Dunkler Zauber

297 15 3
                                    

Der Pfeil schnellte auf den Mann zu.
Ich stürzte nach vorne.
Ich wusste selbst nicht, was das bringen sollte.

Glücklicherweise hatte der Mann offenbar gute Reflexe und wich dem Pfeil knapp aus.
Mit großen Augen wich ich zurück und drehte mich langsam um.
Unzählige Waffen richteten sich auf uns.
An Legolas und meinem Kopf hingen ziemlich viele.
Der Pferdeherr blickte mich wütend und entzürnt an.

"Ich schlage dir und deiner Elbenfreundin eigenhändig den Kopf ab!", behauptete er.
"Ach ja?
Das will ich sehen!", sagte Legolas schmunzelnd.
"Für dich überlege ich mir vielleicht noch etwas anderes, arroganter Elb!"
"Hört mich an, verehrter Herr!
Ich weiß, dass dieser Elbenbengel ein ganz reizbarer und ausgesprochen unhöflicher Schändling seiner Art ist, aber seht doch!
Er hat hart daneben geschossen. Bitte, er kann gar nicht schießen. Er wollte doch nur sagen, dass das Verhalten eures Gefährtens sehr, sehr falsch war!
Verstanden?"
Ausatmend beendete ich meinen Monolog.
Der Pferdeherr schien geschockt zu sein.
Na ja, vielleicht war er auch einfach zu dumm um das Ganze zu verstehen.
"Ja.
Dies war keineswegs richtig. Man beleidigt sich nicht. Es tut mir auch Leid wegen meiner Unhöflichkeit. Lassen wir die Sache auf sich berühren!"
Ich nickte zufrieden.

"Das kannst du nicht machen!", flüsterte Legolas.
"Willst du lieber das deine shampoonierten Haare von diesem Pferd angeleckt werden?", fragte ich.
Ich deutete auf meine Kehle und sein gut gepflegtes Haar.
"Hm.
Nein", antwortete er reserviert.
"Also!"

Der Pferdeherr, Eomer, verkündete uns, dass die Hobbits vermutlich tot waren.

"Nein! Sie sind sicherlich noch am Leben, denn ihre Gemüter sind stark. Unterschätzt nie einen Hobbit!", sagte ich hoffnungsvoll.
"Und ihr habt eindeutig das Gemüt einer Frau!", behauptete Eomer.
Ich hob breit lächelnd den Zeigefinger:
"Auf was hatten wir uns geeinigt, mein Freund?"
Er nickte.

"Mache dir nicht zu viele Hoffnungen, Anaria!", riet mir Aragorn.
Die Hobbits durften nach diesen unglaublich vielen Stunden der Qual nicht tot sein.
Ich hoffte so sehr, dass der Lebenswille der kleinen Männer noch nicht erlischt war.

In meinem Kopf schwirrten tausende Gedanken herum.
Meine Beine wurden schlapp.
Benommen blickte ich in die kahle Landschaft.
Keine Blume weit und breit.
Nur Gras und aschfahle Steine und ein ebenso trüber Himmel.
Gimli schien bald umzuklappen, weswegen ich ihm versicherte, dass wir bald ruhen könnten.

Der Scheiterhaufen, den die Rohirrimi errichtet hatten, qualmte immer noch.
Der Kopf eines Uruks stack auf einem Stecken.
Aragorn fand einen der Gürtel der Hobbits und ging einen Orkkopf wegtretend in die Knie.
Er stieß einen Schrei aus.
Legolas legte mir und Gimli eine Hand auf die Schulter.

Ich hörte, dass Gimli leise weinte.

Legolas stand einfach nur da.

Ich starrte im den Wald vor uns.

Die Gedanken, die ich soeben noch hatte, entfielen mir und in meinem Kopf herrschte lange Stille.

Doch irgendwas bewegte mich dazu mich nach vorne zu befördern und mich umzuschauen.

Im Gras waren Kampfabdrücke.
Aber zwei Spuren führten weg vom der Schlacht.
Da lag ein Strick, in der Mitte durchtrennt.
Und danach: Zwei Fußpaare, die in den Wald hinein führten.

"Seht!
Sie leben!", rief ich erleichtert.
"Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für Scherze!", teilte mir Gimli wütend mit.
"Ich scherze nicht! So komm du her und sehe selber!"
Schwerfällig trottete er in meine Richtung und blickte mit tränenden Augen auf den Boden.
"Kann nichts erkennen", seufzte er.
Schließlich kam auch Legolas näher und beäugte den Boden.

Man, wenn das jemand sah!
Drei Leute, die krampfhaft auf den Boden starrten und ein auf den Knien hockender Mensch.

"Die Spuren führen in den Wald! Aragorn! Schau dir das an!", rief er glücklich.
Sein Blick wanderte zu mir.
Ich lächelte ihn an und er legte brüderlich einen Arm um meine Schultern.

Als wir vor dem Wald standen und dabei waren in ihn hinein zu gehen, sprach Gimli leise:
"Oh, welches Unheil trieb sie dort hinein?!"
"Was ist mit dem Wald?", wollte ich wissen.
Für mich sah der Wald aus, wie jeder andere.
"Fangorn", sagte Aragorn unheimlich leise.
"Es heißt, dass im diesem Wald keine gewöhnlichen Bäume wachsen.
Sie sollen leben", flüsterte er in mein Ohr.
"Tye ista yando la", neckte er mich.
"Tye yando la!", antwortete ich ihm.
Er lächelte.
"Könnt ihr auch mal die gemeine Sprache sprechen? Euer Elbengefasel ist unerträglich! Ich bekomme einen Hörsturz", meldete Gimli.
"Ahhh, casar!", schimpfte ich lachend.
Gimli stapfte wütend vorraus.

Nach einiger Zeit, gab Legolas etwas von sich:
"Der Wald ist alt. Sehr alt."
"So alt, dass sogar ich mich wieder jung fühle, wie ich mich nicht gefühlt habe, seit ich mit euch reise, Kinder."
Ich blieb stehen.
"Warte mal!
Du willst mir sagen, dass ich jung bin?", fragte ich.
Er drehte sich um und kam zu mir.
"Ja."
"Gut, wie alt bist du?", fragte ich.
"Hunderte Jahre habe ich hinter mir", meinte er.
Ich lachte:
"Was?"
"Und ich sehe immer noch so aus!", er schaute an sich herab und deutete auf sich.
"Mein Lieber, du bist so unglaublich arrogant!", stellte ich fest.
Er nahm mich in den Arm.
"Na ja, vielleicht ein bisschen.
Und du? Wie alt bist du?", fragte er.
"65."
Ja, als Elb war man in diesem Alter eigentlich noch im Mutterschutz.
Aber nein. Jeder der Dracaster-Elben begann seine Ausbildung mit 60.
"Das ist verrückt", flüsterte er durch meine Haare hindurch.
"Du bist so jung. Ist dir das nicht unheimlich mit so einem alten Greis wie mir gebunden zu sein?"
"Wer sagt was von gebunden?
Nein, es ist mir nicht unheimlich. Ich denke nicht darüber nach, denn schließlich werde ich auch älter."
"Ja, alt und gebrächlich", neckte mich Legolas.
"Sei ruhig!", meinte ich ernst.
Ich löste mich aus der Umarmung.

Legolas schaute mich geschockt und verstört an.
Er setzte gerade zum Reden an, als ich ihn schon auf etwas aufmerksam machte:
"Spürst du das?! Hier ist etwas!"
Er nickte, holte einen Pfeil aus seinem Köcher und legte ihn sofort in die gespannte Sehne.

"Er ist hier.
Der weiße Zauberer, doch so dunkel seine Zauber sein mögen."

Hi.
Heute habe ich versucht möglichst lang zu schreiben, um euch ein bisschen mehr zu geben.
Ich vergesse viel zu oft zu danken. Also danke für ... auf jeden Fall über 350 Reads. Zwar kein Meilenstein, aber das ist ja auch egal.
Und wenn ihr Ideen habt schreibt sie mir schnell in die Kommentare, damit ich sie möglichst schnell umsetzen kann.
Bye.

Home is behind the world ahead Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt