Kapitel 13

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Das erste, was mir in die Nase stieg, war der Geruch einer köstlichen Currys.

Das zweite, was mir in den Kopf kam, war, dass Phoebe sich mit meinem Lieblingsgericht für ihr Verhalten entschuldigen oder mich wenigstens ein bisschen weniger wütend auf sie machen wollte.

Ich beschloss, ihr dies nicht durchgehen zu lassen. Sie versuchte es immer auf diese Weise. Wirklich, jedes Mal wenn ich sauer auf sie war, sei es aus welchem Grund auch immer, versuchte sie mich mit meinem Lieblingsessen zu bestechen. Aber heute würde ich mich nicht erweichen lassen. Es war beinahe schon armselig, dass ihr nichts anderes in den Sinn kam, als für mich zu kochen.

„Hey“, sagte sie und schenkte mir ein unsicheres Lächeln, als sie mich bemerkte.

„Hi.“ Mehr sagte ich nicht. Ich warf einen kurzen Blick in den Kochtopf und verschwand in mein Zimmer, die Tatsache ignorierend, dass mir bei dem Anblick des Essens das Wasser im Mund zusammen gelaufen war.

Und nun musste ich mit der nächsten Tatsache abfinden, nämlich dass ich nicht die leiseste Ahnung hatte, was ich jetzt machen sollte. Normalerweise würde ich mich jetzt mit Phoebe über Gott und die Welt unterhalten, aber ich war sauer auf sie, was hieß, dass ich mit meiner Langenweile leben musste. Ich könnte zu ihr gehen und ein klärendes Gespräch mit ihr anfangen, aber ich wollte, dass sie den ersten Schritt machte.

Niall wollte ich auch nicht schon wieder auf die Nerven fallen, denn ich hatte das Gefühl, dies in den letzten Tagen dafür, dass ich ihn nicht wirklich gut kannte, schon viel zu oft getan zu haben. Obwohl, wenn ich es recht bedachte, war er derjenige, der sich am nächsten Tag immer wieder meldete und nicht ich. Trotzdem wollte ich ihm nicht schon wieder schreiben.

„Al, ich weiß, dass du immer noch wütend auf mich bist, aber erstens wird das Essen kalt und zweitens gibst du mir nicht mal die Chance, mich zu entschuldigen, wenn du dich die ganze Zeit in deinem Zimmer verbarrikadierst.“

Ich verdrehte die Augen. „Du solltest dir langsam eine andere Möglichkeit ausdenken, um mich zu bestechen.“

Phoebe stöhnte hörbar auf. „Wahrscheinlich hast du Recht. Nur vermutlich wird nichts davon gut genug sein, um dich hier raus zu kriegen.“

„Gut kombiniert.“

„Vielleicht sollte ich Niall anrufen, damit er sein Glück versucht.“

Innerhalb einer Sekunde war ich an der Tür und riss sie auf. „Du hast seine Nummer doch?!“, schrie ich sie wütend an. „Gib mir sofort dein Scheißhandy!“

„Mein Güte, komm runter“, Phoebe lachte und die Wut kroch in mir hoch.

„Ich soll runter kommen? Willst du mich verarschen? Du bist diejenige, die mein Vertrauen missbraucht hat und dann hast du mich zusätzlich auch noch angelogen!“

„Das war ein Spaß, Herrgott! Irgendwie musste ich dich hier ja raus bekommen.“

Ich brauchte einen Moment, um den Sinn ihres Satzes zu verstehen und genau dieses Zögern ermöglichte es ihr, mich davon abzuhalten, meine Tür vor ihrer Nase zuzuknallen, indem sie ihren Fuß dazwischen hielt. „Denk nicht einmal dran“, sagte sie und drückte die Tür wieder auf. Für so eine kleine Person war sie erstaunlich stark, aber ich hatte auch keine Lust mich wie ein Kleinkind aufzuführen und mich dagegen zu stemmen.

Phoebe quetschte sich in mein Zimmer, schloss die Tür hinter sich und drehte den Schlüssel herum. „Tja, ich schätze, jetzt bleibt dir nichts anders übrig, als mir zuzuhören.“

Für einen winzigen Moment überlegte ich, mir einfach die Finger in die Ohren zu stecken und zu singen, aber ich wollte mich ja nicht wie ein Kind benehmen. Stattdessen wanderte mein Blick zu meinem Fenster, während ich die Fluchtmöglichkeit durch dieses durchging. Doch dieser Weg erschien genauso ausweglos, wie durch die Tür, vor der ein wütendes Erdmännchen lauerte. Ich könnte mich höchstens kopfüber in die Tiefe stürzen, doch eigentlich mochte ich mein Leben ganz gerne und wollte es nicht wegen einem dummen Streit enden lassen.

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