Was wäre ich ohne meine BFF?

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Ich weiß, dass ich mich nicht sehr erwachsen verhalte, aber die Jungs machen mich wahnsinnig. Warum behandeln die mich, als sei ich irgendeine Tussi, die sie an baggern können? Das ist so respektlos! Ich habe beide nahezu aufgezogen, war immer für Jonas da, wenn er jemanden brauchte und habe ihm bei seinen Hausaufgaben geholfen. Ja, gut, er hat dafür meine Matheaufgaben gelöst, aber trotzdem. Und Ben habe ich gefüttert, gewickelt, sein 3- Tage- Fieber bewacht, weil Veronika sich um Henning kümmern musste! Nein, meine Cousins sollten mir Tonnen von Dankbarkeit entgegenbringen und nicht so tun, als hätte ich ihre verdammten Herzen gebrochen!

Zeit, bei Sandy zu Kreuze zu kriechen. Nachdem ich ihr meinen inneren Monolog genauso wieder gegeben habe, lacht sie.

„Was?" fauche ich.

Nun, sie kann's ab.

„Naja, du klingst, als sei es dir nicht egal, dass sie mehr für dich empfinden als nur Geschwisterliebe." antwortet sie amüsiert.

„Sprichst du in der Mehrzahl?"

„Ja, du tust das doch auch. Stell dir vor, ich wäre deine gute Fee und könnte einen von Beiden in einen nicht mit dir verwandten Kerl verwandeln. Wen würdest du wählen?"

Autsch. Ich seufze schwer. Sandy lacht.

„Siehst du, du kannst dich nicht entscheiden. Musst du ja auch nicht. Es sind deine Cousins und dadurch kannst du beide geniessen, so lange du willst. Nur eben...nicht mehr."

„Ich will aber mehr." maule ich.

Was? Habe ich das eben wirklich gesagt? Sandy lacht.

„Bingo! Das ist das Problem."

„Ach. Soweit war ich vor einer Minute schon." brumme ich. „Nein, das Problem ist, sie wollen mich anscheinend auch."

„Das ist doch kein Problem! Schnapp sie dir. Hinterher könnt ihr vielleicht wieder klarer denken."

„Erstens bin ich nicht du, liebe Sandy. Dieser Sex- Kram gibt mir nichts, ich brauche das ganze Emotions- Paket. Und zweitens muss ich mit den Beiden den Rest meines Lebens auf dem Gut verbringen, weil Oma meinte, dass wir unseren guten Namen wieder herstellen sollen."

„Wie bitte?" fragt Sandy verwirrt.

„Wir drei haben die Hütte und alles was dazu gehört, geerbt."

Meine BFF ist einen Moment still, dann fragt sie leise: „Du kommst nicht mehr zurück?" 

„Ach, Sands... " seufze ich. "Ich komme nach der Beerdigung nochmal, um alles zu regeln und die Wohnung zu kündigen. Ich werde dich aber ganz oft besuchen, versprochen! Und du kannst hier deine Reiterferien verbringen."

„Ich hasse Pferde." brummt sie.

„Ich hab nicht von Pferden gesprochen..."kichere ich.

Wir lachen beide.

„Ehrlich, Süße, dass wird unser Freundschaft keinen Abbruch tun! Und nun erzähl mir von Tim."

„Tom. Ich bin trotzdem traurig."

„Ich auch. Aber ich muss es tun, verstehst du?"

„Ich versuch's. Also, Tom...naja, wir haben musikalisch echt gut harmonisiert. Leider hat er das mit Körperlichem verwechselt. Das hat dann nicht so gut harmonisiert...Er war superschnell und meinte dann trotzdem, es wäre der Hammer gewesen. So ein Mist, jetzt muss ich mir wieder einen neuen Partner suchen!"

„Red doch mit ihm, vielleicht kriegt ihr es wieder hin."

„Hm. Schon probiert, er fängt sofort an, mich an zu grabschen."

„Das tut mir echt leid. Und wenn du dir mal eine Partnerin suchst? Oder alleine durchstartest?"

„Nee, ich brauche ein männliches Gegenstück und jemanden, der mir ab und zu Kontra gibt."

Ich seufze und murmele:

„Süße, dagegen ist mein Problem gar nichts. Danke für dein Ohr."

„Gerne, und ebenso. Wann kommst du genau wieder? Können wir uns dann in der Sushi- Bar treffen?"

„Klar. Ich denke, Freitag gegen achtzehn Uhr. Bis dann. Und bleib sauber!"

„Du auch. Lass dich nicht von den Jungs ärgern."

„Geht schon wieder, dank meiner BFF."

Wir kichern und legen auf.

trío de tangoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt