Kapitel 2

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„Hey, Phoebe“, rief ich in die Wohnung hinein und bewahrte mich gerade noch rechtzeitig davor, den Gitarrenkoffer achtlos in eine Ecke zu schleudern, denn das hätte der Gitarre wohl nicht so gut getan. Dafür kickte ich aber meine Stiefel achtlos zu den restlichen Schuhe, die sowieso schon den halben Flur einnahmen und hängte meine Jacke unordentlich an die Garderobe.

„Phoebe?“, rief ich abermals und lauschte gespannt aus eine Antwort. Eigentlich war es ziemlich untypisch für sie, mir nicht sofort eine Antwort entgegen zu brüllen. Unübertrieben, sie war der lauteste, chaotischste und verrückteste Mensch, den ich kannte und jetzt schwieg sie vor sich hin.

Vorsichtshalber durchkramte ich meinen Kopf nochmal nach irgendwelchen Infos, die sie mir gesagt hatte und die irgendetwas außerhäusliches beinhalteten, aber ich konnte nicht fündig werden, also hievte ich den nervigen Gitarrenkoffer erst einmal ins Wohnzimmer. Mit so einem Kasten in der U-Bahn zu fahren war alles andere als lustig. Das Ding nahm ungefähr den Platz eines kleinen Kindes ein und in der Londoner U-Bahn, im Feierabendverkehr, wo das Gedränge noch schlimmer war als sonst, hatte ich unheimlich viel Angst gehabt, jemand konnte das teure Holzteil einfach zerquetschen. Und dafür hätte ich den Preis sicherlich nicht ersetzt bekommen.

Ich wollte gerade noch einmal nach meiner Mitbewohnerin rufen, als ich in der Bewegung inne hielt und sich ein breites Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitete. Die klapprige Schiebetür zur Küche war bis zum Anschlag aufgeschoben und Phoebe tanzte dahinter wie der größte Vollidiot mir ihren Kopfhörern in den Ohren über die glatten Fliesen, während sie einen Kochlöffel gefährlich durch die Luft schwang.

Immer noch grinsend stellte ich den Koffer vorsichtig neben der Couch ab und schlich auf Zehenspitzen zu meiner besten Freundin. Auf der Hut vor ihren wild umher schwingenden Armen streckte ich meine achtsam aus, damit sie mich nicht schlug, und packte sie an den Schultern.

Ihr Schrei durchfuhr die ganze Wohnung, wahrscheinlich auch die unserer Nachbarn und erreichte vielleicht sogar ein paar Fußgänger, die vier Stockwerke unter und entlang gingen und ihn durch das offene Fenster gehört haben könnten.

„Heilige Scheiße, Al“, brachte sie heraus, als sie sich wieder einigermaßen von ihrem Schock erholt hatte und funkelte mich mit einem tötenden Blick an, weil ich mich vor Lachen kaum halten konnte. „Spinnst du?“, fuhr sie aufgebracht fort und wedelte wütend mit dem Löffel in der Luft rum. „Ich hätte einen Herzinfarkt oder sonst was bekommen können!“

Ich lachte noch lauter. Phoebe sah einfach zu niedlich aus, wenn sie sauer war. Ein einen Meter und fünfundfünfzig Zentimeter kleines Mädchen konnte aber auch nicht anders aussehen, wenn sie versuchte, ihren Killerblick ernsthaft rüberzubringen und zudem auch noch wie ein wütender Kobold ihre Hände in die Hüften stemmte.

„Tut mir leid“, brachte ich irgendwann hervor. „Aber ich konnte einfach nicht widerstehen.“

„Ich hoffe für dich, das kannst du das nächste Mal“, sagte sie bestimmt und drohte mir mit dem Kochlöffel.

„Mir bleibt ja keine andere Wahl“, kicherte ich und nickte zu der harmlosen Waffe, wofür sie nur einen giftigen Blick übrig hatte und sich wieder dem Essen zuwendete.

„Was gibt´s denn?“, fragte ich neugierig und versuchte, einen Blick über ihre Schulter zu erhaschen. Vergeblich. Sie gab mir einen Klaps mit dem Löffel und verscheuchte mich aus der Küche. „Für böse Mädchen gar nichts“, war ihre Antwort.

„Kann ich mit leben“, entgegnete ich amüsiert. „Ich bestell mir einfach eine Pizza.“

„Untersteh dich“, kam es drohend aus der Küche und ich ließ mich amüsiert aufs Sofa fallen.

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