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A d a m ' s S i c h t

2 Stunden sitze ich nun hier. Auf einer grauen Couch, im Stillen. Starre mittlerweile nur noch auf die schwarze Bildfläche, da mir die Menschen im Fernsehen so langsam auf die Nerven gingen.

Seit einer Stunde bange ich nun darum, ob ich diesen Schritt wagen soll. Lohnt es sich? Oder macht das noch alles schlimmer? Soll ich wirklich wieder ansetzen?

Seit 3 Wochen, habe ich nichts von Avelin gehört. Und so dumm es auch klingt, schmerzt es. Dabei verstehe ich nicht, warum es so schmerzt. Mir sollte es egal sein, es sollte einfach an mir vorbeigehen, doch ich hänge an ihr, wie ein Bild an einem Nagel an der Wand. Ich hatte Hoffnung in sie, dass ich weiterhin an ihr haften darf. Seit dem ich sie im Krankenhaus weinen gesehen hatte, wusste ich, dass ich diesem Mensch etwas bedeute. Doch wenn diese Bedeutung sie zu Tränen rührt, warum verheimlicht sie mir mein Kind und meine Frau?

"Bin wieder da." Kathrins Stimme lässt mich kurz zusammenschrecken, als sie auch schon im Türrahmen erscheint.

Sie läuft an mir vorbei und lässt noch einen Kuss auf meiner Wange ab. Und wisst ihr was? Es lässt mich kalt. Es lässt mich vollkommen kalt. Kein Flattern, keine Wärme, keine Gefühle. Nichts. Es fällt mir so verdammt schwer ihre Gefühle zu erwidern, sodass ich mich langsam dafür schäme.

"Was hast du so gemacht?" fragt sie, bevor sie die Tüte auf die Küchentheke stellt und anfängt diese auszuräumen.

"Ach nichts. Fern geschaut." zucke ich mit meinen Schultern und drehe mich etwas zu ihr. Ihre blonden glänzenden Haare hat sie heute zu einem Zopf geflochten und ein dunkelroter Lippenstift bedeckt ihre Lippen. Eine dunkelrote Bluse umrandet ihre helle Haut. Ein Babybauch ist nach wie vor nicht zu sehen, aber das ist ja bei jedem verschieden.

"Er ist aus." sagt sie mit gerunzelter Stirn und legt ihren Kopf schief.

Ertappt blicke ich zum Fernsehen und danach zu ihr "Ich wollte mich gerade etwas schlafen legen." lüge ich und lächle sie an.

Sie jedoch schaut weiterhin fragend und man liest ihr im Gesicht ab, dass sie mich durchschaut. Jedoch, so wie immer, zuckt sie mit den Schultern und packt weiterhin die Tüte aus.

"Es gab Orangen im Angebot." informiert sie mich und es entsteht wieder diese unangenehme Stille, welche jedoch so langsam zur Gewohnheit wird. Die Frage ist, empfinde nur ich die Stille als Schrecklich?

Ich nehme mir mein Handy in die Hand und starre auf die Buchstaben, welche diese Nachricht bilden. Eine Nachricht, welche ich mit etwas Mut abschicken werde.

"Möchtest du heute irgendwas bestimmtes machen?" fragt sie nun und lehnt sich and der Theke ab.

Ich zucke mit den Schultern. Außer diese Nachricht abzuschicken, werde ich das gleiche wie an den vorherigen Tagen tun. Genau, nichts.

"Du hast es vergessen?" ihre Brauen ziehen sich nach oben.

Mein Kopf legt sich schief. Was sollte ich denn vergessen haben?

"Wow. Du hast es echt vergessen." sie hält sich ihre Hand an die Stirn und schließt die Augen, während sie tief ein- und ausatmet.

"Hör zu." sie nimmt die letzte Orange aus der Tüte, bevor sie diese zusammenfaltet und auf der Theke ablegt. "Was passt dir nicht? Was brauchst du noch alles, um endlich wieder der alte Adam zu sein?" Ihre blauen Augen erdolchen mich fast und ich muss zugeben, gerade habe ich etwas Angst vor dieser Frau.

"Mir passt alles." antworte ich knapp und greife zur Fernbedienung. Wenn ich rede, verletze ich sie und das hat sie sich nicht verdient.

Gerade als ich den roten Knopf drücken möchte, wird sie mir aus der Hand gerissen und landet auf der Couch. Ich schaue erstaunt zu Kathrin, welche mich wütend anfunkelt und nun ihre langen Finger auf ihren verschränkten Armen trommeln lässt.

"Dir passt nichts! Und du brauchst mir nicht sagen, dass alles perfekt ist." ihre Stimme ist ernst und direkt. Ihre Augen kalt wie der Schnee vor der Tür.

Ich sehe auf das Handy, welches immer noch neben mir liegt. Mein Herz setzt kurz aus, als ich mir die Nachricht durchlese.

-Können wir uns treffen? Ich möchte dir alles erklären und ich schätze, du hast ebenfalls Fragen.

Ja, es ist Avelin. Erleichtert atme ich auf, denn jetzt muss ich meine Nachricht nicht abschicken, welche nicht so kalt und ohne Gefühl geschrieben wurde.

Vielleicht, weil sie keine Gefühle für mich empfindet?

"Du triffst dich wirklich mit ihr?" fragt Kathrin und nun liegt Trauer in ihren Meeren. Ich klopfe neben mich und sie setzt sich zu mir.

"Ich muss." antworte ich und lächle sie vorsichtig an. Sie tut mir so verdammt leid. Sie hat mit all dem doch gar nichts zu tun, sie möchte doch bloß wieder die kleine Familie haben. Und ich? Ich habe nichts anderes im Kopf, als ein letztes Mal in Avelins Augen zu sehen und zu hören, dass ihr all das leid tut.

"Du kommst auch wieder?"

Ich schmunzle und nicke.

"Darf ich dich umarmen?" fragt sie und sieht mich mit großen Augen an. Ist es nicht schrecklich seine Liebe fragen zu müssen, ob sie bereit für eine Umarmung ist? Ich verstehe mein Kopf und mein Herz nicht. Warum verlieben sie sich nicht in sie?

Als Antwort breite ich meine Arme aus und sie legt ihre um mich. Ein tiefer Atemzug ihrer Seit's folgt bevor ich auch ein kleines Schmunzeln spüre.

Wann ist das alles vorbei? Wann werde ich endlich normal denken?

-
Es tut mir leid, dass ich letzte Woche das Kapitel nicht rausgebracht habe :/ und es tut mir leid, dass dieses Kapitel so kurz ist.

Ich weiß nicht, ob man das merkt, aber es fällt mir echt schwer aus der Sicht von Adam zu schreiben, wenn ich Kathrin als unschuldig darstellen muss :(

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