Kapitel 11

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Ich bin bombastisch.

Wie kam man auf die Idee, so etwas zu schreiben?

Ich hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn Phoebe irgendetwas vollkommen Sinnloses und Peinliches geschrieben hätte, aber das hier war noch viel schlimmer. Ich war mir noch nicht einmal sicher, ob sie es auf sich oder mich bezogen hatte und was zum Teufel sie damit bewirken wollte, außer dass ich nun komplett eingebildet bei Niall rüberkam.

Angestrengt dachte ich darüber nach, ob ich eine SMS hinterherschicken und mich für meine Freundin entschuldigen sollte, oder ob ich es einfach hierbei beließ. Vermutlich würde er noch nicht einmal auf die Nachricht antworten, geschweige denn ihr mehr Beachtung als nur ein Stirnrunzeln schenken, also wieso sollte ich Geld für eine überflüssige SMS aus dem Fenster schmeißen?

Ein Seufzer entfuhr mir, als ich mein Handy auf dem Nachttisch ablegen wollte, doch in dem Moment begann es abermals zu klingeln. Mom stand auf dem Display. Ich stöhnte. Ein Telefonat mit meiner Mutter war gerade das letzte, was ich gebrauchen konnte. Ich war schon genervt genug und vermutlich würde sie meine schlechte Laune ungewollt noch auf den Höhepunkt treiben. Ich würde meinen Frust an ihr auslassen und nicht an Phoebe, die es definitiv mehr verdiente, doch das Telefon hörte einfach nicht auf zu klingeln. Ergeben drückte ich auf die grüne Taste. Wenn sie es unbedingt so wollte...

„Hey Mom", sagte ich und versuchte, wenigstens ein bisschen freundlich zu klingen.

„Hallo mein Schatz." Ich konnte heraus hören, dass Mom sich freute, mit mir zu sprechen, was ich ihr allerdings auch nicht verübeln konnte. Das letzte Telefonat zwischen uns war bestimmt schon zwei Wochen her, vom persönlichen Treffen mal ganz zu Schweigen.

Meine Eltern wohnten nach wie vor in einem kleinen Ort namens Markfield in der Mitte Englands, westlich von Leicester. Seit ich vor ungefähr einem dreiviertel Jahr, kurz nach meinem achtzehnten Geburtstag, für meinen Job nach London gezogen war, hatte ich sie nur drei Mal zu Gesicht bekommen. Ich konnte sie nicht oft besuchen kommen, da ich hier zu sehr mit der Serie beschäftigt war und meine Eltern wollten ihre erholsamen Wochenenden auch nicht dafür verschwenden, je zwei Stunden hierher und wieder nach Hause zu fahren, was ich jedoch voll und ganz verstehen konnte. Außerdem war ich diejenige, die abgehauen ist und nicht sie.

„Wie geht es dir?", fragte Mom.

Ja, wie ging es mir eigentlich? Ich war extrem wütend auf meine Freundin, erschöpft von der letzten Woche und besonders vom gestrigen Tag und wollte einfach nur meine Ruhe haben. „Ganz gut. Und dir und Dad?"

„Uns geht es fabelhaft." Ich konnte das Strahlen meiner Mutter heraus hören. „Aber du fehlst und sehr."

„Ihr fehlt mir auch", meinte ich und schloss die Augen, um mich besser darauf konzentrieren zu können, nicht loszuheulen, denn irgendwie war mir gerade sehr danach. Ich war vermutlich einfach nur vollkommen fertig und der Streit mir Phoebe gab auch noch seinen Teil dazu.

„Schatz, kannst du mir erklären, wieso ein Artikel über dich in der Zeitung ist, unterlegt mit Fotos, die zeigen, wie sich ein junger Mann durch ein Fenster quetscht?" Mom klang nicht vorwurfsvoll oder sauer, sondern einfach nur belustigt, aber mir war alles andere als Lachen zu Mute.

„Ich hasse diese Scheißpaparazzi", knurrte ich leise und ballte meine freie Hand zu einer Faust. Lauter sagte ich: „Mom, ich hab dir doch gesagt, du sollst aufhören, den Klatschteil zu lesen!"

„Aber wenn das der einzige Weg ist, etwas über das Leben meiner Tochter zu erfahren..."

„Mom!" Ich stöhnte genervt auf. „Das war gestern Abend. Denkst du, ich habe nichts Besseres zu tun, als dir sofort davon zu erzählen?"

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