Kapitel 27

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Ich konnte nicht stillsitzen.

Andauernd wanderte mein Blick zu meinem Handy, das ungewöhnlich still auf dem Tisch lag, keinen Mucks von sich gebend. Das war lange nicht mehr so gewesen. Vielleicht lag es daran, dass Sonntag war und alle Leute, die mich sonst immer anzurufen meinten, heute nicht arbeiteten.

Unruhig zog ich meine Beine an, schlang meine Arme um die Knie und ließ sie nicht mal eine Minute später wieder los, um mich in den Schneidersitz zu setzen.

„Alyssa! Kannst du nicht mal für zehn Minuten still sitzen?“, beschwerte Phoebe sich. Alleine schon die Tatsache, dass sie mich bei meinem ganzen Namen genannt hatte, bewies, dass sie wirklich genervt von mir war.

„Sorry“, jammerte ich und ließ mich nach hinten gegen die Sofalehne fallen. „Ich weiß selber, dass das nicht normal ist.“

Phoebe schenkte mir einen Was-du-nicht-sagst-Blick, ehe sie ihre Haare mit ihren Händen zu einem Pferdeschwanz kämmte und ein Haargummi von ihrem Handgelenk rumwickelte. „Okay. Was genau macht dich so nervös?“

Ich stöhnte. Jetzt fing sie wieder mit ihrer Psycho-Doc-Masche an. „Ist das nicht offensichtlich?“

„Hm, doch. Schon irgendwie“, gab sie zu.

„Siehst du.“

„Du machst dir also fast in die Hose, weil dein Fake-Freund sich nicht meldet?“, fragte Phoebe und zog ihre Augenbrauen in die Höhe.

„Ich mach mir nicht fast in die Hose“, protestierte ich, mich schwungvoll wieder aufrecht hinsetzend. „Ich bin nur neugierig, wie das Interview gelaufen ist.“

„Ich würde das angespannt nennen, nicht neugierig“, bemerkte sie. „Vielleicht auch aufgeregt.“

Augenverdrehend griff ich nach meinem Handy und sah nach, ob irgendeine Nachricht eingegangen war, obwohl ich das im Falle eines Falls mitbekommen hätte. Natürlich sah alles so wie noch vor fünf Minuten aus.

„Ungeduldig würde es auch treffen.“

„Phoebe.“ Ich warf ihr einen genervten Blick zu.

„Was denn? Ich werde doch wohl auch mal nerven dürfen!“

Mit einem leisen Knall landete das Handy wieder auf der Tischplatte und ich in meiner Liegeposition. Die Decke war mir noch nie langweiliger vorgekommen. Es dauerte ganze zwanzig Sekunden, bis ich meinen Mund wieder öffnete und schon fast verzweifelt rausbrachte: „Sie müssten doch längst fertig sein, oder?“

Phoebe zuckte mit den Achseln. „Ich kenn mich da nicht so aus, da solltest du eher dich fragen.“

„Ha ha“, machte ich. „Wie lange ist er jetzt schon da?“

„Eine halbe Stunde.“

Ich seufzte. „Er meinte, das würde nicht viel länger dauern.“

„Vielleicht muss er danach noch irgendwas klären?“, versuchte Phoebe mich zu besänftigen, doch sie war ziemlich erfolglos. „Wenn sich hier jemand mit sowas auskennt, bist das du.“

„Ich weiß, aber-“ Mein nächster Jammeranfall wurde unbarmherzig von meinem Handy unterbrochen, das meinte, wie aus dem Nichts losklingeln zu müssen. Hektisch fuhr ich hoch und grapschte danach, doch die Nummer, die auf dem Display aufleuchtete, gehörte nicht zu Niall. Beinahe enttäuscht nahm ich ab. „Alyssa Hill?“

„Guten Mittag, Alyssa! Richard McGrath hier.“

Einen Augenblick liefen die Zahnrädchen in meinem Gehirn auf Hochtouren, bevor es klickte. „Ah, hallo! Wie geht es dir? Und deiner Frau?“

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