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Völlig verwirrt folgte ich Claire die Treppe hoch. Ich konnte nicht sagen, warum sie so aufgelöst war. In ihrem Gesicht standen eine Mischung aus Angst, Wut und Schuld.
"Claire, Ich verstehe nicht ganz was los ist. Was hat das alles zu bedeuten?" fragte ich mit einem gewissen Entsetzen.
"Sophie, es tut mir so Leid, ich habe nicht gewusst, dass er dort ist. Wissen Sie, er ist sehr gefährlich, zumindest im Moment." Schuldbewusst sah sie mich an und ging voran in den Raum in dem ich geschlafen hatte. Machte sie sich jetzt Vorwürfe für etwas, was sie nicht wissen konnte? Der Mann machte mir auch Angst, vor allem mit diesem seltsamen Blick, doch ich musste einfach wissen, was hier los war.
"Aber sie brauchen sich doch keine Gedanken darüber machen, Sie konnten es doch nicht wissen, dass er da ist." Ich versuchte sie aufzumuntern, aber ihre Miene veränderte sich kaum. Dieser Mann war zwar einschüchternd, aber ich glaubte nicht, dass er gefährlich ist.
"Ach, meine Liebe, wenn sie wüssten.” Sie wollte nicht weiter darüber reden, das war mir klar. Doch ich musste einfach noch ein paar Dinge wissen.
“Was ist passiert Claire, warum bin ich hier und nicht in einem Krankenhaus?” fragte ich vorsichtig. Nervös spielte ich mit dem Saum des Shirts.
Claire seufzte, gab mir aber dann doch eine Antwort:
“Der Herr Graf hat Sie gefunden. Sie waren völlig unterkühlt. Einen Krankenwagen zu rufen hätte zu lange gedauert, also hat er sie mit hierher gebracht und wir haben sie aufgewärmt, ihre Wunden versorgt und das Fieber bekämpft. Wir haben unsere Gründe dafür gehabt. - Ich wusste nicht, was Sie mögen, also habe ich Ihnen eine kleine Auswahl mitgebracht." Sie deutete auf den kleinen Tisch am Fenster, welcher reichlich mit vielen kleineren Portionen gefüllt war. Das Gespräch hatte sie damit mehr als deutlich beendet. Irgendwas stimmte nicht."Vielen Dank, Claire. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, sagen Sie doch bitte Bescheid." Ich ging auf den Tisch zu und begutachtete alles.
"Oh, leisten Sie uns noch ein wenig Gesellschaft und danken Sie nicht nur mir. Der Herr Graf hat Ihnen noch Kleidung kommen lassen, Sie finden sie im Schrank, nur passen Sie auf sich auf. Er ist gefährlicher als man meint. Bedienen Sie sich an allem. Ich komme später wieder um abzuräumen." Sie zwinkerte mir noch kurz zu und verließ dann den Raum.
Das Essen sah köstlich aus. Verschiedenes Gemüse, Reis, Hühnchen und alles was der Magen begehrte und kleinen Portionen. Dazu Säfte und Schorlen. Ich setzte mich und genoss jeden Bissen und jeden Schluck. Nach den fast zwei Tagen, wenn ich richtig gerechnet hatte, ohne feste Nahrung war es einfach ein göttliches Festmahl. Mein Körper war völlig ausgetrocknet vom Fieber, so dass ich sogar die Flasche Wasser wie einen köstlichen Wein willkommen hieß. Claire hatte Talent, auch wenn es sich nur um einfache Sachen handelte, schmeckten sie großartig.
Dann versuchte ich, Mary zu erreichen. Mein Handy hatte ich auf dem Kaminsims gefunden und versuchte es drei mal bei ihr, bis ich aufgab und auf ihre Mailbox sprach. Sie war meine einzige Hoffnung hier wieder weg zu kommen, also hoffte ich nur, dass ich sie bald erreichen konnte. Claire war eine liebe Person, allerdings merkte man ihr an, dass sie sehr angespannt war und so wenig wie möglich Preis gab. Der Graf war freundlich, doch auf irgendeine Weise sehr unheimlich. Ein kleiner Schauer der Furcht schoss durch meine Venen, als ich an die Begegnung in der Bibliothek zurück dachte.
Ich entschied mich dafür, mich zu duschen und frisch an zu ziehen. Im Schrank fand ich nicht nur ein paar Sachen, nein es war eine komplette Garderobe von Schuhen bis zum Wintermantel. Ich entschied mich für eine dunkelblaue Jeans, einen cremefarbenen Pullover und ein paar gemütliche Sneaker. Dazu nahm ich noch eine warme Softshell-Jacke mit kuscheligem Fleece gefüttert aus dem Schrank und legte alles auf das Bett. Die Sachen konnten doch unmöglich alle nur für mich sein. Es sah ja fast aus, als sollte ich hier einziehen. In der Schublade fand ich Unterwäsche und Socken, genau in meiner Größe.
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Der schwarze Gral -Blutrausch-
FantasySeit drei Jahren lebte Sophie schon allein. Doch als ein mysteriöser Graf nach einem unglücklichen Zufall in ihr Leben tritt, stellt dieser es komplett auf den Kopf und entführt sie in eine völlig andere Welt. Als Sophie glaubt, wieder alles meister...