Kapitel 3

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An der Seite ist ein Foto von Phoebe.
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Angespannt lauschte ich dem sich gleichmäßig wiederholenden Tuten des Handys und kaute nervös auf meiner Unterlippe herum. Ich wusste nicht, wieso ich auf einmal diesen Sinneswandel durchlaufen hatte, dass ich jetzt genau so aufgeregt wie Phoebe war. Vielleicht lag es daran, dass sie mir mit ihrem Gelaber, der Typ sei ein Superstar und würde etwas von mir wollen, so sehr auf die Nerven gefallen war, dass ich es nun glaubte, doch selbst dann gab es keinen Grund, nervös zu sein. Immerhin hatte ich auch schon im Gitarrengeschäft mit dem angeblichen Star wie mit einem ganz normalen Menschen geredet. Okay, er war ein normaler Mensch, aber meine liebe Freundin konnte ziemlich beeinflussend sein, was ihre Launen anging. Es war immer, als würde sie ihre Gefühle mit mir teilen und auf einmal war ich wie ausgewechselt.

Reiß dich zusammen, verdammt noch mal, ermahnte ich mich selber und versuchte, die ungewollten Gefühle beiseite zu schieben. Selbst wenn dieser Typ rangehen würde, was sollten schon groß passieren? Entweder würde Phoebe uns beide um unser Gehör bringen oder ich würde ihn dafür anschnauzen, dass er mir nicht die Nummer seines Lehrers, sondern seine eigene angedreht hatte. Immerhin hatte ich keine Zeit für so einen Kinderkram und musste schnellstmöglich jemanden finden, der mit das verdammte Instrument beibrachte.

Ich ließ das Telefon schon für fast dreißig Sekunden klingeln und wollte gerade irgendwie erleichtert auflegen, als es in der Leitung knackte. Jemand hatte abgenommen. Ich hielt unnötigerweise die Luft an.

„Richard McGrath“, sagte eine Stimme und ich atmete erleichtert aus. Dieser Mensch klang weder wie der Kerl aus dem Gitarrenladen noch wie jemand, der unter vierzig zu sein schien. Phoebe hingegen zog eine enttäuschte Schnute und verzog sich wieder in ihre geliebte Küche.

„Äh, hallo, hier ist Alyssa Hill“, stellte ich mich dem Mann vor. „Ich hoffe, ich störe nicht, aber Sie wurden mir als ein sehr guter Gitarrenlehrer empfohlen.“ Ich stockte kurz, als mir auffiel, dass ich nicht einmal den Namen von dem wusste, der mir die Nummer in die Hand gedrückt hatte. Wie sollte ich denn nun erklären, woher diese hatte?

„Ah, das ist ja interessant“, entgegnete der Mann lachend und war mir somit sofort sympathisch. Ich hätte eher damit gerechnet, dass er mir eindringlich zu verstehen gab, dass ein wildfremdes Mädchen, welches auf einmal im Besitz seiner Nummer war, nichts mit dieser anzufangen hatte und dass ich sie auf der Stelle gründlich vernichten sollte. Und ich wurde noch mehr überrascht, als der Mann Fortfuhr: „Niall hat mich schon kontaktiert und vorgewarnt, dass möglicherweise ein, ich zitiere - also nehmen Sie es mir bitte nicht übel – hübsches, aber in Sachen Gitarren komplett ahnungsloses Mädchen mich wegen Gitarrenunterricht bitten wird. Und ich nehme mal an, dass Sie das sind, denn ich werde nicht oft von mir unbekannten Leuten angerufen.“

Ich war für einen Moment sprachlos. Erstens, dieser Mann redete anscheinend gerne. Und sehr viel. Und zweitens, dieser Niall, der anscheinend der Blonde aus dem Laden zu sein schien, hatte mich hübsch genannt? Obwohl mich eigentlich mehr die Tatsache wundert, dass er das seinem Gitarrenlehrer erzählt hatte, als das er mich hübsch fand. Jedem der eigene Geschmack, auch wenn ich selber eher fand, dass ich wie jedes andere Mädchen aussah, und zwar durchschnittlich. Ja, ich war eine Schauspielerin, aber wer sagte, dass ich deshalb wie das umwerfendste Model aussehen musste? Mir war es sowieso lieber, wenn ich mich im Hintergrund halten konnte, was mir nicht immer, aber wenigstens manchmal glückte.

„Dann bin ich ja beruhigt“, sagte ich unsicher. „Also, dass er Ihnen Bescheid gesagt hat.“

„Wir wollen dann mal nicht länger um den heißen Brei herum reden, nicht wahr“, fuhr der Gitarrenlehrer fort. „Wann würden Sie denn gerne anfangen?“

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