38. Kapitel

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Nialls POV

Nervös knüpfte ich die letzten Knöpfe meines Hemdes zu und strich noch einmal behutsam über den weichen Stoff. Es fühlte sich gut an, endlich wieder vernünftig angezogen zu sein und nicht mehr das erste  T-Shirt zu tragen, was einem aus dem Kleiderschrank entgegen fiel .Die letzten Wochen war es mir egal gewesen, was ich für Sachen getragen hatte und wie ich ausgesehen hatte. Es war mir nicht wichtig vorgekommen, ob die Jacke jetzt zu der Hose passte oder nicht. Denn schließlich hatte es keinen gegeben, für den ich mich hätte schick machen müssen oder den es interessierte hatte wie ich aussah. Aber jetzt hatte ich endlich wieder einen Grund, mein Leben  in den Griff zu kriegen und es gab wieder jemanden für den es sich lohnte gut auszusehen.

Mein Blick wanderte von den Hemdknöpfen zu dem großen Spiegel an der Wand und zum ersten Mal seit langem, musste ich mich nicht mehr fragen, wer eigentlich diese Person war, die mich daraus anstarrte. Denn die Person, die ich jetzt im Spieglbild sah, war Ich. Nichts war mehr von dem einsamen, jungen Mann zu sehen, der dunkle Ringe unter den Augen gehabt hatte und dessen Haare immer wild in alle Seiten abgestanden hatten. Nichts war mehr von den verweinten roten Augen zu sehen oder der blassen Haut. Aber wenn man genau hinguckte konnte man noch den Anschein dieses Mannes erkennen, denn würde man das Hemd ausziehen, würde man einen abgemagerten Körper voller Schnitte und Narben sehen, die nicht zu dem Rest des Körpers passten. Diese Zeit hatte Spuren auf meinem Körper hinterlassen, aber ich hatte gelernt, sie zu überdecken. 

Aufgeregt blickte ich auf die Leuchtziffern meines Weckers und mit jeder Sekunde die verging ,wurde ich nur noch angespannter. Hätte man mir früher gesagt, dass ich jemals so nervös wegen eines Treffens mit meinem besten Freund sein würde, hätte ich nur gelacht  und es für volkommen unwahrscheinlich erklärt. Aber genau in so einer Situation war ich jetzt und mir war ganz und gar nicht zum Lachen zumute. Noch einmal warf ich einen letzten Blick in den Spiegel und strich mir schnell durch die blonden Haare. Noch fünf Minuten. So wie ich Liam kannte würde er genau zwei Minuten vor der verabredeten Zeit an meiner Tür klingeln und sein unwiderstehliches Lächeln aufgesetzt haben. Denn ich wusste genau wie es Liam hasste, wenn er zu wichtigen Terminen zu  spät kam und wenn ich seinen Worten Glauben schenken konnte, war unser Treffen für ihn mindestens genau so wichtig wie mir. Drei Minuten vor sechs. Meine Hände hatten angefangen zu zittern und ich ärgerte mich über meine übertriebene Nervosität. Schließlich war es nur ein...Was war es eigentlich? Ein Treffen zwischen guten Freunden? Ein Entschuldigungsessen?  Oder war es ein wirkliches Date? Wir hatten diesem Abend keinen Namen gegeben und vielleicht war das auch besser so. Unser Verhältniss hatte sich so drastisch verändert, dass es vielleicht einfacher war, es langsam anzugehen und nicht Druck auszuüben, indem wir unser Treffen betitilten. 

Es klingelte. Ich atmete noch einmal ein und aus, bevor ich mich in Richtung der Tür begab. Meine Hände umschlossen das kalte Metall der Türklinke und energisch drückte ich sie hinunter. Da stand er. Auf seinem Gesicht dieses unverwechselbare Lächeln und die Gelassenheit, während seine Augen vor Nervosität hin- und her huschten. Als mein Blick seinen traf konnte ich sehen, wie sein Lächeln noch breiter wurde und ich merkte wie sich auf meinem Gesicht auch langsam ein Lächeln bildete. ,,Hallo Niall!" Liams Stimme war leiser als sonst und ich konnte sehen wie aufgeregt er war. ,,Hallo Liam. Mö-Möchtest du noch eben mit reinkommen? Ich muss mir nur noch meine Schuhe anziehen." Er nickte kurz und betrat mit leisen Schritten den hellen Flur. ,,Du siehst außerdem sehr gut aus." Ich spürte wie mein Kopf rot anlief, aber bei seinen Worten war mein Lächeln nur noch breiter geworden. Es fühlte sich gut an endlich wieder Komplimente von der  Person zu hören, die einem so viel bedeutete und von der man lange nicht mehr so etwas gehört hatte. ,,Da-Danke" stammelte ich leise, während ich mich nach unten beugte um meine Schnürsenkel zu binden. Aus den Augenwinkeln erkannte ich wie sich Liam mit dem Rücken zu mir gedreht hatte und langsam den Flur entlang lief. 

,,Danke Niall!" sagte Liam, immer noch mit dem Rücken zu mir, als hätte er Angst, dass ihn sonst der Mut verlies. ,,Wofür?" Ich hob erstaunt meinen Kopf und betrachtete erwartend Liam's Rücken. ,,Dafür,dass ich hier sein darf. Dass du mir eine zweite Chance gegeben hast und immer noch an das Gute in mir glaubst. Ich kann gar nicht in Worten ausdrücken, wie dankbar ich dir dafür bin und was für ein wundervoller Mensch du bist." Nun hatte ich mich auch aufgestellt und starrte ratlos die Wand an. Ich hatte mir nicht überlegt wie ich darauf reagieren sollte und wie ich mich in so einer Situation verhalten sollte. ,,Aber das ist doch selbstverständlich, denn...",,Nein ist es nicht!" Liam hatte sich bei diesen Worten energisch umgedreht und in seinen Augen hatten sich die ersten Tränen gebildet.,, Eigentlich habe ich keine zweite Chance verdient, nachdem ich dich so verletzt habe. Ich habe alles kaputt gemacht! Ich habe mich absolut egoistisch verhalten! Ich habe einen riesigen Fehler gemacht  und das jetzt ausgerechnet du, mir versuchen willst zu verzeihen ist ganz sicher nicht selbstverständlich!" Nun wusste ich noch weniger, was ich darauf hätte sagen sollen, während mein Blick immer wieder zwischen Liam und der Wand hin-und her huschte.

Jetzt herrschte ein zwar ein peinliches, aber auch gleichzeitig beruhigendes Schweigen zwischen uns. Auf diese Worte von Liam hatte ich wahrscheinlich die ganze Zeit gewartet ohne es wirklich zu wissen.  Es reichte nicht ,nur einen Neuanfang zu machen und das Vergangene zu vergessen, sondern wir mussten darüber sprechen und anfangen aus unseren Fehlern zu lernen. ,,Niall? Dürfte ich dich etwas fragen?" Liam unterbrach die Stille und strich sich nervös durch seine braunen Haare. ,,Na-Natürlich darfst du mich etwas fragen" sagte ich schnell, während Liam von einem Bein auf das andere wippte. ,,Darf ich dich küssen?" ,,Was?" fragte ich erstaunt und schaute ihn verblüfft an. Ich hatte mit vielen Fragen gerechnet, aber ganz sicher nicht mit dieser. Es war zwar  nicht so, dass wir uns noch nie geküsst hatten, aber es hörte sich anders an diesen Wunsch von Liam laut ausgesprochen zu hören. ,,Ich weiß, dass sich das für dich komisch anhören muss und..." Liams Stimme wurde von Wort zu Wort immer leiser und ich erkannte, dass er die Frage schon längst bereute. ,,Schließlich ist dies ja kein offizielles Date und es geht so schnell, aber..." Wieder brach er verzweifelt ab und fuhr sich angespannt durch die nun zerzausten Haare. ,,Was ist aber, Liam?" 

,,Er-Erinnerst du dich an unseren Ku-Kuss im Krankenhaus?" Ich nickte leicht, obwohl ich immer noch nicht wusste auf was er hinaus wollte. ,,E-es hat sich damals so richtig angefühlt und i-ich wollte wissen, ob dieses Ge-Gefühl immer noch da ist..." Gegen meinen Willen fing ich an leicht zu lächeln, während Liam beschämt seine Schnürsenkel betrachtete. Ich erinnerte mich noch genau an diesen Kuss. Ich erinnerte mich an seine weichen Lippen und das Prickeln, dass er auf meiner Haut verursacht hatte. Aber ich hatte nie gedacht, dass auch Liam dieser Moment so bedeutsam in Erinnerung geblieben war, schließlich war ich es gewesen, der ihn dazu gedrängt hatte. Ich hatte mich in den letzten Tagen nicht getraut mit ihm darüber zu reden und das er jetzt selber damit anfing, lies meine Zweifel immer kleiner werden. ,,Also Niall? Darf ich dich küssen?" fragte mich nun Liam leicht schüchtern, während er mir immer noch nicht in die Augen sah. ,,Wenn du mir vorher auch eine Frage beantwortest." Meine Stimme war zwar leise, aber hatte trotzdem einen festen Unterton, so dass ich mir sicher sein konnte, dass er mich gehört hatte. ,,Welche denn?" 

,,Wie fühlt es sich an, wenn ich dich küsse?" fragte ich und nun war es Liam, der erstaunt guckte. Ich wusste selbst nicht, warum ich diese Frage gestellt hatte, aber ich wusste wie wichtig mir die Antwort war. Ich wollte wissen, ob Liam auch nur annähernd das Gleiche empfand ,wie ich für ihn oder ob dieser ganze Abend mir nur wieder falsche Hoffnungen machen würde. ,,Wie meinst du das?" Liam hatte bei seinen Worten seinen Kopf gehoben und sein Blick traf genau auf meinen.  ,,Ich will von dir wissen, was du für ein Gefühl hast, wenn ich dich küsse. Fühlt es sich so an, als würde die Welt für einen kurzen Moment stehn blieben? Als würdest, du tausend Schmetterlinge spüren? Als..." Meine Stimme wurde immer verzweifelter, bis Liam ein paar Schritte auf mich zu ging und mich unterbrach. ,,Keine Worte dieser Welt können jemals beschreiben, wie es sich anfühlt dich zu küssen! Denn ganz egal, wie man es beschreibt,  das Gefühl wird immer besser sein!" Auf meinem Gesicht war nun ein deutiches Lächeln zu sehen, denn das war  wahrscheinlich die beste Antwort, die er hätte geben können!

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Das war's auch schon:-) Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und ich würde mich unglaublich über Votes und Kommentare freuen<3 Außerdem wünsche ich euch noch frohe Ostern:-)

Rieke:-)*

Everybody needs Somebody!(Niam FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt