Kapitel 7

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„Dann zeig mal, was du schon drauf hast“, orderte Niall erwartungsvoll an und drückte mir die Gitarre in die Hand.

Wir hatten uns mittlerweile wieder einigermaßen beruhigt und hatten unseren Platz auf dem Badezimmerboden verlassen. Es war schon komisch genug, dass er sich durch das winzige Fenster gequetscht hatte, aber als wir dann auch noch vor dem Klo saßen und uns nicht mehr einkriegten vor Lachen, war es nach einiger Zeit doch sehr merkwürdig gewesen, sodass wir und leicht verlegen angeschaut hatten und er mir seine Hand zum Aufstehen zur Verfügung gestellt hatte. Ich glaube, wir hatten beide innerlich beschlossen, niemand von unserem Lachanfall auf dem Klo zu erzählen.

Zögernd richtete ich die Gitarre und versuchte sie so zu halten, wie Richard es mir erklärt hatte und das klappte auch noch einigermaßen. Als ich mich jedoch an irgendeinen Griff erinnern wollte, klappte dies nicht so, wie geplant. „Äh…“, machte ich hilflos und warf Niall einen schnellen, hilfesuchenden Blick zu, auch wenn es mir irgendwie ziemlich peinlich war, dass ich die ganzen Scheißgriffe wieder vergessen hatte. Hätte Thomas sich nicht für ein anderes Instrument entscheiden können? Eine Blockflöte zum Beispiel? Das war so ziemlich das Niveauloseste, was mir gerade in den Sinn kam und wie jedes Kind hatte ich sie früher mal gespielt. Wenn ich es damals konnte, würde ich es jetzt wohl auch noch schaffen, irgendwelche Löcher zuzuhalten. Aber nein, es musste ja kompliziert und schwer zu lernen sein und somit meine sowieso schon spärliche Freizeit ruinieren.

„Gar kein Problem“, winkte Niall ab, der meinen überforderten Gesichtsausdruck anscheinend richtig gedeutet hatte. „Du hast erstmal nur Griffe gelernt, oder?“

Ich nickte langsam.

„Okay. Kannst du dich noch erinnern, wie sie hießen?“

„Ich glaube, ein G war dabei“, antwortete ich, auf einmal unsicher, dass es den Ton überhaupt gab, doch Niall lächelte aufmunternd und sagte: „Siehst du, das ist doch was. Und du erinnerst dich sicher nicht mehr daran, wie er ging?“

Ich dachte einen Moment angestrengt nach, nur um danach bedauernd den Kopf zu schütteln. „Ich kann mir halt nicht so gut Sachen merken“, verteidigte ich mich zusätzlich.

Er zog eine Augenbraue hoch und grinste mich an. „Bist du nicht Schauspielerin und musst dir den ganzen Text merken?“

Ich guckte ihn überrascht an. „Woher weißt du das?“

„Ich lebe doch nicht hinterm Mond“, meinte er empört. „Außerdem sind wir schon mal zusammen über den roten Teppich gelaufen. Bei irgendeiner Preisverleihung oder so.“

Jetzt war ich diejenige, die ihre Stirn runzelte. „Preisverleihung? Also bist du echt aus dieser Band…“

Er lachte. „Ja, ich bin aus dieser Band. Und anscheinend hab ich mir gerade selber eine Falle mit der Preisverleihung gestellt.“

„Wieso?“

„Ich mag es, wenn mal jemand nicht weiß, wer ich bin, besser gesagt, was ich mache.“

„Nicht nur du“, entgegnete ich. „Aber ich glaube, du bist noch ein paar Nummern schlimmer dran, als ich.“

„Das kann sein. Ich kann mir vorstellen, dass du nicht von kreischenden Mädchen verfolgt wirst.“

„Glücklicherweise nicht. Aber mir reichen die ganzen Fotos und Berichte und was weiß ich nicht alles schon.“ Ich seufzte.

„Ja, aber ich will mich nicht beschweren. Ich habe es mir schließlich selber ausgesucht.“ Er lächelte. „Und es sind nun mal unsere Fans und wir lieben sie.“

„Ja, ich auch.“ Ich atmete tief durch und ließ mich auf den Stuhl fallen, was Niall leider wieder in Erinnerung rief, wieso wir eigentlich hier waren. „Also, wie wäre es, wenn wir mit etwas sehr einfachem anfangen? Ich bin mir sicher, das wirst du schaffen.“

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