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Blinzelnd öffnete ich die Augen, obwohl ich schon ein paar Stunden geschlafen habe, fühlte ich mich noch unbeschreiblich müde. Ich war allein, Cosmin war nicht mehr im Zimmer. Es war sechs Uhr morgens und ich hatte noch mindestens sechs Stunden bis ich mich fertig machen musste, so lange wollte ich allerdings nicht schlafen.

Plötzlich ging die Tür auf und Cosmin kam kopfschüttelnd herein.

"Hey, ich hoffe ich hab dich nicht geweckt" sagte er leise und kam auf mich zu.

"Ich musste kurz telefonieren. Die meisten meiner Geschäftspartner halten sich ebenfalls eher an die Nachtzeiten."

Er krabbelte über mich und nahm mich unter sich gefangen. Mit einem sanften Kuss ließ er sich neben mich sinken und legte einen Arm um meine Hüften.

"Schlaf noch ein wenig, es wird dir gut tun"

Ich driftete noch einmal in einen lockeren Traum, bevor ich gegen elf Uhr wieder erwachte. Diesmal war ich vollends ausgeschlafen. Allerdings brauchte ich mich gar nicht erst bemühen, mich leise zu verhalten. Cosmin konnte mich eh hören, sobald ich wach war. Als ich mich zu ihm umdrehte drückte ich ihm noch einen keuschen Kuss auf die Wange und genoss seinen schläfrigen Anblick. Ich beobachtete ihn eine gefühlte Ewigkeit und konnte meinen Blick nicht von ihm lösen. Auch wenn die Sonne hier unten keinen Kontakt zu ihm hatte, merkte man, dass sie ihn schwächte. Ich schlich ins Bad, wusch mich und zog mich wieder an. Jetzt merkte ich auch den Hunger in meinen Magen zurückkehren. Etwas Festes war doch anders als Vampirblut, auch wenn es recht lang sättigte. Bevor ich hoch ging, kniete ich mich noch einmal über Cosmin, sein schläfriger Blick war nun gierig und zugleich bedrohlich, eine verlockende Mischung. Kurz bevor ich mich wieder aufrichten wollte,  griff er blitzschnell in meinen Nacken und zog mich zu sich herunter. Sein Kuss war fordernd und doch sanft.

"Nun geh’ etwas essen und Grüß' mir die Sonne. Ich werde dich nach der Arbeit abholen." flüsterte er mit loderndem Feuer in den Augen und ich konnte aufstehen. Unter seinem brennenden Blick wankte ich rückwärts und griff nach der Tür.

"Schlaf schön." flüsterte ich zurück und zwinkerte ihm zu.

Dann war ich schon nach draußen verschwunden.

Die Sonne schien und es glitzerten kleine Eiskristalle auf den Blättern der Büsche. Ich ging langsam durch den Flur und die Eingangshalle und es duftete aus der Küche schon herzhaft. Mit der Nase voran schlich ich mich durch den Angestellten-Trakt und hielt nach Claire Ausschau. Vor dem Herd stand Josephine und rührte in einem der großen Töpfe herum.

"Hallo Josephine, das riecht ja wunderbar."

"Guten Tag, Madame Sophie. Haben sie gut geschlafen? Vielen Dank, das ist eine Rinderbrühe fürs Mittagessen." antwortete sie schüchtern.

"Hallo Sophie, schön sie hier zu sehen. Josephine, richten sie ihr doch bitte ein kleines Frühstück her." begrüßte Claire mich und das Küchenmädchen wand sich dem Kühlschrank zu, um mir ein Müsli und verschiedene Früchte zu reichen.

"Claire, vielen Dank, dass Sie so fürsorglich sind, ich werde ihr ein wenig helfen." lächelnd trat ich neben Josephine und half ihr die Früchte zu schneiden. Sie sah mich schüchtern an und ich bestätigte es liebevoll. Ich wollte einfach nicht, dass mich alle so respektvoll ansehen. Denn ich war wie jeder andere hier auch: Ein Mensch.
Alles zusammen in einer Schüssel mit etwas Naturjoghurt und einer großen Tasse Kakao ging ich ins Nebenzimmer und begrüßte John. Er war bis auf ein Pärchen, welches sich zum Gruß erhob, allein.

"Hallo Sophie. Sie sehen gut ausgeschlafen aus. Nachher wird Christoph sie fahren, ich habe anderweitig einen Termin." erklärte er.

"Davon habe ich schon erfahren, vielen Dank." erwiderte ich fröhlich und setzte mich zu ihm.

Der schwarze Gral -Blutrausch- Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt