Meine eigene Decke

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"Da bist du ja." flüstert Adam und lehnt sich an die Haustüre. "Hier bin ich. Ohne Kratzer oder gebrochenen Flügel." erwidere ich lächelnd und scheuche ihn mit einer Handbewegung von der Tür. "Dafür habe ich mich fast tot gefroren." entgegnet Adam und sieht mir dabei zu, wie ich versuche den Schlüssel in die Türe zu stecken. Verdammt, dieses blöde Loch. Nach ewiger Zeit lande ich den Treffer und schließe auf. "Herein spaziert." Adam tritt ein und ich schlüpfe ihm hinterher. Ich lege meine Tasche auf der Kommode ab und mache mich an meinen Stiefeln zu schaffen, während Adam seinen Mantel auf eines der Bügel hängt. Gerade, als ich meinen Mantel zu Ende aufgeknöpft habe, legen sich zwei Hände auf meine Schultern. "Lass mich das machen." haucht Adam und lässt vorsichtig den Mantel über meine Schultern gleiten. Jede Berührung, jede Näherung und auch jeder Gedanke, erweckt einen neuen Schmetterling in meinem Bauch. "Siehst du, das ging doch viel schneller." Mich durchfährt nochmals ein wohliger Schauer, bevor ich mich umdrehe und in sein grinsendes Gesicht schaue. Seine Augen grinsen vor Freude und strahlen eine solche Wärme aus, dass sich der Raum in einem Augenblick in eine Sauna verwandelt. Schnell weg hier. "Ich will einen Tee, möchtest du auch einen?" abrupt drehe ich mich um und laufe durch das Wohnzimmer in die Küche. "Nein, danke." antwortet er und setzt sich auf mein beiges Sofa. Zügig bereite ich meinen Tee zu und lasse mich neben ihn fallen. "Ist das okay, wenn ich vielleicht Feuer im Kamin mache?" fragt er und sieht mich mit seinen großen Sonnen an. Ich nicke "Du weißt ja, wo das Holz ist.". Er zwinkert mir einmal zu und schlüpft anschließend in seine Stiefel, bevor er durch die Terrassentür verschwindet. Seit einer Woche verbringen wir nun die Abende zusammen und erzählen lustige Geschichten von unserem Alltag oder lauschen zusammen dem Knirschen des Holzes. Am liebsten würde ich über ihn herfallen und gemeinsam mit ihm einschlafen, statt ihn in seiner Garage alleine übernachten zu lassen. "Deine Gartenhütte ist gruselig." ein kalter Windhauch streift meine Wangen und ich ziehe meinen Rollkragen höher. "Deswegen holst du auch immer das Holz." necke ich. "Was würdest du bloß ohne mich tun?" theatralisch legt er das Holz im Kamin ab und sieht zu mir. "Das, was ich die Wochen vor dem ganzen hier" ich zeigte zwischen uns "gemacht habe. Mich in eine Decke gekuschelt und meine Hände an meinem Tee aufgewärmt." "Weißt du, was du wegwerfen kannst?" fragt er während er vorsichtig das Holz anzündet und nun pustet. "Was denn?" ich spicke über meine Tasse hinweg und sehe ihm gespannt zu. "Deine Decke." Ich verschlucke mich an meinem Tee und fange heftigst an zu husten. "Oh nein! Meine Decke bleibt bei mir!" widerspreche ich und zeige auf meine Decke, welche wohlgemerkt, auf der Lehne, am anderen Ende des Sofas rumgammelt. "Bist du dir da sicher?" fragt er grinsend und erhebt sich aus seiner Hocke. Seine Augen funkeln gefährlich und sein Grinsen unterstützt das ganze. Verdammt, ist das heiß! Wie traumatisiert nicke ich und stelle automatisch meine Tasse auf den kleinen weißen Tisch. "Nichts kann dich dazu bringen, sie in den Müll zu werfen?" seine Schritte sind langsam, aber nicht zögerlich. Zielstrebig läuft er um den Tisch und beugt sich über mich als er vor mir stehen bleibt. "Wetten wir, dass ich dich vom Gegenteil überzeugen kann? Ich bringe dich dazu, dieses Teil nicht nur in den Müll zu werfen. Sondern auch zu verbrennen." Seine Augen fixieren meine und ich beiße mir nervös auf die Lippen. Verdammt, er weiß ganz genau, welche Wirkung er auf mich hat. Mein Blick huscht zu seinen rosa Lippen. Ganz schnell, so schnell, wie ein Wimpernschlag, doch dieser Frosch hat es trotzdem bemerkt. Sein Grinsen wandelt sich in ein Schmunzeln um und er setzt sich zu mir. Eine Zeit lang sieht er mich einfach an und ich fühle mich so, als würden seine Sonnen Küsse auf meinem Gesicht verteilen. Dann schüttelt er lachend den Kopf und fährt sich über sein Gesicht. Oh mein Gott, ich schmelze, HILFE! "Was ist so komisch?" ganz dünn, dringt die Stimme durch den Raum. Er schüttelt bloß nochmals seinen Kopf, bevor er sich wieder an mich richtet. Sein intensiver Blick lässt mich erzittern. "DU bist komisch." antwortet er endlich auf meine Frage und ich hebe meine Augenbraue an. "Ach, das sagt der jenige, welcher mich zwingen möchte, eine Decke zu verbrennen?" entgegne ich. Er zuckt bloß mit den Schultern, bevor er sich etwas zu mir lehnt. "Das wirst du freiwillig tun." haucht er und gibt mir einen kleinen Kuss auf die Nase. Okay, fertig. Ich bin geschmolzen. Dieser klitzekleine Kuss lässt in mir Wellen der Glückseligkeit schlagen. Es sind nunmal die kleinen Dinge, die einen glücklich machen. Mit Mühe verkneife ich mir ein erleichtertes Seufzen und beiße mir stattdessen auf die Lippe. "Hör auf damit." raunt er mir zu und befreit, mit seinem Finger, meine untere Lippe zwischen meinen Zähnen. Ich fange an zu grinsen "Mit was?" nochmals beiße ich mir auf die untere Lippe und sehe ihn neckisch an. "Mit dem hier." er beißt sich albern auf die untere Lippe und bringt mich zum Lachen. Oh Gott, wenn ich wirklich dabei so albern aussehe, dann lasse ich das lieber.
Mein Lachen verstummt, als er sich näher zu mich rückt und seinen Arm um mich legt. Jesus, aus den Wellen, werden große Tsunamis. Für den ersten Moment, versteife ich mich, doch das löst sich so schnell, wie es auch kam. 'Genieße dein Glück.' Hope's Worte kommen mit ins Gedächtnis und das werde ich tun. Mein Kopf schmiegt sich an seine Brust und er zieht mich näher zu ihm ran. "Adam?" meine Stimme ist so kleinlaut, dass sie kaum zu hören ist. "Sag das nochmal." flüstert er und legt vorsichtig sein Kinn auf meinen Kopf. "Adam." flüstere ich und fange an zu grinsen. "Mhhh." murmelt er und atmet tief ein. Ich warte einige Sekunden und lausche angeregt der Melodie des Kamins. "An was kannst du dich denn erinnern?" frage ich dann doch zögerlich. "Ehrlich gesagt...." er zögert einige Momente und erhebt seinen Kopf von meinem. "An nicht vieles." gibt er zu. Ich runzle meine Stirn und sehe zu ihm hoch "Was ist das denn für ein Traum gewesen, welchen du im Krankenhaus erwähnt hast?". Er schmunzelt auf mich herab und drückt mir einen Kuss auf den Kopf. Frei von den Sorgen und der Last welche ich nicht mehr trage, atme ich erleichtert ein und wieder aus. Diesen Moment habe ich am meisten vermisst. Die kleinen Küsse, welche er mir spontan schenkt. "Dieser Traum ist.... er war komisch." er hält inne und nimmt sich einer meiner Strähnen. Behutsam dreht er sie auf dem Finger ein, während er weiter erzählt "Dieser Traum lief immer gleich ab. Ein Mädchen, welches auf einem Ast, ganz hoch auf dem Baum sitzt und meinen Namen ruft. Dabei höre ich ihre Stimme eigentlich nicht, doch irgendwie schon. Siehst du, das ist verwirrend." er schüttelt seinen Kopf "Sie kam mir so bekannt vor und ich kletterte zu ihr hoch. Immer wenn ich oben ankam, saß sie mit dem Rücken zu mir und jedesmal, wenn sie sich versuchte zu mir zu drehen, verlor sie das Gleichgewicht und stürzte." ich schloss meine Augen, als die Schmerzen in mir hochkamen. "Die Tatsache, dass ich ihr nicht helfen konnte, weil ich einfach unfähig war nach ihr zu greifen, war nicht die schlimmste. Das schlimmste war, dass ich nicht wusste, wegen welchem Mädchen ich jedes Mal diesen steilen Weg auf mich genommen habe." seine Stimme wird gegen Ende hin kraftloser. "Das einzige, was ich weiß, ist, dass sie wunderschöne braune Haare hat. Und die Stimme, das Schönste ist, was ich hörte. Als wäre sie vom Engel erschufen." seine Hand nahm meine und verschränkte vorsichtig unsere Finger. "Ich war so dumm. Soo dumm. Ich hätte wissen müssen, dass du es warst. Diese Stimme.... sie ist die gleiche wie deine." er führt unsere Hände zu seinen weichen Kissen und setzt sie auf meine Hand. Bitte höre nicht auf. "Also kannst du dich erinnern?" frage ich hoffnungsvoll. "Das ist es ja. Ich kann es nicht. Doch eins weiß ich." kleine Kreise ziehen sich auf meinem Handrücken. "Das ist richtig." er hebt unsere Hände in die Luft und ich hebe meinen Kopf an, um ihm wieder in die Augen sehen zu können. Seine glänzenden Augen. Goldene glänzende Augen. Meine Sonnen, wenn die Große nicht scheint. Er ist das beste Beispiel für eine Perfektion. "Irgendwie kann ich das immer noch nicht realisieren." murmle ich kopfschüttelnd und setze mich etwas auf. Ich meine, passiert all das wirklich gerade? Es ist so wunderschön, das kann doch bloß ein Traum sein. "Ich auch nicht..." flüstert er ebenfalls. Ich lehne wieder meinen Kopf an seine Brust und lausche dem Rhythmus, seines Herzens. Auch das, gehört zu meinen Lieblingsmusikern. Es beruhigt mich, zu hören, dass es schlägt. Er sagte früher immer, dass es für mich schlägt. Jeder einzelne Schlag, drückt nur noch mehr aus, wie sehr er mich liebt. Adam ist ein kleiner Poet. Auch wenn er es nicht zu gibt, schlägt in ihm dieser poetische Geist, welcher nur aus ihm rauskommt, wenn er mit mir zusammen ist. "Weißt du, was mir als erstes durch den Kopf ging, als du damals den Raum betreten hast?" seine Stimme ist so sanft, so weich, als hätte er Balsam geschluckt. Ich schüttle den Kopf und schließe meine Augen, weil ich weiß, dass ich das jetzt genießen werde. "Dein schnuckliger, mit Blumen verzerrter, Schal." perplex starre ich ins Leere. Er hat meinen Schal schnucklig genannt? "Meinen.... Schal?" frage ich nochmals nach und setze mich vorsichtig auf. Pure Ernsthaftigkeit steht ihm ins Gesicht geschrieben und er nickt. "Als ich diesen Schal gesehen habe, dachte ich mir 'die ist bestimmt süß.'" grinst er schief. Ist das sein ernst? Er fand mich wegen dem Schal süß? Ich ziehe meine Brauen zusammen. "Wow. Deine Worte sind wie eine Granate eingeschlagen." erwidere ich und entferne seine Hand, welche um mich lag. Sein raues Lachen ertönt und ich verschränke meine Hände. Ja, irgendwie hat mich das verletzt. Ein klitzekleines bisschen, aber er hat es getan. "Das ist nicht lustig." schnaube ich und drehe mich von ihm weg. Blödmann. "Naw, hat mein kleiner Schmetterling nicht das gehört bekommen, was es wollte?" scherzt er und legt seine Hand auf meine Schulter, welche ich sogleich abschüttle. "Ach komm schon." "Nein, los verschwinde. Ich kann dir auch meinen blumigen Schal geben, dann könnt ihr es euch ja blumig machen." verdammt nein, bleib hier. "Komm zu mir." er legt wieder seinen Arm auf meine Taille und diesmal wehre ich mich nicht dagegen. "Das war doch bloß ein Scherz." raunt er in mein Ohr und ich drehe mich widerwillig zu ihm um. "Dann möchte ich jetzt aber, die Wahrheit.". Er sieht mich schmunzelnd an und streicht mit das Haar aus dem Gesicht, bevor er sich zu mir lehnt, um mir einen weiteren Kuss auf die Nase zu geben "Für dich immer.". Ach halt die Klappe. Ich verdrehe meine Augen und lehne mich wieder an seine Brust, nach dem er mich dazu einlud. "Also, an was dachtest du?" frage ich ihn etwas ungeduldig, nach dem er einige Minuten schwieg. "Hab's vergessen." ich höre sein Grinsen nur so vor Freude tanzen, als ich gleich darauf anfange auf seine Brust einzuhauen. "Hör auf damit!" schimpfe ich und haue ihm diesmal in die Magengegend. Er krümmt sich keuchend, doch sein Lachen bleibt bestehen. "Du findest den Schal in dieser blöden Kommode." dabei zeige ich auf die Kommode, welche im Flur steht. "Na Na, die Kommode kann nichts dafür, dass du nunmal zu langweilig bist, um neben einem Schal aufzufallen." zieht er mich weiterhin auf. "Du kannst gleich in dieser blöden Gartenhütte schlafen." brumme ich und verschränke meine Arme. "Warum sind alle blöd?" fragt er lachend . Ich schenke ihm einen bösen Blick, welcher ihn verstummen lässt. Immer noch beleidigt drehe ich mich von ihm weg, doch bekomme aus dem Augenwinkel mit, wie er sich auf mich stürzt. "Geh runter von mir!" kreische ich und versuche ihn von mir abzuwimmeln. Doch vergebens. Seine Arme haben sich um meinen Bauch geschlängelt und geben nicht nach. Mit einem tiefen Seufzen haue ich ihm auf den Kopf. "Deine Bäckchen." murmelt er nach einiger Zeit. "Hä?" entgegne ich. Was ist mit Ihnen? "Deine putzigen Bäckchen sind mir als erstes aufgefallen." nuschelt er und drückt mich nochmals. Meine Hände fangen an durch seinen kohleschwarzen Lockenkopf zu fahren. Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr ich diesen Mann liebe. Wie kann man sich bitte nicht, in seine dusselige Art verlieben?
Nach einiger Zeit, höre ich seinen gleichmäßigen Atem. Auch das liebe ich zu belauschen. Und jetzt, wird mir auch klar, was das mit der Decke auf sich hatte. Denn er ist meine Decke, welche mich in Zukunft wärmen wird, so wie er es jetzt schon tut. Morgen schieße ich diese Decke auf den Mond!

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Es ist genau 5:43 Uhr und ich kann einfach nicht einschlafen. Naja, zumindest habe ich die Zeit produktiv genutzt und dieses Kapitel gezaubert. Eine Portion Amore für die liebevolle Larissa❤️

-Alina 🦋

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