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Draussen kamen gerade die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont und versuchten die Welt zu erhellen. Dringend musste ich mehr über diesen Mann erfahren. Ich konnte einfach nicht begreifen warum er mich so wollte. Hatte das etwa nur etwas mit meiner Jungfräulichkeit zu tun? Wenn ich so daran dachte wurde mir schlecht. Das konnte doch keine Art Wettbewerb sein. Oder ich eine Trophäe in seiner Sammlung. Da müsste doch mehr hinter stecken. Ob ich mit Mary darüber reden konnte? Aber ich glaube, sie würde mich auslachen. Ich musste in Büchern ein paar Lösungen finden und ansonsten ihm die Fragen stellen. Als mein Kopf sich zu überarbeiten begann, entschloss ich mich kurzerhand erstmal runter zu gehen und etwas zu frühstücken und dann würde ich mich hinlegen. Als ich durch die Tür zum Angestellten -Trakt trat kam mir Claire schon aus der Küche entgegen.
"Sophie, wie schön sie zu sehen. Möchten Sie etwas essen? Ich habe John und mir grade Frühstück gemacht, setzen Sie sich doch. Ich hole noch ein Gedeck. " Sie marschierte schnurstracks wieder zurück. Ich schaute in den Raum gegenüber und fand dort John in eine Zeitung vertieft am Tischende sitzen. Als er mich hörte schaute er auf und lächelte freundlich.
"Guten Morgen, Sophie. Bitte setzen Sie sich doch. Schön sie zu sehen. Haben Sie noch garnicht geschlafen, sie sehen müde aus?!" bemerkte er besorgt und tätschelte mir die Schulter als ich näher trat.
Ich ließ mich auf die Bank zu seiner Linken sinken.
"Nein. Das habe ich wirklich noch nicht. Aber ich habe einen riesigen Hunger und konnte noch garnicht schlafen. In meinem Kopf schwirren gefühlte tausend Fragen" müde stützte ich mein Kinn auf meine Hände und atmete tief durch.
"Das glaub ich Ihnen gern meine Liebe, uns ging es zu Anfang nicht anders. Nur, dass uns der Herr des Hauses nicht als die Seine oder Nahrungsquelle wollte, sondern einfach nur ein paar Menschen, die am Tage das Haus bewohnten. " erklärte Claire, als sie das Geschirr vor mir abstellte.
"Keine Nahrungsquelle? Oh... Ich..."
Ich konnte es Claire nicht übel nehmen, aber nach diesem Satz fand ich mich mehr als benutzt und war sauer. Ich kochte regelrecht vor Wut.
Claire räusperte sich und ich schaute zu ihr auf.
"Entschuldigen Sie bitte. Ich habe mich etwas unschön ausgedrückt. Dem Herrn Grafen liegt wirklich etwas an Ihnen, Madame. Sonst, Naja..." Sie rang mit Worten, so kannte ich Claire garnicht.
"Sonst hätte er sie nicht mit hierher gebracht, sondern gleich im Wald. Na sie wissen schon."
Jetzt arbeitete mein Kopf nur noch mehr und das Gefühl der Angst packte mich wieder. Ich musste mich nun dringend auf etwas anderes konzentrieren und erst was essen und schlafen, bevor ich mich der Geschichte dieses mysteriösen Mannes widmete.
Erst jetzt bemerkte ich den reichlich gedeckten Tisch. Frische Brötchen in einem Korb, Aufschnitt jeglicher Art. Obst, Saft und Kaffee standen verteilt auf der Tafel.
"Bedienen Sie sich" sagte John freundlich und deutete mit der Hand auf all die Leckereien.
"Dankeschön " mehr konnte ich nicht mehr sagen, so einen Hunger hatte ich. Ich war den beiden wirklich dankbar, dass sie sich so gut kümmerten. Nur hoffte ich, dass ich es ihnen irgendwann etwas davon wieder geben konnte.
Nach diesem köstlichen Frühstück begab ich mich auf mein Zimmer und ließ mich aufs Bett sinken. Ich trat die Schuhe von meinen Füßen und zog mich aus. Dann schlüpfte ich todmüde unter die Decke und kuschelte mich in die Kissen. Ich ließ die Nacht noch einmal vor meinen Augen Revue passieren. Inzwischen war es acht Uhr und mein Zimmer hell, aber ich war müde genug um sofort einzuschlafen.
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Der schwarze Gral -Blutrausch-
FantasySeit drei Jahren lebte Sophie schon allein. Doch als ein mysteriöser Graf nach einem unglücklichen Zufall in ihr Leben tritt, stellt dieser es komplett auf den Kopf und entführt sie in eine völlig andere Welt. Als Sophie glaubt, wieder alles meister...