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Völlig ungewöhnlich, dass sie um diese Uhrzeit anrief und das an einem Sonntag Abend.
„Mary, wie geht’s?“ kaum, dass ich die Worte ausgesprochen hatte, hörte ich sie ins Telefon schluchzen.
„Sophie, Vater und Mutter sind mit Onkel Tobi ins Krankenhaus gefahren.“
Tobi war Mary's Lieblingsonkel. In unserer Kindheit verbrachten wir oft jede Ferien bei ihm und seinen Hunden. Heute lebte er allein und wir besuchten ihn ab und zu mal. Mir wurde vor Sorge heiß und kalt zugleich.
„Was ist denn passiert, warum denn? Mary beruhige dich.“ gab ich zur Antwort und nun beobachtete auch Cosmin mich gespannt. Er konnte jedes Wort verstehen, was Mary am anderen Ende der Leitung sprach.
„Er, er hatte solche Bauchschmerzen und ist beim Abendessen zusammen gebrochen. Papa rief eben an, dass wir ihn gleich besuchen können, aber sie wissen noch nichts genaues. Ich wollte, dass du das weißt. Und .. ich wollte fragen ob du mit mir hinfährst.“ Sie weinte immer noch und ließ sich nicht beruhigen. Mir wurde das Herz schwer, denn mir war er ebenfalls immer ein Onkel gewesen. Mir stiegen die Tränen in die Augen und meine Beine fingen an zu zittern. Ich spürte Cosmins Arme sich von hinten um meinen Körper schlingen und kuschelte mich an ihn. Ich deutete es als Zustimmung und gab meiner besten Freundin eine Antwort.
„Ich bin in einer halben Stunde da, Mary.“ wir legten auf und ich stand wie geschockt mitten im Raum.
„Oliver müsste gleich wieder da sein, wir holen sie ab.“ Mit einem Kuss auf den Scheitel wand er sich ab und zog den Umhang aus dem Schrank. Mit Schwung legte er ihn sich um die Schultern und breitete ihn aus. Jedes mal fuhr mir ein Schauer durch den Körper wenn er das tat. Es hatte etwas bedrohliches, dunkles an sich. Cosmin zog mich zu sich heran und schlang die Arme um mich. Schluchzend nahm ich die Wärme die sein Umhang bot an. Er setzte uns vor der Garage wieder ab und sah sich um. Oliver war bereits zurück gekehrt und wollte grade die Rolltore wieder schließen als er uns entdeckte.
„Sire, kann ich noch etwas für Sie tun?“ fragte er höflich, nickte mir zu und senkte dann den Blick.
„Wir müssen Mary abholen und dann zum Krankenhaus. Sie dürfen also wieder ausparken.“ immer noch hielt er den schweren schwarzen Stoff um meine Schultern geschlossen.
„Natürlich Sire, eine Minute bitte.“ Oliver öffnete die Tore wieder und ließ den RollsRoyce aus der Garage rollen.
Cosmin öffnete die hintere Tür und ließ mich einsteigen.
Während der ganzen Fahrt zu Mary gingen mir verschiedene Szenarien durch den Kopf. Was war mit Onkel Tobi geschehen? Er war sein ganzes Leben fit wie ein Turnschuh gewesen. Nicht sonderlich sportlich, aber ich hatte ihn nie ernsthaft krank erlebt. Er war nun um die 50 und eigentlich noch in der Blüte seiner Jahre.
Nach kurzer Zeit fuhren wir vor dem Haus von Mary's Eltern vor und Oliver öffnete mir die Tür. Ich ging den kleinen Weg zur Tür hinauf und klingelte. Cosmin lehnte am Auto und bedachte mich mit grüblerischem Blick. Meine Freundin öffnete mir mit Tränen verschleierten Blick und nahm mich in den Arm.
„Komm, erzähl mir doch unterwegs bitte, was passiert ist.“ sagte ich und führte sie zum Auto.
Wieder hielt uns der Fahrer die Tür auf und wir stiegen nacheinander wieder ein. Mary lehnte sich an meine Schulter und schluchzte.
„Er hatte schon eine Weile ständig bauchweh und heut war er zum Essen bei uns und …. dann ist er vor zwei Stunden einfach zusammen gebrochen. Nachdem er schnell wieder auf die Füße kam ist mein Vater mit ihm ins Krankenhaus gefahren. Er wollte es nicht, doch du kennst ja meinen Vater. Der lässt sich von nichts abbringen.“ erzählte sie unter Tränen und auch mir liefen sie bald wieder über die Wangen. Cosmin reichte uns zwei Stofftaschentücher und legte mir einen Arm auf den Rücken.
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Der schwarze Gral -Blutrausch-
FantasySeit drei Jahren lebte Sophie schon allein. Doch als ein mysteriöser Graf nach einem unglücklichen Zufall in ihr Leben tritt, stellt dieser es komplett auf den Kopf und entführt sie in eine völlig andere Welt. Als Sophie glaubt, wieder alles meister...