27. Kapitel

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Liams POV

Der Brief lag kalt in meiner Hand und ich strich vorsichtig über den Schriftzug 'Für Liam'. Die Schrift war leicht krackelig und ich hätte sie unter tausenden wieder erkannt. So oft hatte ich diese Handschrift bei Autogrammstunden gesehen, so oft hatte ich sie unter Notenblättern gesehen, so oft hatte ich sie auf unseren Einkaufszetteln gesehen. Sie war nicht besonders ordentlich und etwas schwer leserlich, aber ich liebte diese Schrift. Noch einmal strich ich langsam über den Schriftzug und ich konnte fast spüren wie viel Anstrengung es Niall gekostet haben musste diese zwei Wörter zu schreiben. Vorsichtig zog ich meine offene Zimmertür zu, in der ich schon stand, seit dem mir Harry den Brief in die Hand gedrückt hatte. ,,Von Niall!" hatte er gesagt und mich dabei abschätzend beobachtet. Danach war er  in sein Zimmer abgerauscht, ohne mir auch nur einen weiteren Blick zu zuwerfen oder ein weiters Wort zu sagen. . 

Jetzt war es in meinem Zimmer totenstill und von draußen hörte man nur das leise Rascheln des Windes und das entfernte Hupen der Autos. Es hatte schon angefangen zu dämmern und langsam konnte man nur noch die Umrisse der anderen Häuser erkennen. Ich lies mich seufzend auf mein Bett fallen, immer noch den Brief in den Händen. Bedächtig strich ich über die rauen Kanten des Umschlags, vor Anspannung fast zitternd. Ich könnte ihn innerhalb von zwei Sekunden öffnen und anfangen den Inhalt des Briefes zu lesen, aber ich konnte nicht. Zu viel Angst hatte ich davor, was in ihm stehen könnte. Die ganzen Tage hatte ich Niall kein einziges Mal mit mir sprechen lassen! Immer war ich es gewesen der ihn angeschrien und beleidigt hatte, ohne ihn auch nur einen Moment ausreden zu lassen. So oft war ich ihm ins Wort gefallen und hatte ihm nie die Chance gelassen es zu erklären. Ich hatte keine Ahnung gehabt was Niall fühlte und was er mir sagen wollte, aber es hatte mir nichts ausgemacht. Dadurch hatte ich mich im Recht gefühlt! Ich hatte mir jedes Mal selber gesagt, dass ich genau das Richtige tat und Niall einzig und allein an Allem Schuld war. 

Und jetzt? Jetzt hatte ich die Chance zu erfahren was Niall mir immer sagen wollte! Aber ich wollte nicht! Wahrscheinlich würden mich die Schuldgefühle zerfressen und ich würde volkommen im schlechten Gewissen untergehen. Niall hatte zwar immer gedacht, dass er schwach war, aber in diesem Moment merkte ich zum ersten Mal wie schwach ich selber eigentlich war. Ich war zu schwach dafür um zu meinen eigenen Taten zu stehen und zu akzeptieren wie falsch ich lag. Ich war zu schwach dafür  andere Menschen ausreden zu lassen, weil ich Angst hatte, dass sie richtig liegen könnten. Ja ich war sogar zu schwach dafür einen normalen Brief zu öffnen. Ich hatte mir nie überlegt wie viel Überwindung es Niall gekostet haben musste mir von seinen Gefühlen zu erzählen und wie stark er gewesen seien musste, während ich einfach schwach gewesen war!

Immer noch starrte ich auf den noch ungeöffneten Brief ohne mich auch nur einen Zentimeter zu rühren. Von unten hörte ich leise Zayns und Louis' Stimme und ich konnte ohne sie zu verstehen wissen ,über was sie redeten. Es war ein unangenehmes Gefühl zu wissen, dass sie wahrscheinlich über mich redeten, aber mich zu sehr hassten um mit mir selber darüber zu reden. Wieder wandte ich meine ganze Aufmerksamkeit dem Brief zu, der immer noch unberührt in meinen Händen lag. Ich schluckte schwer bevor ich den Brief vorsichtig umdrehte. Der Umschlag war nicht besonders ordentlich zusammengeklebt worden und es wäre ein leichtes ihn zu öffnen. Zitternd fing ich an mit den Fingerspitzen den Umschlag auf zureißen. Jetzt konnte ich den Zettel darin erkennen, durch den die blauer Schrift durch schimmerte. Meine Finger griffen wie automatisch nach dem Papier, aber so bald sie ihn berührten zuckte ich zusammen ,als hätte ich mich verbrannt. Ich war noch nicht bereit dafür! 

Ich wollte meinen Blick von dem Brief abwenden, aber es schien so als würde der Brief mich regelrecht anschreien und mir sagen was ich nur für eine schreckliche und feige Person sei. Und das Schlimmste daran war, dass ich genau wusste das es stimmte! Mit einem schnellen Ruck stand ich vom Bett auf um mich im Zimmer umzuschauen. Mein Blick lag auf dem Papierkorb, aber im selben Moment als ich nur daran dachte diesen Brief weg zuschmeißen, wusste ich wie falsch es ein würde! Benutzte Taschentücher wirft man weg genau so wie Verpackungen oder kaputte Stifte, aber ganz sicher nicht Briefe in denen jemand dir sein Herz öffnet und einem die tiefsten Gefühle gesteht. Mein Blick wanderte weiter auf den zierlichen Nachttisch der neben meinem Bett stand, aber direkt nach dem ich den Brief dort hin gelegt, merkte ich wie mir der Brief mir immer wieder ins Auge fiel. Als warte er nur darauf, dass ich anfangen würde ihn zu lesen und das schlechte Gewissen mich überrollen würde. Jedes mal wenn ich im Bett liegen würde, würde ich den Brief sehen und wieder wissen wie schwach ich war. Ich konnte mir so gut selber vorspielen, dass ich stark war und nichts und niemand mir etwas anhaben könnte, aber dieses simple Stück Papier schaffte es einfach mich direkt aus der Fassung zu bringen.

Aus einem Kurzschluss heraus fing ich an den Brief ungeschickt unter meine Matratze zu schieben. Sofort fühlte ich mich ein kleines bisschen besser und ich fing an das Bettlaken wieder glatt zu streichen, als wäre nichts passiert. Keiner der Anderen würde je diesen Brief finden und ich könnte so tun als hätte es ihn nie gegeben. Es würde so viel einfacher machen, aber tief im Inneren würde ich mich immer an diese ungelesenen Nachricht unter meinem Bett erinnern können und mich fragen wann ich endlich stark genug war um sie zu lesen!

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9.000 Reads*o* Danke!:-) Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und ihr fandet es nicht zu langweilig! Über Votes und Kommentare würde ich mich natürlich immer wieder freuen:-) 

Rieke:-)*

Everybody needs Somebody!(Niam FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt