Nachwirkung

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Katys POV

Ich wurde nach 3 Tagen aus dem Krankenhaus entlassen. Die Polizisten befragten mich zwei Mal, aber ich konnte nicht viel mehr sagen, als nach dem ersten Mal. Die Untersuchungen haben ergeben, dass der Mann, der mich vergewaltigte ein Kondom benutzt hatte, was für mich gut war, für die Ermittlungen aber schlecht. Außerdem hat er wohl auch Handschuhe getragen, da man keine DNA-Spuren auf meinem Mund oder sonst wo finden konnte. Die Schürfwunden an meinen Armen, Beinen und im Gesicht stammten allesamt vom Kiesboden des Parkplatzes. Also verliefen die Ermittlungen im Sand und der Scheißkerl war auf freiem Fuß.

In der Nacht des Balls, kamen meine Mütter noch ins Krankenhaus und blieben auch bei mir, bis ich entlassen wurde. Sie wechselten sich ab, als sie mal nach Hause fuhren, sich duschten und mir frische Kleidung besorgten. Sie ließen mich keine Minute aus den Augen.

Als wir Nachmittags zu Hause ankamen, bereitete man mir ein gemütliches Nest auf der Couch im Wohnzimmer. Ich bekam Tee und Plätzchen und ständig war jemand in meiner Nähe, bis es mir auf die Nerven ging.

„Hört mal... Ihr müsst mich nicht rund um die Uhr bewachen. Okay? Mir passiert nichts und ich bin auch nicht aus Glas. Ich habe keine gebrochenen Knochen und auch keine gebrochene Seele. Ich kann mir mein Essen selber zubereiten und holen... Ihr müsst nicht so tun, als wäre ich ein Opfer mit schwer depressiven Stimmungen. Was passiert ist, ist passiert. Wir können es nicht ändern. Aber wir können weiter machen, wie bisher und lernen damit umzugehen..."

Meine beiden Mütter standen stocksteif einfach da und sahen mich mit offenen Mündern an. Vielleicht verhielt ich mich nicht gerade wie das perfekte Opfer...

Natürlich ging es mir nicht blendend und selbstverständlich hatte ich Angst, aber deswegen konnte ich mich nicht in meinem Zimmer verkriechen und heulen.

Die Stimmung im Wohnzimmer lockerte sich, als es an der Tür klopfte. Ich stand auf und lief zu dieser um sie zu öffnen und mich lächelte ein gut gelaunter Niall Horan an. Der Einzige meiner Freunde, der mich nicht mitleidig betrachtete, sondern immer noch der Alte war.

„Ich habe Chips, Popcorn und Cola dabei..."

„Und ich habe Eis im Gefrierfach!"

„Perfekt!"

Niall kam rein und ich schloss die Tür wieder. Nachdem ich das Eis und zwei Löffel holte, gingen wir in mein Zimmer, schmissen uns auf's Bett und ich machte den Fernseher und den DVD-Player an. Niall und ich hatten eine Art Tradition. Alle zwei Wochen Sonntags, kam er vorbei und wir sahen uns alte Animes an, die wir Jahre lang nicht gesehen hatten. Das war so unser Ding. Manchmal lachten wir uns nach wie vor darüber kaputt. Manchmal schüttelten wir nur den Kopf und fragten uns, wie wir das mal gut fanden konnten.

„Was steht heute an?"

Ich hielt die DVD-Hülle hoch und grinste Niall an. Auch er lächelte breit.

„AAAHHHH Cowboy Bebop... Ein Klassiker, der NIEMALS schlecht wird..."

Nickend stimmte ich ihm zu, drückte die Playtaste auf der Fernbedienung und schon ging es los.

Im Laufe des Nachmittags wurde mein Zimmer immer voller. Zayn und Perrie ließen sich auf die kleine Couch fallen und sahen mit, obwohl sie sich gar nicht für Animes interessierten und später kamen auch noch Louis, Liam und Harry, welcher sich neben mich setzte und vorsichtig meine Hand in seine nahm.

„Wie geht es deinen Händen?"

Harry flüsterte, um die Anderen nicht zu stören.

„Sie tun noch weh, aber die Nähte halten und es hat nicht mehr geblutet."

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