Der schwarze Gral -Blutrausch-

23

Als ich wieder erwachte, lag ich noch immer auf Cosmins Brust. Seine Arme waren wie ein Schutzschild um meinen Körper geschlungen. Ich blickte zu ihm auf und genoss seinen müden Ausdruck. Er konnte spüren und hören wenn ich wach wurde, somit lächelte er mich fragend an und hob dabei die dunklen Augenbrauen. Ich versuchte den eh schon kleinen Abstand zwischen uns noch mehr zu verringern und schlang noch ein Bein um ihn.

“Schlaf noch ein wenig, mein Engel” hauchte er und ich schloss die Augen.
Ein leises Klopfen weckte mich erneut und ich sah verschlafen auf. Wieder klopfte es irgendwo, ganz leise, aber ich hatte mich nicht verhört.
“Wer ist das?” murmelte ich müde und fragte mich aber gleichzeitig, ob Cosmin es hören konnte, wer da vor der Tür stand.
“Dem Klopfen nach zu urteilen, müsste es Joe sein. Ich seh mal nach- bleib liegen, diesen Anblick werde ich ihm nicht gönnen.” flüsterte er leise, beugte sich während des Aufstehens über mich und hauchte sanfte Küsse auf mein Gesicht. Als er aus dem Raum ging und ich die Tür hörte, wie sie aufging, entpuppte sich unser Gast wie gedacht als Joe.
“Sir, es tut mir leid sie am frühen Abend stören zu müssen. Aber der Hubschrauber kann heute Nacht nicht fliegen. Der frühstmögliche Zeitpunkt ist gegen etwa 9 Uhr in der Früh.” Joe klang zurückhaltend und ruhig, als würde er negative Antworten erwarten.
“Verflixt, was ist denn passiert?” fragte Cosmin genervt und ich nahm wahr, dass die Tür ins Schloss fiel. Die Neugierde gewann in meinem Körper oberhand, ich setzte mich nervös auf und lauschte ihrem Gespräch.
“Die Reparaturen dauern noch ein paar Stunden an. Es geht leider nicht schneller. Der Ersatz wäre auch erst um 10h früh hier. Es tut mir leid, Sir.”
“Schon gut, ich verstehe. Du weißt was bei Tag-Reisen zu tun ist. Organisier alles, damit wir pünktlich abreisen können.”
“Sehr wohl, Sir. - Ich soll Ihnen von Dr. Gracen ausrichten, dass er später noch ein großes” seine Stimme wurde zu einem Flüstern “Abendessen herrichten lässt und würde sich freuen, wenn Sie kommen würden. Für Sophie wird natürlich ebenfalls etwas hergerichtet. -Rena wird kommen und wird ihr beim Ankleiden helfen.” beendete Joe den Satz und ich fragte mich, wer diese Rena war. War sie ein Mensch? Oder würde sie von mir probieren wollen? Mir war nicht ganz wohl bei der Sache, doch ich wollte Cosmin auch nicht reinreden.
“Wir werden kommen. Schick Rena hierher.” antwortete Cosmin in einem etwas gelasseneren Ton.
“Sir, Ihnen ist aber bewusst, dass die gute Rena Sie vor die Tür setzen wird?! Sie wird es sich nicht entgehen lassen, aus ihrer hübschen Sophie eine glamouröse Prinzessin zu machen!” kommentierte Joe mit einem Lachen.
“Erinnere mich nicht daran ” stöhnte Cosmin und seine Selbstsicherheit in seiner Stimme schwand mit jedem Wort dahin.

Nun war ich noch neugieriger, wer diese Frau wohl sein musste. Vorsichtig richtete ich mich auf und schlüpfte in meinen Morgenmantel, den ich auf dem Stuhl in der Zimmerecke fand.

Schweigend sah ich um die Ecke und entdeckte die beiden vor der Eingangstür.  Cosmins Augen richteten sich sofort auf mich und Joe’s folgten sogleich. Sie kamen in Vampirgeschwindigkeit auf mich zu und Joe nahm meine Hand, hauchte einen Kuss darauf und sah auf. Doch Cosmin knurrte nur laut auf und legte einen Arm besitzergreifend um meine Taille, zog mich zu sich heran und drückte einen Kuss auf meine Stirn. “Wer ist Rena?” platzte es aus mir heraus und ich sah von einem Vampir zum anderen.

“Sie ist die beste Stylistin, die ich kenne.” sprühte Joe vor gespielter Begeisterung. “Sie zaubert aus allen Bräuten wahre Kunstwerke, lässt jede Frau zu einer Prinzessin werden.” Sein Gesicht wurde ernst als er Cosmin ansah.

“Ich schätze ihre Arbeit sehr, aber werde Sophie nicht mit ihr allein lassen.” grummelte mein Vampir vor sich hin und festigte seinen Griff.

“Das glaube ich Ihnen nicht, Sir” prustete Joe, öffnete die Tür wieder und ging.

Ich wandte  mich an Cosmin und sah ihn fragend an.

“Kannst du mich mal aufklären, wer diese Rena ist?”