Liebe

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Hier lag ich nun.
Alleine in einem kalten Bett in einem noch kälteren Raum.
Aragorn und Legolas redeten noch miteinander und ich war wieder in das Zimmer gegangen, in dem Legolas und ich noch eben gelegen hatten.
Jetzt war ich einsam.

Seit langer Zeit hatte ich das Gefühl über keine anderen Sachen oder Personen als Legolas, den Krieg, das Überleben, Legolas, Grayjan und Legolas nachzudenken.
Zugegebenermaßen dachte ich ziemlich oft an Legolas. Er schwirrte ja auch ständig vor mir herum und man könnte ihn eben schlecht übersehen.
Manchmal fragte ich mich wie es wäre, falls ich Frodos Wunsch der Gemeinschaft beizutreten nicht nachgekommen wäre.
Ob ich gut mit meiner Ausbildung voran kommen würde oder ob ich nicht mehr zurückgekehrt wäre.
Meine Freunde, ob sie mich vermissten. Sicherlich, ich vermisste sie auch sehr. Ich dachte oft an unsere Unbeschwertheit. Wir wir nachts durch den Schnee gestapft waren und uns eine einzige Flasche Wein geteilt hatten.
Ob sie mich noch sehen wollten oder ob wir uns noch verstehen würden. Es war lange her, seitdem ich sie das letzte Mal geshen hatte.
Vielleicht zu lange.
Ich wusste es nicht.

Bei dem Gedanken, dass ich, falls ich das alles überstand möglichweise nichts mehr haben könnte würde mir unwohl.
Meine Ausbildung war mehr oder weniger hin und was interessierte es mich jetzt noch Botin zu werden.
Wir waren alle kaputter als wir es zu gaben. Manche nicht, mochte sein, aber ich war nicht mehr wie früher.
Ich hoffte nicht mehr darauf irgendwie in eine Liga aufgenommen zu werden in die ich nicht gehörte. Ich hatte akzeptiert wer ich war und dass Forochel nur weil es mein Geburtsort war, nicht unbedingt meine Heimat sein musste.
Heimat waren auch Menschen.
Ich liebte meine Freunde, ich liebte auch Aragorn und Gimli, weil sie mir das Gefühl gaben, dass sie mich brauchten und ich liebte Legolas.
Auf eine andere Weise als jeden, den ich kannte.

"Du schläfst ja gar nicht."
Die Tür schwang auf und Legolas trat ein. Er hatte noch immer die hässliche Omadecke um seine Schultern gelegt.
"Wie es aussieht nicht", stimmte ich zu.
Legolas legte die Decke ab und wieder auf die Kommode.
Gleich darauf setzte er sich auf das Bett.
"Bedrückt dich etwas? Du kannst mir alles erzählen, ich höre dir zu."
Ich setzte mich auf und rückte zu ihm.
Sanft lächelte ich ihn an und zog Legolas in eine Umarmung.
"Ich bin so froh, dass ich dich habe", flüsterte ich.
Er strich über meinen Rücken.
"Ich auch, Anaria."
Seine Stimme klang traurig.
Ich löste mich von ihm und zog die Bettdecke enger um mich.
"Du hast auch was auf dem Herzen, habe ich Recht?"
Er schluckte.
"Schon."
"Ist das alles?"
"Nein."
Ich grinste.
"Wenn du es hören willst, dann müsstest du kurz warten. Oder stört es dich, wenn ich mich kurz frisch mache?"
Abwartend sah er mich an.
"Kein bisschen.
Mach dich frisch, ich warte solange."
"Gut", erwiderte er kurz und küsste sanft meine Stirn.
Galant stand er auf und verließ den Raum durch eine Nebentür, die ich gar nicht bemerkt hatte.
Er ließ die Tür offen stehen.
Sein Spiegelbild war in einem großen Spiegel an der Wand zu sehen.
Sein Ausdruck war nicht glücklich.
Er zog seine Hose aus und stand nur in einer Unterhose da.
Legolas ging nach rechs und verschwand von der Bildfläche, doch ich hörte Wasser rauschen.
Vermutlich wusch er sich.

Nach ein paar Minuten trat er in den Raum, nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet.
Sein Haar war nass und auf seiner Haut waren noch Wasserperlen zu sehen.
Er schloss die Tür zu dem Badezimmer und ging geradewegs auf mich zu.
Entschlossen zog er mich an der Taille  zu sich und baute sich über mir auf.
Seine Lippen schmeckten salzig und rau und Wasseetropfen fielen auf das dünne Nachthemd, welches ich trug.
Mit einem Bein umschlang ich seine Hüfte und presste ihn an mich.
Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte stimmte ich mich hoch und nahm auf seinem Schoß Platz.
Unsere Küsse hielten währenddessen  an.
Ich krallte meine Nägel in seine nackte Haut und er ließ sich auf das weiche Kissen hinter ihm gleiten.
Nach drei kurzen Küssen, setzte ich mich auf, aber blieb immer noch auf seinem Schoß sitzen.
"Du wolltest mir etwas erzählen?"
Er holte Luft:
"Ja, stimmt."
Erwartungsvoll schaute ich in das Gesicht, was dort auf dem Kissen lag.
"Aragorn und ich haben, wie du weißt, eben noch miteinander gesprochen.
Er hat mir etwas erzählt", seine Stimme wurde brüchiger. "Sie belagern das Waldlandreich."
"Was?" Alle Freude wich aus meinem Gesicht.
"Mein Vater.
Ich würde jetzt gerne bei ihm sein und ihm helfen, aber ich kann nicht.
Nicht weil ich meine, dass ich egal was passiert, an Aragorns Seite bleiben muss, sondern weil du sonst alleine wärst."
Ich stieß meinen Atem heftig aus.
"Du musst nicht wegen mir hierbleiben. Ich komme auch gut so zurecht. Aragorn, Gandalf, Gimli und Merry und Pippin sind hier."
Er lächelte nachdenklich und Strich mit einer Hand über meine Seite.
"Ich will aber bei dir sein.
Mein Vater ist mir wichtig, meine Heimat ist mir wichtig und mein Volk ist mir wichtig, aber ich will bei dir bleiben.
Nicht weil ich denke, dass du nicht kämpfen kannst oder mir bei der erst besten Gelegenheit wegrennen würdest, sondern weil das alles noch so frisch ist.
Ich will dich so sehr, dass ich dich nur ansehen muss  und ich brauche dich.
Mein Leben war schon lange nicht mehr so aufregend wie jetzt.
Am einen Tag hasst du mich und am anderen verführst du mich ..."
"Das hört sich so an als würde ich dir irgendeine Substanz verabreichen, um dich gefügig zu machen", unterbrach ich ihn.
"Du bist die Substanz, in dem Fall", sagte er lachend.
Grinsend legte ich meinen Kopf auf seinem Bauch ab.
Er streichelte meinen Kopf und sagte leise:
"Was ist deine Lieblingsfarbe?"
Ich schaute zu ihm auf.
"Wirklich? Du redest gerade noch über deinen Vater und wie sehr du mich willst und jetzt fragst du nach meiner Lieblingsfarbe?"
Er zuckte mit den Schultern und legte einen unwiderstehlichen Gesichtsausdruck auf.
"Grün. Kein sattes Grün, eher ein Sommergrass-Grün."
Er lächelte.
"Und deine?"
Verträumt blickte er an die Decke.
"Auch Grün. Wie der Wald, wenn es regnet."
Ungläubig zog ich eine Augenbrauen hoch:
"Sieht ein Wald bei Regen anders aus?"
Wie in einen Traum versetzt, erklärte er:
"Ja. Bei sanftem, warmen Regen wird der Wald wach. Alles sieht unglaublich lebendig aus. Das Grün ist nicht mehr einfach Grün, es ist pulsierender und intensiver."
Er dachte an den Düsterwald.
Es musste wirklich wunderschön dort sein.
Eine Träne rollte über seine Wange.
Eilig strich er sie weg.
"Hatte was im Auge", versuchte er sich zu erklären.
"Mhm."
Er wusste, dass ich ihm nicht glaubte.
"Und dein Lieblingsessen?", fragte er, damit er der Situation entgehen konnte.
"Ähm. Puh. Bei uns, daheim, wir haben nicht sehr ausgefallenes Essen.
Manchmal gibt es Fisch, meistens Schneehasen oder Bär.
Ich weiß nicht, ich mag es nicht sehr.
Eine kräftige Suppe mit Gemüse und Kartoffel-Stückchen und Speck, als Beilage vielleicht gutes Brot, das mag ich. Oder als Süßspeise: Die Schokoladenhörnchen, die eine Freundin von mir macht, sind göttlich."
Allein der Gedanke daran, ließ das Wasser in meinem Mund zusammen laufen.
Ich hatte unglaubliche Lust darauf.
"Und du?", fragte ich.
"Oh. Also, ähm. Schwer zu sagen. Eigentlich esse ich hauptsächlich Grünzeug. Fleisch fast nie. Ich weiß nicht ..."
Verdutzt schreckte ich hoch.
"Willst du mir erzählen, dass du nichts gerne isst?"
"Trauben. Ich esse gerne Trauben."
Er grinste wie ein kleiner Junge und sah dabei unglaublich süß aus.
Zufrieden legte ich mich wieder auf seine Brust und zog die Bettdecke hoch zu mir und deckte uns damit zu.
Die Wärme tat mir gut und auch Legolas stöhnte wohlig.
Besitzergreifend schlang ich meine Arme um ihn.

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