann ich dir versprechen."
Ich musterte Dean im Spiegel zu meiner linken. Sam hob langsam eine Hand und ergriff die Waffe. Widerwillig ließ Dean sie los.
Da kam Michael in den Raum. Der Raum wurde schlagartig mit viel Licht vom Flur versorgt und ich musste zweimal blinzeln, um wieder klar sehen zu können.
Michael sah zuerst mich und dann die beiden Jungs an.
"Ist hier alles okay?" fragte er.
Ich nickte und kam auf die drei Männer zu.
"Mike, Sie sollten diese Deckenlampe reparieren lassen. Sie spendet kaum Licht."
Ich nickte dem älteren Mann zu, warf Sam und Dean einen kurzen Blick zu und verschwand aus dem Übungsraum in Richtung Umkleidekabine der Mädchen im ersten Stock. Ich hörte noch, wie Michael die beiden bat, zu gehen und eine Tür, die zugeknallt wurde.
Als ich mich umgezogen hatte, legte ich das Kleid zurück zu den restlichen Kostümen im Requisitenraum und schloss diesen im Nachhinein ab. Ich mochte zwar erst seit fast zwei Monaten hier sein, jedoch war Michael ein Freund meiner Eltern gewesen und für mich etwas ähnliches wie ein zweiter Vater, also bekam ich die Schlüssel zum Requisitenraum und ein paar der Übungsräume.
Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke hoch und hing mir meine Sporttasche um die Schulter.
Als ich durch die kalte Winternacht auf meinem Motorrad Nachhause fuhr, dachte ich daran, dass ich Sydney hätte retten können, es aber nicht getan hatte, da ich zu langsam gewesen war. Ich musste mich verbessern. Sonst würden noch mehr Unschuldige sterben.

November Rain//Dean WinchesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt