Was wenn?

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Immer noch, scheinen die Anker sich nicht lösen zu wollen und seine Arme haben Halt an mir gefunden. Seit gefüllten Minuten stehen wir nun schon inmitten dieses abgedeckten Zimmer. In seinen Augen kann ich alles ablesen. Ich kann ihn lesen. Ich sehe meinen Adam, den Mann den ich seit 7 Jahren liebe und den ich immer noch liebe. Dieses Gesicht ist das schönste Gesicht, welches ich je betrachten durfte. Angefangen von seinen langen, geformten und dichten Wimpern, für die einige Mädchen Opfer bringen würden. Seine rosa Lippen, die weich wie die Haut eines Neugeborenen sind.
Unsere Augen ziehen sich ganz langsam, wie Magnete an. Langsam nähern wir uns und ich kann das Prickeln spüren, dass sich auf meinen Lippen bemerkbar macht, wenn ich daran denke was gleich passiert. Ihr könnt mir gar nicht glauben, wie schwer es ist, diesen Lippen beim Sprechen und lachen zu zusehen, ohne sie zu küssen. Ich vermisse es einfach, sein Lachen mit meinem Kuss verstummen zu lassen.

Unsere Nasenspitzen sind kurz davor sich zu berühren. Noch einige Millimeter, dann geschieht es. Wir berühren uns und dieses Gefühl ist unbezahlbar. Als würden kleine Lagerfeuer auf meiner Haut tanzen. Man könnte Streichhölzer auf meiner Haut anzünden, so heiss ist sie. Nun spüre ich seinen warmen Atem auf meinen Lippen und ich recke mich noch etwas weiter zu ihm. Als auch er sich weiter zu mir beugt, passiert alles schnell.

Ein schrilles Klingeln reißt uns auseinander. Wir sehen uns beide erschrocken an, bis Adam die Fassung als Erster wieder erlangt und aus dem Zimmer stürmt.

Bemüht, meinen Tränen stand zu halten, lasse ich mich ganz langsam auf mein Bett gleiten.
Wir hätten uns fast geküsst. Oh Gott! Wir hätten uns fast geküsst! Was habe ich bloß getan! Oh Gott nein nein nein!

Gedämpft höre ich seine Stimme von unten. Einerseits verabscheue ich dieses Klingeln, andererseits danke ich dem Klingeln. Was, wenn wir uns wirklich geküsst hätten? Hätte er sich vielleicht dadurch an mich erinnert?

Entmutigt vergrabe ich mein Gesicht in meine Hände. Wie wird das jetzt weitergehen? Wie sollen wir jetzt noch normal diese blöde Decke streichen? Argh, wieso bin ich auch so dumm?!

Verzweifelt fahre ich mir durch die Haare. Soll ich jetzt so tun, als wäre nichts geschehen? Oder soll ich ihn drauf ansprechen? Soll ich mich entschuldigen? Pf, wie lächerlich das doch klingt. Entschuldigen, dass ich meinen Freund fast geküsst habe.

Die Abdeckplane knistert unter mir, derweil ich mich langsam nach hinten auf mein Bett fallen lasse.
Soll ich einfach einschlafen?
Ohne zu bemerken, renne ich schon wieder meinen Problemen davon. Was wenn er aber eine Erklärung möchte? Ich kann ihn doch nicht einfach die Wahrheit an den Kopf schmeißen. Ich brauche eine Notlüge.

'Lügen über Lügen....'

Die Betonung liegt auf NOT, Okay? Was würde denn meine kleine Raupe tun?

'Ich würde einfach eiskalt die Wahrheit raushauen. Er ist dein Freund Avelin. Du kannst ihn doch nicht ständig belügen und so tun, als würdet ihr wirklich beste Freunde sein. Du hast das Recht, ihm die Wahrheit zu sagen, und er sowieso, um sie zu wissen.'

Aber was ist, wenn er mich hassen wird, weil ich es ihm verschwiegen habe? Oder noch schlimmer, er mir nicht glauben wird?

'Und was ist, wenn ihm einiges klar wird?'

"Tut mir leid... Ehm, das war mein Handy."

-🦋

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