Kapitel 24

7.9K 495 25
                                    

Hier wohnte Niall also. In einem Bungalow, nicht ganz am Stadtrand Londons, aber auch nicht mitten drin. Es sah vollkommen anders aus, als ich es mir vorgestellt hatte, nicht auf das Äußere, sonder auf das Innere bezogen. Ich hatte mit einer gewissen Unordnung gerechnet, doch stattdessen sah alles blitzeblank und sauber aus. Bestimmt hatte er eine Putzfrau. Ein Promi wie er würde sie sich locker leisten können.

„Wohnst du alleine hier?“, fragte ich, als wir den Flur betraten und zog mir meine Jacke aus. Niall hatte mir erzählt, dass seine Eltern in Irland lebten, wo er geboren wurde, also würde er schon mal nicht mir ihnen hier wohnen.

„Ja.“ Er streckte seine Hand aus, um mir meine Jacke abzunehmen, was ich mit einem Lächeln quittierte. „Das ist meine Bleibe in London, weil wir hier des Öfteren Meeting und so einen Kram haben. Die Schuhe kannst du anlassen.“

Zögernd wanderte mein Blick auf den makellosen, dunkel gehaltenen Fußboden. „Quatsch, ich will mit den nassen Sohlen nicht dein Parkett ruinieren.“

„Das ist Laminat, also halb so wild“, meinte er. „Wirklich, ein bisschen Dreck schadet dem Haus nicht.“

„Okay…“ Also behielt ich meine verschmutzten Stiefel an, als ich Niall bis zum Wohnzimmer durch sein Haus folgte und mir sagte, ich solle Platz nehmen. Als ich auf die große Eckcouch zusteuerte, bereute ich es sofort, meine Schuhe doch angelassen zu haben. Erstens, weil sich ein flauschig aussehender Teppich durch fast den ganzen Raum erstreckte und zweitens, weil das Sofa zum Lümmeln nur so einzuladen schien. Stattdessen setzte ich mich ordentlich auf die Polster, darauf bedacht, den Teppich so wenig wie möglich mir meinen Schuhen zu berühren und sah zu Niall, der immer noch im Türrahmen stand.

„Willst du irgendetwas trinken? Oder essen?“, fragte er.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, danke.“ Ich wollte dieses dringende Gespräch einfach nur so schnell wie möglich hinter mich gebracht haben, damit mich meine Ungewissheit in Ruhe ließ.

„Sicher? Ich hab genug da, was keine großen Umstände machen würde, falls du deshalb nichts willst.“

„Sicher.“ Ich lächelte, auch wenn es eher gezwungenermaßen war.

„Okay.“ Niall durchquerte ebenfalls das Wohnzimmer und ließ sich auf seiner Couch nieder, allerdings am anderen Ende. Ich wusste nicht, ob ich das als gutes oder als schlechtes Zeichen deuten sollte. Einerseits wollte ich ihn mehr in meiner Nähe haben, aber andererseits war ich ganz froh über den Abstand, weil sich in meinem Hinterkopf immer noch die Gedanken des Abschlusses unseres Dates breit machten.

„Also, was ist diese wichtige Angelegenheit, die du mit mir klären musst?“, fragte ich übertrieben enthusiastisch, sodass selbst ein Tauber mitbekommen hätte, wie fasch es klang. Beinahe hätte ich sogar noch in die Hände geklatscht, was am Ende jedoch eher zu einem Applaus über meine eigene Dummheit geführt hätte. Natürlich bemerkte Niall das auch. Er lächelte kaum merklich, wobei er seine Hände in seinem Schoß betrachtete und sich anscheinend erst zusammenreißen musste, bevor er seinen Blick auf mich richtete und mich eine Weile einfach nur ansah.

Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Dieser Blick hatte etwas viel zu intensives an sich, als dass ich ihn einfach hätte nur zur Kenntnis nehmen können. Seine Augen wanderten über mein Gesicht, bis sie wieder auf meine trafen. Ich konnte nicht ausmachen, was sich hinter ihnen verbarg, es schienen viel zu viele Emotionen auf einmal zu sein.

„Gott, ich kann nicht glauben, dass ich dich das echt fragen muss“, stöhnte er auf einmal und schlagartig war sein Blick auf irgendetwas hinter mir gerichtet. Fast schon verächtlich schüttelte er den Kopf, bis er mich wieder ansah. Ernst. Ich schluckte. „Hör zu, Alyssa, ich mache das hier nicht aus Vergnügen. Wenn ich könnte, würde ich es niemals tun. Es ist einfach so lächerlich! Zwar gibt es zwei Möglichkeiten, aber eine von beiden gefällt mir ganz und gar nicht. Natürlich können wir die aber auch in Erwägung ziehen, weil es hier nicht nur um mich geht, sondern um uns beide.“

SpotlightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt