Die heißeste Siegesfeier meines Lebens

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Anaria

In der Goldenen Halle von Edoras traf man Vorbereitungen für die Siegesfeier über Sarumans Heer.
Wieder saß ich in der Kammer, wo ich noch vor ein paar Stunden aufgewacht war.
Ein Spiegel zeigte mir mein Gesicht.
Meine Wangen waren rot von der Kälte und unter meinen Augen lagen tiefe Schatten.
Meine Haare hatten eine komische Länge zwischen Schulter und Brust. Kurzer Hand entschied ich mich dazu sie abzuschneiden.
Ich nahm ein scharfes Messer und schnitt unordentlich das ab, was ich für unnötig hielt.

Als ich fertig war, schaute mich eine junge Frau mit kurzen, schwarzen Haaren an.
Für die Feierlichkeiten sollte ich wohl aus dieser Kleidung heraussteigen außer ich wollte negativ auffallen. Hier, in Rohan, hatte man ja bekanntlich die Qual der Wahl, wenn es um schicke Kleider ging, mit denen man versuchte einem Kerl zu imponieren.
Ich entschied mich für ein blau-graues Kleid, mit tiefem Ausschnitt das an meinen Knien endete. Die grauen Stiefel, die ich dazu trug reichten mir knapp bis zum Knie, sodass etwas Bein ersichtlich war.

Aus meinen Haaren konnte ich jetzt nicht mehr viel machen, denn dafür waren sie viel zu kurz.
Schnell machte ich mich auf zu den Feierlichkeiten, als Theoden bereits seinen Kelch erhoben hatte und zu den Gästen sprach:
" ... dieses Land zu verteidigen!
Heil den Siegreichen Toten!"
Die Festgesellschaft riss ihre Krüge hoch und rief zugleich: "Heil!"
Alle tranken aus ihren Humpen und das große Saufen begann.
Die Leute wurden laut und lachten. Manche sangen, einige schön, andere weniger schön.
Dort drüben stand Eowyn, die Aragorn sehnsüchtig anstarrte.
Ja, ja, die Liebe.

Ein junger Bursche kam an mich heran und bot mir einen Krug Bier an. Dankend nahm ich an.
Der Bursche zog weiter.
Auf der Suche nach Gimli drängelte ich mich durch die Menge.
Ich fand ihn und Legolas an einem Tisch auf. Die beiden schienen mich nicht zu bemerken, also blieb ich verdeckt hinter einer Säule stehen.
Ein stolzer Mann namens Eomer stellte zwei Bierkrüge vor Gimli und Legolas:
"Kein Absetzen und kein Verschütten!"
Gimli meinte zugleich: "Und währenddessen kein Gespeie!"
Legolas stellte mit erhobenen Brauen fest:
"Dann ist es also ein Trinkspiel."
Ich schmunzelte.
Anscheinend hatte das Prinzchen noch nicht wirklich viel mit Alkohol zu tun gehabt.
"Wer als letzter steht, hat gewonnen!", rief Gimli und nahm eilig den ersten Schluck aus seinem Humpen.
Während Gimli schon dabei war seinen ersten Humpen zu leeren, schnüffelte Legolas noch an seinem Bier, als würde er vermuten man habe ihm etwas ins Getränk gemischt.
Schließlich setzte auch er seinen Bierkrug an seinen Mund und still murmelte ich Prost.

Eine ganze Weile lang leerten die beiden Männer ihre Humpen. Gimli hatte breits eine beträchtliche Menge Bier seinen Rachen herunter gejagt und wurde immer benebelter.
Laut rülpste er und lallte:
"Jawohl, es ist des Zwergen Eigenart, dass er die Frauen mag behaart."
Wieder nahm er einen Krug und trank daraus.
Legolas merkte man nichts davon an, dass er schon soviel getrunken hatte, er war eben ein Elb.
Und er sah verdammt gut aus heute Abend.
Heiß. Sehr heiß.
Betrübt nahm ich auch einen Schluck aus einem vollen Humpen Bier.

"Ich spüre etwas. Ein leichtes Kribbeln in den Fingern.
Ich glaube es zeigt Wirkung bei mir."
Legolas schaute verwundert auf seine Hände.
Ich musste höllisch aufpassen mich nicht zu verraten, als er das sagte. Manchmal war Legolas wirklich ungewollt lustig.
Wie alt war er?
2000 Jahre alt oder doch nur 600?
Jedenfalls konnte man bei diesem Lebensalter erwarten, dass er schon einmal getrunken hatte und nicht wie ein verschreckter Junge vor den Krügen stand.
Gimli ergriff das Wort:
"Was hab ich gesagt? Der vertägt einfffach nichttts  ..."
Seinen Augen verdrehten sich gefährlich und sein Körper bewegte sich nach hinten.
Mit einem dumpfen Knall landete er auf dem Boden.
Stolz zog Legolas eine Braue hoch und meinte arrogant:
"Spiel vorbei."

Ich nahm einen letzten großen Schluck Bier um mir Mut anzutrinken.
Das würde schon klappen.
Ganz sicher.
Bloß nicht so schüchtern, Anaria!
Selbstbewusst trat ich durch die Feiernden.
Legolas starrte mich an, als wäre ich aus einer fremden Welt. Vielleicht hatte ihm der Alkohol doch zugesetzt.
Der Rohirrimi Eomer schaute mich ebenfalls mit halboffenen Mund an, weshalb ich davon ausging, dass auch er getrunken hatte.
Als ich neben Legolas angekommen war, merkte ich, dass er gerade seinen Mund öffnete um etwas zu sagen, doch ich ging erhobenen Hauptes an ihm vorbei.
So leicht war das nicht!

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