Kapitel 32

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„Also willst du mir sagen, dass du das Geschenk etwa schon geöffnet hast?“, fragte ich, lehnte mich nach vorne und stützte meine Ellbogen auf meinen Oberschenkeln ab, während ich das Telefon nach wie vor an mein Ohr gedrückt hielt.

„Nein“, erklang die erboste Stimme am anderen Ende der Leitung, gefolgt von einem Schnauben. „Würdest du mir das echt zutrauen?“

Ich schmunzelte. „Ganz ehrlich?“

„Ja!“

„Okay…“ Ich legte eine kleine Kunstpause ein, um ihn absichtlich auf die Folter zu spannen. „Irgendwie schon.“

„Man, Ally! Du bist echt so ein kleines Biest, weißt du das?“

„Das, hinter dessen Boshaftigkeit die Liebenswürdigkeit in Person steckt?“

„Ehrlich Antwort?“, benutzte er meine Mittel gegen mich, doch ich ließ mich nicht darauf ein.

„Nö, die brauche ich gar nicht.“

Für einen Moment herrschte Still, dann seufzte er resigniert. „Du treibst mich noch irgendwann in den Wahnsinn.“

Lachend ließ ich mich rücklings auf mein altes Bett fallen. „Das habe ich doch sowieso schon.“

„Und das schlimmste daran ist, dass du recht hast“, brummte er, mir keine Zeit lassend, die Bedeutung seines Satzes zu hinterfragen. „Guck mal auf dein Handy.“

„Sollte ich Angst haben?“, fragte ich misstrauisch, aber rollte mich trotzdem auf die Seite, um mein Handy vom Nachttisch zu angeln.

„Und wie!“

Argwöhnisch entsperrte ich den Bildschirm. Dort erschien eine neue Nachricht von Niall, mit einem Bild von dem kleinen Päckchen, dass ich ihm vor wenigen Stunden am Flughafen übergeben hatte. Ungeöffnet und noch genauso aussehend, wie zu dem Zeitpunkt. Es stand in einem der Regale neben seinem Fernseher und wirkte zwischen den ganzen, ordentlich aufgereihten One Direction Awards ziemlich fehl am Platz.

„Glaubst du mir jetzt?“, fragte er.

Ich überlegte kurz. „Ausnahmsweise.“

„Puh, da hab ich ja nochmal Glück gehabt“, entgegnete er gespielt erleichtert.

Grundlos schlich sich schon wieder ein Lächeln auf mein Gesicht. „Und, was läuft bei dir so?“

„Ich hab keine Ahnung, der Ton vom Fernseher ist aus. Sieht nach irgendeiner Schnulze aus.“ Er lachte.

„Oh man“, murmelte ich schmunzelnd.

„Aber ansonsten…“ Er machte eine kleine Pause. „Irgendwie erinnert mich das knutschende Pärchen daran, dass ich dich vermisse.“

„Oh…“ Das altbekannte Kribbeln kehrte in meinen Körper zurück und verursachte zugleich eine Gänsehaut auf meiner Haut. „Ich bin doch gerade mal ein paar Stunden weg.“

„Lange genug.“

Oh mein Gott, er vermisste mich jetzt schon. Meine Hormone wollten die Überhand über meinen Körper und meinen Verstand nehmen. Es würde nicht mehr viel fehlen und ich würde wie ein Flummi in meinem alten Zimmer rumhüpfen, bis meine Eltern wegen dem Lärm nach dem Rechten sehen kämen. Also entschied ich mich dazu, lieber die andere Variante zu wählen, die meine Hormone ansteuerten.

„Wenn das so ist, könnte tatsächlich die Möglichkeit bestehen, dass es mir ähnlich geht.“

„Die Möglichkeit?“, wiederholte Niall. „Welche anderen gäbe es denn noch?“

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