Lost on you ✔️

Verlust

Gemmas POV

Ich sah zu Harry, der am Esstisch unserer Eltern saß und in seinem mittlerweile kalten Essen herum stocherte, ohne auch nur einen Bissen genommen zu haben. Unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Ränder ab, sein Gesicht wirkte eingefallen und im allgemeinen schien er gar nicht anwesend zu sein. Er und Kate waren jetzt seit vier Tagen zurück in Holmes Chapel um Louis zu unterstützen und seiner Familie zu helfen. Johannahs Tod kam nicht überraschend, aber begreifen konnte es keiner von uns. Auch Mom war unglücklich. Sie und Johannah waren viele Jahre sehr eng befreundet.

„Da wo sie jetzt ist, geht es ihr besser", versuchte Mom sich selbst und auch Harry zu trösten, doch daraufhin stand er auf und verließ die Küche. Ich hörte noch, wie die Haustür ins Schloss fiel und mir war klar, dass er wieder rüber zu Lou ging. Mom ließ ihre Gabel fallen und versteckte ihr Gesicht in ihren Händen. Sie weinte bitterlich und ich sprang sofort auf, um sie zu umarmen. Auch sie hatte jemanden verloren, der ihr wichtig war.

Robin und ich brachten Mom schließlich ins Bett. Sie musste sich ausruhen und ich wollte das sie wenigstens ein bisschen schlief. Natürlich blieb Robin bei ihr und ich machte mich auf den Weg zu den Tomlinsons. Im Haus herrschte Ruhe, was merkwürdig war bedachte man, wie viele Leute sich darin befanden. Ich klopfte an und betrat dann das Haus. Das Wohnzimmer war hell erleuchtet. Auf dem Boden spielten Daisy und Phoebe mit Ernest und Doris, während Dan am großen Esstisch saß und sich durch Papierkram arbeitete. Aus der Küche hörte man Pfannen klappern und ich entdeckte Lottie und Félicité, die scheinbar versuchten zu kochen. Ich beschloss erst nach Lou zu sehen und dann den beiden in der Küche zu helfen, also lief ich die Treppen nach oben und klopfte dann an Lous Zimmertür. Ohne auf eine Erlaubnis zu warten, trat ich ein und entdeckte Lou, wenn er auch etwas versteckt war. Er lag in seinem Bett, zwischen Harry und Kate und alle drei schienen zu schlafen, also deckte ich die Drei nur zu und ging wieder um Lottie und Fizzy unter die Arme zu greifen.

Louis' POV

Ich wurde langsam wach und merkte das ich mich kaum rühren konnte. Als ich die Augen aufschlug, sah ich Harrys schlafendes Gesicht, seine Hand lag auf Meiner und ich musste mir ein Grinsen verkneifen, weil das echt schwul war... Gleichzeitig spürte ich Kates warmen Körper hinter mir. Sie hatte sich an mich gekuschelt und schien ebenfalls zu schlafen. Es tat gut, von den Beiden so umsorgt zu werden. In Anbetracht der Umstände, hätte ich auch gerne weiter geschlafen, damit ich weniger denken musste. Mom starb vor vier Tagen. Kate und ich waren im Krankenhaus als es passierte und Harry hatte sich in der Zeit bereits um meine Geschwister gekümmert. Alle waren für uns da und halfen uns, wo sie nur konnten. Aber ich wusste auch, dass das nicht ewig so weiter gehen konnte. Ich musste mich wieder aufrichten, musste für meine Familie da sein. Ich konnte mich doch nicht so hängen lassen. Seit vier Tagen war ich schon so drauf... Ich musste...

„Hör auf dir Sorgen zu machen..."

Harrys Stimme unterbrach mich in meiner Grübelei und ich sah ihn fragend an.

„Ich weiß was du denkst, Lou. Und lass dir gesagt sein, dass du jedes Recht hast zu trauern. Du musst nicht aufstehen und du musst auch nicht für andere da sein. Das machen wir..."

Hinter mir spürte ich ein Nicken, also war Kate ebenfalls wach und stimmte ihrem Freund zu.

„Danke..."

Ich atmete tief durch und schloss meine Augen wieder und als ich das nächste Mal wach war, war es draußen bereits dunkel und in meinem Zimmer machte sich ein unglaublich köstlicher Duft breit. Mein Magen fing an zu knurren und ich merkte, dass ich einen mordsmäßigen Hunger hatte. Kate und Harry waren nicht mehr neben mir, also nahm ich an, dass sie unten waren. Ich rappelte mich auf und verließ mein Zimmer um ebenfalls nach unten zu gehen. Phoebe und Fiz deckten den Tisch. Gemma und Lottie trugen bereits das Essen rein. Harry und Kate fütterten Ernest und Doris und schienen eine Art Wettkampf daraus zu machen, welches der Kinder schneller aß. Daisy saß bereits am Tisch und wartete und Dan machte das, was er seit drei Tagen machte – Papierkram.

Ich lief zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter, so das er zu mir aufsah.

„Hey... Lass es gut sein. Das Essen ist fertig..."

Seine roten Augen sahen müde aus, doch er nickte, stand auf und kam mit mir zum Tisch.

„HA!"

Erschrocken drehte ich mich zu Harry, der voller Stolz die leere Schüssel hoch hielt und damit seinen Sieg gegenüber Kate präsentierte. In meinem Bauch fuhr plötzlich irgend etwas Achterbahn und dann konnte ich nicht mehr. Ich fing so laut an zu lachen, dass mich alle ansahen, aber es war mir egal. Harry war einfach der Coolste und allein die Tatsache, dass er gegen seine Freundin einfach nicht verlieren konnte und dass dann auch noch selbst so feierte, war mehr als großartig. Mit mir lachten nun auch Phoebe und Lottie und irgendwann lachten wir alle, wenn auch nicht lange.

Aber wir lachten.

Einige Minuten später saßen wir alle am Tisch und aßen. Moms Stimme fehlte, auch der leere Stuhl zerriss uns allen das Herz. Wäre sie hier, würde sie das tolle Essen loben und Lottie würde angeben, während Fiz erklären würde, dass das Meiste Gemma gemacht hat, die widerum sagen würde, dass sie nur geholfen hat und das Meiste die Mädchen machten. Mom würde Phoebe und Daisy ermahnen am Tisch still zu sitzen, während sie Ernest oder Doris auf dem Schoß hätte und mich würde sie einfach nur anlächeln. So wie sie es immer getan hatte. Jetzt sah ich durch die Runde und auch wenn wir alle traurig waren, lachten wir. Mom wäre stolz auf uns.