Mit der Sprache rausrücken

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Louis' POV

Wir haben den ganzen Tag gefeiert. Es wurde gelacht, getrunken, getanzt. Und plötzlich waren wir wieder 16. Ich wünschte, ich hätte genau so ausgelassen feiern können, doch meine Gedanken waren durchgehend bei meiner Mom. Eigentlich wollte ich nicht mal hier sein, doch sie bat mich darum und als sie sagte, dass ich es eines Tages bereuen würde, nicht auf der Hochzeit meiner besten Freunde gewesen zu sein, ließ ich mich von ihr breit schlagen und ging hin. Außerdem war ich Trauzeuge... Was hätte das für ein Bild gegeben, wenn ich nicht da gewesen wäre?

„Wie geht es dir, Lou?"

Harry tauchte neben mir auf und gemeinsam sahen wir auf die Tanzfläche.

„Geht schon man... Alles ist gut."

„Tu nicht so, Lou... Du musst es ihnen sagen."

„Nicht heute, Harry."

„Aber wann dann? Zayn und Gigi fliegen noch heute Nacht nach New York. Liam und Niall werden sich bald wieder in ihr Studium schmeißen und ich bin auch in wenigen Tagen wieder fort. Lou, bitte. Sag es ihnen."

„Das würde den ganzen Tag ruinieren."

„Es ruiniert dich... Niall und Liam werden es verstehen und niemand nimmt es dir übel, wenn du es endlich sagst. Ich sehe doch, wie es dich kaputt macht."

Ich sah Harry an und entdeckte Tränen in seinen Augen. Mein bester Freund weinte für mich, weil ich es in diesem Moment nicht konnte und dafür war ich ihm unendlich dankbar.

Der Tag neigte sich dem Ende zu, die Meisten waren bereits weg und so saßen wir Sieben nur noch allein an einem Tisch, leerten unsere Gläser und redeten.

„Es war ein unglaublich schöner Tag. Ich danke euch sehr dafür", sagte Niall und lehnte sich an seinen Ehemann. Ich betrachtete die Beiden und glaubte kaum, dass wir alle es so weit brachten. Von Anfang an waren wir zusammen, haben alles zusammen erlebt und überlebt... Jetzt waren Niall und Li verheiratet... Ein Ehepaar... Mister und Mister Payne... Verrückt.

Immer wieder fing ich Harrys Blicke ein, der mir Mut machen wollte, aber ich bekam kein Wort über die Lippen.

Dann stand Zayn langsam auf.

„Gigi und ich werden uns jetzt verabschieden. In wenigen Stunden geht schon unser Flug und wir müssen noch einiges vorbereiten."

Auch Gigi stand auf und die Gruppe fing an sich zu verabschieden.

„Lou sag's ihnen..."

„Nein Harry."

„Was soll er uns sagen", wollte Gigi wissen.

„Nichts, alles bestens", log ich, doch nun rastete Harry aus.

„LOU, SAG ES IHNEN!"

Alles war still. Jeder sah mich an und ich biss die Zähne zusammen. Kates Hand legte sich an meinen Arm und ich sah sie an.

„Was ist los?"

Ihr Blick zerriss mich und ich sah im Augenwinkel wie Zayn und Gigi sich wieder setzten.

Mein Herz schien in meiner Brust zu zerspringen.

„Es... Meine Mom... Sie ist sehr krank."

Kate atmete hastig ein und ihr Griff an meinem Arm wurde fester. Alle schnappten nach Luft.

„Sie hat Leukämie... Und die Behandlungen können nicht fortgeführt werden, weil ihr Körper mittlerweile schon zu schwach ist. Sie wird das nicht mehr lange aushalten..."

Meine Augen brannten und ich spürte wie die Tränen kamen. Auch Kates Augen und die der Anderen blieben nicht trocken.

„Wie lange...?"

Liam brauchte die Frage gar nicht zu Ende stellen.

„Seit etwas mehr als einem Jahr. Der Krebs wurde zu spät diagnostiziert, also konnte man eigentlich nur noch Schadensbegrenzung betreiben. Aber seit circa einem Monat will keines der Medikamente mehr anschlagen."

„Wieso hast du uns denn nichts gesagt man? Du hättest da niemals allein durch müssen. Wir waren doch immer da, Lou..."

„Nein, Zayn. Wir hatten alle zu tun. Du hast Gigi und deine Kunst. Harry hatte seine Musik und Liam und Niall steckten in Hochzeitsvorbereitungen. Ich wollte einfach nicht dass ihr euch auch noch um mich kümmern müsst."

„Das klingt, als wärst du eine Last für uns, Lou. Das ist Bullshit und das weißt du auch."

Niall war deutlich angepisst.

„Tut mir leid. Ich weiß, ich hätte euch davon erzählen sollen."

„Das hättest du, verdammt richtig!"

Auch Zayn war wütend.

„Und was hast du jetzt vor?"

Katy sah mich nicht mal mehr an.

„Ich bleibe unter der Woche in London um mein Studium weiter zu machen. Ich hab's Mom versprochen. An den Wochenenden fahre ich nach Hause um bei Mom zu sein und auf meine Geschwister zu achten..."

Kate nickte, der Abend war vorbei und ich fühlte mich besser. Ich dankte Harry, denn hätte er nichts gesagt, hätte ich das weiter mit mir rum geschleppt. 

Lost on you ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt