Sie lebt

230 16 9
                                    

Gimli

In den letzten Stunden hatte ich Legolas kein einziges Mal gesehen.
Aragorn bereitete sich auf den bevorstehenden Kampf vor und schloss sich mit dem König kurz.
Die Menschen würden kämpfen müssen. Meine Axt war schärfer als mein Hinterteil und glaubt mir, dass war äußerst scharf!
Plötzlich sah ich den Elb mit wehendem Gewand aus der Tür schreiten.
Ich setzte gerade zu einem Gruß an, als er an mir vorbei zischte.

Hatte ich sie getötet? Nein.

Plötzlich hörte ich die Menschen etwas von Elben schwafeln. Elben?
Soweit ich wusste, gab es hier nur einen. Vielleicht sahen sie ja doppelt.
Ich nahm meine Axt und drang durch die Reihen und tatsächlich: Elben.
Womöglich würden wir die Schlacht doch überleben?!
Legolas trat ebenfalls zu den Elben und begrüßte den Elben Haldir.
Er sprach rau und gereitzt und murmelte:
"Im engië ned niraneth."
Keine Ahnung was er da schwafelte.

Ich begrüßte Haldir knapp, ich konnte ihn eben nicht besonders leiden.
Natürlich legte ich einen heldenhaften Abgang hin, um mir einen Platz an der Front zu suchen.
Ich sah Legolas und stellte mich neben ihn.
"Grüßt euch Herr Elb!"

Am Tag nach Anarias Sturz:
Anaria

Ich lag an einem Kiesstrand. Das Wasser strich an meinem Nacken entlang und die kleinen Steinchen blieben in meinen Haaren hängen. Wie konnte das sein?
Ich war tot, hatte gemerkt wie das Wasser in meine Lungen gelaufen war und ich qualvoll gestorben war.
Ich setzte mich auf und merkte die Schmerzen in meinem Rücken.
Ohne darauf zu achten stand ich auf, mir wurde schwindlig, aber ich fing mich und begann zu laufen.
Ich war vollkommen orientierungslos und stieg einfach den Hang herauf und merkte dabei, dass meine Hose zerissen war und ich eine Wunde am Bein hatte.
Der Weg den Hang hinauf zwischen den Bäumen verwirrte mich nur noch mehr.
Irgendwann kam ich im steinige Flachland Rohans an und lief weiter Richtung Westen.

Auf meinem Weg fiel mir auf, dass ich meinen Bogen nicht mehr bei mir trug. Er musste wohl von meinem Rücken abgebrissen sein, ebenso der Köcher. Ich wusste nicht wie das alles weitergehen sollte. Ob ich überhaupt in die nächste Schlacht ziehen wollte oder ob ich noch weiter mit Legolas streiten wollte. Ich hatte ihn gesehen, als ich ertrank. Eigentlich war ich eine gute Schwimmerin, aber die Strömung war so stark und ich wurde ständig unter Wasser gedrückt. Ich kämpfte mich nach oben, doch irgendwann hatte mein Körper keine Kraft mehr und mein Kopf wollte sich nicht mehr wehren. Ich sank also und meine Lungen füllten sich mit Wasser. Es war schlimm, aber die Gewissheit nie mehr zu leben war schlimmer. Ich hatte geliebt, wusste aber dass er nie mein sein würde. Liebe macht blind, Liebe ist blind. Ich hatte geglaubt Legolas zu kennen, doch ich stellte fest, dass ich ihn nicht kannte. Nicht so gut, wie ich es glaubte. Er wusste, dass es nie eine uns oder ein wir  geben würde und trotzdem hatte er mich geprägt, mich glücklich gemacht. Ich würde es ihm nicht verzagen. Niemals. Auch wenn  er nie mir gehören würde.

Am Abend, jedenfalls glaubte ich dass es Abend war, sah ich Helms Klamm. Meine Beine waren müde und meine Gedanken vernebelt. Ich lief einfach nur noch. Die Burg kam mir seltsam vor, so als ob ein Kampf direkt bevorstand. Rasch zog ich meine Kapuze über den Kopf. Ich sah, wie sich unzählige Bögen auf mich richteten, hörte aber, wie jemand rief, sie sollten ihre Pfeile zunächst zurückhalten.

"Wer seid Ihr?", rief eine unbekannte Stimme.

Es war verständlich, dass sie das fragten, aber ich wollte ihnen vorerst nicht meinen Namen sagen. Ich blickte mich, um behielt die Kapuze aber tief ins Gesicht gezogen. Dort oben standen Elben. Elben aus Lórien, der Rüstung nach zu urteilen.

"Eine Elbin aus Lórien. Ich habe mich verspätet."

Ich hoffte, dass man mich gewähren lassen würde, immerhin hatte ich nicht mal einen Bogen dabei.

Home is behind the world ahead Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt