Noch während ich aus dem beschissenen Krankenhaus eilte, begann mein Handy zu klingeln, worauf ich gehetzt ranging. Ich musste nicht auf das Display schauen, um zu wissen, wer mich um Mitternacht anrief. Schon gar nicht, wenn ich gerade bei ihr gewesen war.
„Ja" Es war keine Frage. Ich wusste was kommen würde.
„Du hast mal wieder gar nichts begriffen, was?", höhnt die verzerrte Stimme meines Bosses. Trotzdem dass er der Oberste von der gesamten Scheissorganisation war, hatte er es nötig, seine Stimme mit einem verdammten Stimmenverzehrer zu verändern.
„Wenn du mit meiner Arbeit nicht zufrieden bist, dann lass gefälligst mich zusammendreschen. Auf wehrlose Mädchen loszugehen ist jedenfalls ziemlich feige", gab ich tonlos zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Mein Boss lächte höhnisch. „Es liegt überhaupt nicht an deiner Arbeit, Ethan. Die ist weit mehr als befriedigend", antwortete mein ekliger Boss, und da ich wusste, dass er meine Nachfrage hören wollte, tat ich ihm diesen Gefallen.
„Es geht darum, dass dich dieses Mädchen weichkocht. Was meinst du, wie lange es dauert, bis du nicht mehr zuschlagen kannst, wenn es hart auf hart kommt?"
Ich blieb einen Moment stumm, während ich zu meinem Wagen lief. „Was hat das mit ihr zu tun?"
Mein Boss lachte auf der anderen Seite ekelhaft. „Nun ja. Frauen lehnen jegliche Art von Gewalt ab. Das haben sie eben so an sich. Trotzdem wollen sie aber, dass wir sie beschützen." Den zweiten Teil sagte er mehr zu sich selbst als zu mir. So hörte es sich jedenfalls an.
„Ich lasse mich nicht von ihr verändern."
O doch, und wie ich das tat.
„Natürlich tust du das! Welcher Mann würde das schon nicht? Sie ist entzückend", er spuckte mir die vor Sarkasmus triefenden Worte scheinbar entgegen.
„Wenn ich mich verändert habe, dann nur weil ich keinem Bock mehr auf die ganze Scheisse habe!", gab ich aggressiv zurück.
Wieder lachte mein Boss, doch es klang nicht halb so amüsiert wie einige Minuten zuvor. „Du scheinst aber genau seit diesem Tag keinen Bock mehr zu haben, als die Kleine hier plötzlich aufgetaucht ist", gab er zu bedenken.
Scheisse, ja! Er hatte verdammt noch mal recht! Seit ich Natalia, dieses unschuldige und scheinbar zerbrechliche Mädchen, getroffen hatte, wollte ich aus der Organisation aussteigen.
„Ich deute dein Schweigen als Zeichen deiner Zustimmung, Ethan. Also sage ich dir jetzt zum letzten Mal: Halt dich fern von ihr!", zischte er durch die Leitung.
Ich begriff wirklich nicht, weshalb nicht schon längst die Bullen vor unserer Tür standen. Wir führten ständig solche Telefonate und das gesamte Scheissland sollte doch von der Regierung abgehört werden. Wahrscheinlich hatte er auch hier irgendetwas manipuliert.
„Dann haltet ihr euch aber auch fern von ihr! Wenn ihr Natalia noch einmal auch nur ein Haar krümmt, dann lernt ihr mich kennen", giftete ich zurück. Ich meinte es ernst, aber dennoch sagte mir mein Gefühl, dass ich absolut nichts ausrichten konnte. Ich konnte mich nicht gegen die gesamte Orgnisation wehren. Sie würden mir das alles heimzahlen, indem sie Rylie etwas antun. Damit hatten sie mir schon genug gedroht. Ich könnte mich selbst dafür ohrfeigen, dass es jetzt noch ein Mädchen in meinem Leben gibt, das mich selbst noch verletzlicher machte.
„Versuchst du mir zu drohen, Ethan?" Er wartete meine Antwort nicht ab und fuhr sogleich fort: „Lass das! Wir haben dich und deine kleine Schwester in der Hand, vergiss das nicht." Damit legte er auf.
Ich warf mein Handy auf den Beifahrersitz und schlug aufgebracht aufs Lenkrad. Genau das hatte ich gmeint! Ich brachte es einigermassen zustande, meine kleine Schwester zu beschützen, aber auch noch Natalia zu schützen, würde nicht klappen. Schon nur, weil sie ziemlich weit weg von mir wohnte.
Ich liess meinen Kopf aufs Lenkrad sinken.
Wenn sie bei mir wohnen würde, könnte ich sie auch besser im Auge behalten. Einen Moment schloss ich die Augen und dachte nach.
Wenn ich Natalia nicht beschützen konnte aufgrund der Entfernung, dann musste ich Natalia eben zu mir in mein Haus holen! Scheissegal, wenn mein Vater sie nicht ausstehen konnte.
Kaum hatte ich den Gedanken, verwarf ich ihn auch schon wieder. Wenn ich Nati noch einmal zu nahe kam, würde die Organistion sie wieder verletzen. Das konnte ich nicht verantworten. Andererseit wollte ich sie damit doch bloss beschützen.
Frustriert raufte ich mir durch die Haare.
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Alive - Wie er mich am Leben hielt
Dla nastolatkówNun scheint Natalias Leben nur noch bergauf zu gehen. Müsste es doch, nachdem sie in ihrer Vergangenheit mehrere Male dem Tod direkt ins Auge geblickt hat. Doch die 16-jährige macht die Rechnung nicht mit dem Alltag einer normalen High-School-Schül...