Verdammte Gegensätze

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Wut. Fremdscham. Das sind die Gefühle, die ich gerade, in diesem eigentlich schönen Moment, verspüre. Ich hatte ganz vergessen, dass Adam ja noch eine Schwester hat, doch eigentlich hätte ich dumme Nuss ahnen müssen, dass dieser Frosch auftauchen würde.
Sie hasst mich. Ich zwinge niemanden mich zu mögen, aber was ich von Sophia erwarte ist, dass sie wenigstens in Gegenwart ihrer Eltern und ihres Bruders, ihren kindischen Hass ruhen lässt.

"Und wo wohnst du denn jetzt?" Sophia stellt ihre Tasse ab und grinst ihn an.
"Ich wohne in der Garage ihres Hauses. Sie war so nett mir ihre Garage freizustellen." dabei zeigt er auf mich.
Sie blickt interessiert zwischen uns her.
"Ach, das war SIE?" dabei betont sie das 'sie'. Sie ahnt, dass etwas nicht stimmt. Dass er sein Gedächtnis verlor erfuhr sie, dass er jedoch auch mich vergaß, das scheint sie zu sehr erfreuen.

"Sophia. Könnten wir einen Augenblick sprechen?" greife ich jetzt ein. "Könnten wir. Nach dem ich meinen Tee zu Ende getrunken habe. Ich mag kalten Tee nicht." Sie hebt provozierend ihre Tasse und nippt kurz. Beherrscht schließe ich für einen Moment meine Augen. Ganz ruhig. Lächle sie an, sei nett. Das irritiert dumme Menschen. Sie gehört wenigstens definitiv zu Ihnen. "Kein Problem. Ich kann das nachvollziehen."

Mein Blick schweift zu Adam, der versucht seinen Pfefferminztee zu genießen und ich fange an zu grinsen. "Warte kurz. Darf ich mal?" nehme ich ihm seine Tasse ab und gehe in die Küche. Dort mache ich ihm einen Latte, ohne Zucker und stelle es vor ihm ab. Er hebt die Tasse an, riecht etwas dran und nippt dann kurz.  "Endlich. Nichts für ungut Mum, aber mir schmeckt dein Tee ganz und gar nicht." er nimmt noch einen Schluck von seinem Latte. Lächelnd betrachte ich ihn, während er von Maria zu mir sieht und dankbar lächelt.

"Erzählt mal. Wie war denn dein Besuch bei ihren Eltern?" fragt Anton. "Ich habe mich pudelwohl gefühlt." gibt Adam zu und blickt zu mir. "Sie haben mich gleich aufgenommen, trotz dieser Lücke in meinem Kopf." Glücklich nippe ich an meinem Tee und versuche das Grinsen zu verstecken.
"Was habt ihr denn so schönes gemacht?" fragt Maria. "Naja, wir haben zusammen gegessen und sind danach zum Weihnachtsmarkt." Nervös kratze ich den roten Nagellack, meiner Fingernägel ab. Seit gestern Abend, haben wir nicht darüber gesprochen. Ja okay, es ist nicht wirklich lange her, doch trotzdem nervt es mich.

Wir haben 7 Jahre, 7 Jahre haben wir jeden Tag gesprochen, gelacht und oh Gott, selbst die Tränen haben wir geteilt. Und jetzt. Jetzt ist es so, als wären diese 7 Jahre nie gewesen. Als wenn ich ganze 7 Jahre lang geschlafen habe und das ganze nur geträumt habe. 'Ich denke, wenn man seinen Seelenverwandten gefunden hat, dann hat man sein ewiges Glück. Und ich denke, wenn ich meinen Seelenverwandten gefunden hätte, dann würde ich mich an ihn erinnern.' sagte Adam. 'Die Seelen, die zu einander gehören, finden auch immer zu einander.' sagte meine Mutter. Diese Sätze sind wie Teufel und Gott. Tod und Leben. Glück und Pech. Es sind zwei Gegensätze. Zwei verdammte Gegensätze.

Plötzlich sehe ich Sophia aufspringen und kurz darauf zieht sie ein Mädchen hinter sich ins Wohnzimmer. Ich betrachte sie von oben bis unten. Versuche mich an ihr weiches Gesicht zu erinnern. Wer zur Hölle ist diese Frau?!
Sophia gibt der Armen nicht einmal Zeit sich auszuziehen oder ihre Tasche abzulegen.

"Na, erinnert ihr euch noch an Kathrin?" fragt Sophia gebannt und beißt sich auf die Unterlippe. Sie blickt vor allem mich an.
Kathrin räuspert sich. Ihr scheint das alles unangenehm zu sein. Als sie uns ihr Lächeln entblößt, geht bei mir ein Lichtchen auf, doch das kann sie niemals sein.
Damals umrandete eine Zahnspange ihre einst schiefen Zähne, doch heute ist nichts davon geblieben. Genau wie ihr einst braunes, immer zum französischen Zopf geflochtenem Haar, das heute in einem blond ihre schmalen Schultern umrandet.

"Möchtest du meiner besten Freundin einen Tee machen?" die Frage ist an mich gerichtet und ich schnappe nach Luft. Ihr provozierender Ton ist wohl nur zu mir durchgedrungen, was ich nach einem Blick in die Runde festgestellt habe. "Welchen Tee möchtest du denn? Ich kann dir auch einen Kaffee machen." schlage ich ihr vor. "Der Espresso schmeckt super!" sagt Anton und hebt dabei seinen Daumen in die Höhe während Maria lächelnd seufzt. "Nein, danke. Wasser wäre perfekt." sagt sie lächelnd und zieht ihre Jacke aus.

Ich drehe mich um und laufe in die Küche.
Während ich das Glas auffülle, denke ich darüber nach, was Sophia jetzt bloß für einen Plan schmiedet. Kathrin ist die beste Freundin von Sophia. Mit Sophia und Kathrin hatten wir nicht besonders viel zu tun gehabt. Sie war eher ein schüchternes Mädchen und hat nie viel mit uns geredet und immer wenn wir zusammen in einem Raum waren, hat sie ihn nach kurzer Zeit verlassen.

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