Geheimnisvolle Tüten

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Müde verlasse ich das Krankenhaus.
Meine Beine streben danach endlich die Last ablegen zu können. 'Nur noch die Autofahrt, dann haben wir es überstanden' murmle ich meinen Genossen zu. Mir ist es ein Rätsel, wie ich es überhaupt geschafft habe auf der Arbeit wach zu bleiben. Jessica, meine Mitarbeiterin hat mich rumgescheucht und mir tausende von Aufgaben gegeben, in denen ich mir zwischendrin dachte, ihr ein Skalpell in den Kopf zu bohren. Diese Frau ist so nervig, dass einen die Selbstmordgedanken plagen. Naja, Lucille und ich haben es gut überstanden, ohne wegen Mord ins Gefängnis zu kommen.

"Hey! Warte!" höre ich Lucille rufen, bevor ich mich zu ihr umdrehe und meine Beine zwinge auf der Stelle stehen zu bleiben.
"Du hast deine Zettel für die Kleidung vergessen. Laverne hat sie mir gerade gereicht." übergibt sie mir die zwei kleinen Zettel. Dankbar lächle ich sie an und stecke sie in mein Geldbeutel. Hätte ich diese vergessen, hätte ich morgen die Kleidung sicherlich nicht bekommen.
"Durch das ganze Durcheinander auf der Arbeit, habe ich vollkommen vergessen zu fragen; Wie geht es Adam?" Ich weiß nicht wieso, aber diese Frage überrumpelt mich, weswegen ich einige Zeit brauche, um zu antworten. "Ich denke, ihm geht es gut." nicke ich unbehaglich. "Wie kommt er mit der Situation klar? Hat er sich schon etwas in sein altes Leben leben können?"

"Nein, nicht wirklich. In seinem alten Leben lebte er in einem Haus mit mir, und nicht in der Garage von einem Mädchen, dessen Name er nicht kennt." Plötzlich überkommt mich eine Welle der Wut und ich kicke einen Stein weg.

"Wie meinst du das? Und wer ist das Mädchen?" fragt sie überrascht.

"In meiner Garage." antworte ich stattdessen und beobachte dabei, wie sich ihre Augen weiten und sie mich nun mitleidig ansieht.
"Er weiß deinen Namen nicht?"
Ich zucke bloß mit den Schultern. Es ist mir nicht egal, aber ich bin zu erschöpft, um mir jetzt wieder den Kopf, wegen dieses grausamen Schicksals, zu zerbrechen. Ein Hupen erschreckt uns.

Mein Kopf schnellt zum Verbrecher und ein grinsender Aldwyn winkt uns zu. Neben mir fängt Lucille nervös an zu zappeln und ich sehe sie schmunzelnd an. "An der Zeit zu gehen, was?" grinse ich und kassiere von ihr einen warnenden Blick. "Nein! Ich werde so lange mit dir reden, bis ich alles erfahren habe was ich wollte." hebt sie ihren Finger und gluckst nochmals zu Aldwyn. Aldwyn ist ein guter Freund von mir und arbeitet als Arzt bei uns auf der Station. Lucille und er haben eine funkelnde Beziehung, jedoch blockt sie vollkommen ab, wenn Aldwyn versucht sie um ein Treffen zu bitten, weil sie meint nicht gut genug für ihn zu sein. Sie meint
'Krankenschwester und Arzt? Das passt genau so wenig wie Schornsteinfeger und Immobilienmakler.' Meiner Meinung nach ist ihre Aussage genau so unverständlich, wie die blöden Vergleiche.

"Was hast du jetzt vor?" verschränkt Lucille ihre Hände und bemüht sich dabei nicht wieder zu ihm zu schauen. Als ich so tue, als würde ich zu einer Antwort ansetzen unterbricht uns Aldwyn. "Wie lange möchte mich die königliche Majestät noch warten lassen?" beugt er sich von hinten an Lucille's Ohr und verschlägt ihr somit die Sprache. Ich sehe, wie sie kurz erschaudert, bevor sie sich aufrafft und versucht selbstbewusst den Kopf in die Höhe zu strecken. "Ich habe dich nicht gebeten mich Nachhause zu fahren." widerspricht sie und verschränkt nun ihre Arme. "Und was ist, wenn ich darauf bestehe?" fragt er und sieht mich grinsend an. Ich schüttle grinsend den Kopf. Dieser Typ weiß, welche Wirkung er auf Lucille hat und weiß sie gut zu nutzen.
"Dann bestehe ich darauf, dass du alleine in deinem Auto Nachhause fährst. Unsere Freundin vor uns nimmt mich mit."

Aldwyn legte seine Stirn auf dem Schulterblatt von Lucille ab. "Das ist doch unglaublich." murmelt er und hebt nochmals den Kopf.
Als er nochmals dazu ansetzt sie zu überreden, fixiert er sein Blick auf etwas hinter uns, bevor er siegessicher lächelt und gelassen von sich gibt "Ich denke, unsere Freundin hat einen Mitfahrer mit dem sie lieber alleine sein möchte." dabei nickt er mir ein letztes Mal zu, bevor er Lucille an der Hand nimmt und sie mit zum Auto zieht.
Lächelnd betrachte ich die zwei, bevor ich mich umdrehe und einen Adam, mit geschlossenen Augen, an meinem Auto lehnen sehe.

Ich versuche meine Nervosität zu überspielen, indem ich anfange in meiner Tasche nach meinem Schlüssel zu suchen.
Als ich sie finde, sehe ich hoch und erstarre.
"Hey..." sagt Adam schüchtern und lächelt mich warm an. Auch ich fange an zu lächeln und laufe auf ihn zu.
"Was machst du hier?" frage ich ihn und blicke auf seine Tüten.
"Auf dich warten." sagt er lächelnd und mein Herz erwärmt sich.
"Na dann. Schlüpf ins Auto." fordere ich ihn lachend auf und öffne das Auto. Ich setze mich an's Steuer, während Adam, die Tüten auf die hinteren Sitze legt. Dann setzt er sich grinsend neben mich und ich starte den Motor.

Als wir das Krankenhaus hinter uns lassen, sehe ich kurz zu ihm rüber. "Wie hast du hierher gefunden?" frage ich sichtlich amüsiert und setze den Blinker ein, während ich abbiege.
"Oh Gott, frag bitte nicht. Ich wollte eigentlich einkaufen gehen. Das habe ich auch getan, aber danach bin ich noch etwas spazieren gegangen und fand mich auf einmal hier. Naja, und da sah ich dein Auto und wartete." sagt er schulterzuckend.
"Und was hast du eingekauft?"
"Das wirst du zuhause sehen." sagt er in einem neckischen Ton.
Diese geheimnisvollen Tüten machen mich jetzt wahnsinnig.

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