Aufgefangen

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Louis' POV

Die Trauerfeier war schön. Sofern eine Trauerfeier schön sein kann. Der Pfarrer fand wirklich schöne Worte um Mum zu ehren und ich war dankbar dafür, dass er nicht zu viel sentimentalen Quatsch erzählte. Meine Schwestern weinten sich dennoch die Augen aus, während Dan und ich ziemlich gefasst blieben. Keine Ahnung wie er es schaffte, aber meine Fassung verdankte ich dem Flachmann in meiner Innentasche und dessen Inhalt. Seit zwei Tagen versuchte ich einen gewissen Pegel zu halten. Einen der mir erlaubte weiterhin gerade zu laufen, der mir aber gleichzeitig dabei half, nicht im Selbstmitleid zu versinken. Harry und Kate wussten das ich seit zwei Tagen trank, sagten aber nichts, sondern duldeten es einfach nur. Obwohl Harry mich nun schon zwei Mal ermahnte, nicht zu übertreiben.

Nach der Trauerfeier ging es auf den Friedhof, wo die Beisetzung stattfand. Ich sah mich um, erkannte Freunde und Familie, Leute die ich nicht kannte, die aber Dan anscheinend eingeladen hatte und dann, etwas weiter abseits entdeckte ich eine junge Frau, die das ganze aus der Ferne beobachtete. Sie sah mich direkt an und ich erkannte sie sofort. Es war die Tochter unseres Pfarrers. Eleanor Calder.

Harrys POV

Ich beobachtete Lou. Seit heute Morgen verfolgte ich jeden seiner Schritte. Mir war klar, dass er nur trank um seinen Schmerz ein wenig zu lindern. Dennoch hatte ich jedes Mal, wenn er einen Schluck nahm, Angst das es zu viel werden konnte. Aber Lou war nicht der Typ, der sich hemmungslos betrinkt. Er wusste, dass er genug Verantwortung hatte und diese konnte er nicht mal eben so abgeben. Wollte er auch gar nicht. Er wollte nur nicht zu sehr leiden. Während der Beisetzung ließ er seinen Blick durch die Gäste schweifen, bis sein Blick an einer Stelle hängen blieb. Ich folgte seinem Blick und erkannte Sie sofort. Eleanor Calder. Das Mädchen welches Ihn damals zum Herbstball begleitete. Ich sah wieder zu Lou und musste mir ein Grinsen verkneifen. Sein Mund stand offen und es schien, als konnte er nicht glauben, dass sie hier war. Ich stieß Kate leicht an und deutete mit meinem Kopf in Els Richtung. Auch Kate erkannte Sie direkt, sah dann zu Lou und lächelte. Wir hatten wohl den gleichen Gedanken.

Katys POV

Die Beisetzung war vorbei und die meisten Gäste verabschiedeten sich. Lou stand neben Anne und bedankte sich bei allen die gekommen waren, bis ich beschloss Ihn abzulösen.

„Hey... Ich übernehme. Geh du zu Eleanor..."

Lou sah mich an und ich lächelte ihm aufmunternd zu. Dann nickte er und lief zu Eleanor, die bei ihrem Vater stand und sich anscheinend mit diesem stritt. Harry tauchte neben mir auf und sah Louis hinterher.

„Hast du sie angerufen?"

„Ja..."

„Wie kamst du auf die Idee?"

„Ich hoffe einfach, dass sie ihn besser ablenkt, als der verdammte Schnaps."

Er stimmte mir zu, dann nahm er mich in den Arm und zog auch seine Mum mit in die Umarmung.

Louis' POV

Je näher ich Eleanor und ihrem Vater kam, desto mehr bekam ich von ihrem Streit mit.

„Ich hatte dir ausdrücklich gesagt, dass ich dich hier nicht sehen will, Eleanor."

„Und ich habe dir gesagt, dass es mir egal ist. Das ist die Beerdigung von Louis Mum. Ich muss dich nicht daran erinnern, dass wir mal befreundet waren und das es das Mindeste ist, ihm mein Beileid auszusprechen!"

„Hey..."

Beide sahen mich erschrocken an und während Els Dad mit hochrotem Kopf wütend davon stampfte, blieb Eleanor stehen und drehte sich zu mir.

„Lou es tut mir wirklich leid, was dir und deiner Familie passiert ist. Deine Mum war eine tolle Frau. Hat sich hier bei uns sehr engagiert..."

Ich nickte.

„Kann ich euch irgendwie helfen? Euch unterstützen?"

„Nein El, vielen Dank aber wir bekommen das hin."

„Oh... Okay."

Sie sah niedergeschlagen aus.

„Aber wenn du möchtest, kannst du ja mal in den nächsten Tagen bei uns vorbei kommen. Harry und die Anderen sind zur Zeit auch wieder da. Allerdings habe ich keine Ahnung, wie lange wir bleiben... Wir leben mittlerweile schließlich alle in London..."

„Ja ich weiß, Lottie hat schon einiges erzählt..."

Sie lächelte mich an und ich tat es ihr nach. Unfassbar wie schön sie war. Ich meine, ich fand sie damals schon toll, aber jetzt? Ich hatte das Bedürfnis, sie für mich zu gewinnen.

Und da war er.

Viele Leute mit denen ich sprach, redeten immer wieder von EINEM Moment. Dieser eine Moment, der dein Leben ändert, es auf den Kopf stellt und dich Dinge tun lässt, die du nie für möglich gehalten hast. Der Moment, der dich daran erinnert, wer du als Kind sein wolltest. Ich für meinen Teil, habe schon immer meine Mum bewundert. Als sie mich zur Welt brachte, war sie noch so jung, aber sie hat einfach alles gemeistert und schenkte noch sechs weiteren wundervollen Menschen das Leben. Sie war furchtbar krank und hielt doch bis zum Schluss durch. Als Kind, wollte ich werden wie meine Mum und wenn ich jetzt darüber nachdenke, bin ich - glaube ich - genau so geworden. Der Moment, der mich veränderte war der, in dem Eleanor mich SO anlächelte. Erst glaubte ich, mein Herz würde stehen bleiben, aber es war genau das Gegenteil der Fall. Sie brachte es dazu wieder kräftiger zu schlagen. Und dieser Zustand hielt bis heute an.


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