Kapitel 3

4K 295 20
                                    


Ich lag fast 4 Stunden in meinem Bett.
Es war furchtbar, ich sah wahrscheinlich ziemlich schrecklich aus. Das Weinen und Schluchzen ließ nach einer Stunde ein bisschen nach. Ich lag einfach da und schluchzte ab und zu mal vor mich hin. Ich dachte nur nach. Am meisten fragte ich mich, wo er gerade sei und woran er wohl dachte. Konnte eine Seele eigentlich weiterdenken? 

Ich fragte mich, ob er hier irgendwo war oder oben im Himmel. Ob er gerade zusah oder ob er sich irgendwie schlecht fühlte und es bereute, was er tat. Ich fragte mich, was er sich nun dabei dachte, dass ich ebenfalls Gefühle für ihn hatte. Ich glaubte eigentlich nicht daran, dass irgendjemand nach dem Tod irgendwie weiterlebte, doch ich konnte mir bei Harry auch nicht einfach vorstellen, dass er komplett weg war. Dass es ihn überhaupt nicht mehr gibt. Dass sein Gedächtnis komplett schwarz, leer und nicht mehr da war. Dass er überhaupt nichts davon mitbekommt, wie die Jungs und ich uns jetzt fühlten.
Die Jungs, die Fans und Harrys Familie würde jetzt sich überlegen müssen, wie sie ein Leben ohne ihn jetzt verbringen wollten und würden.

Mir fiel ein, dass die Fans es noch nicht wussten. Eine Träne rollte über meiner Wange. Wie sollten wir denen das sagen? Ich würde bestimmt kein Wort rausbekommen. Ich könnte gar nicht mehr rausgehen. Ich würde es nicht verkraften.

Wenn du das Gefühl kennst, wenn man eine Person, die du sehr mochtest, gestorben ist, weißt, dann weißt du auch, wie ich mich fühlte.
Es war einfach grauenvoll, kein Mensch verdiente so etwas und würde so etwas verkraften.
Dir wurde etwas genommen. Etwas bedeutsames wurde aus deinem Leben entfernt.
Ein Stück wurde aus deinem Herz rausgerissen. Du musst nun damit klarkommen, dass es für immer weg ist, dass du es nie wieder bekommst.

Ich wusste im Moment wirklich nicht, was ich überhaupt sagen oder tun sollte. Ich war hilflos und einfach ziemlich getroffen.
Aus meinem Mund kam nichts außer leises Schluchzen sowie Wimmern.
Es war alles meine Schuld. Ich war Schuld, dass Harry jetzt weg ist.

Ich könnte noch mehr Beispiele nennen, wie beschissen ich mich gerade fühlte, aber um es kurz zu machen: Es geht dir einfach scheiße. Dein Herz ist zerbrochen, du weißt, dass er für immer weg ist und du bist am Ende.
Er war einfach ein so toller Mensch und ich hatte dafür gesorgt, dass er jetzt aufgegeben hatte und nun für immer fort war.
Er hatte die süße Grübchen, die wunderschöne Lippen und hinreizende Augen.
Seine Augen.
Die würde ich nie vergessen können. Wie seine grünen leuchtenden Smaragd-Augen immer strahlten, wenn er glücklich war.

Letztendlich verloren seine Augen aber seinen Glanz. Wie konnte ich das nicht bemerken? Ich war so doof.
Ich kniff meine Augenbrauen zusammen und suchte nach meinem Laptop. Als ich es auf dem Boden fand, platzierte ich es auf meinem Bett und ich setzte mich gerade hin.

Schnell fuhr ich es hoch und gab meinen Kennwort ein. Als mein Desktop erschien, klickte ich auf eine Datei, wo die Bilder von mir und die Jungs drin waren. Wir sammelten einige Bilder und speicherten sie auf unserem Laptop. Ich öffnete den Ordner und öffnete ebenfalls die ganzen Bilder. Die Bilder waren nach Datum sortiert und ich fing mit dem aller ersten Bild an. Das erste Bild war von dem Moment, als wir zu einer Band wurden. Ich hatte vor jedes Bild anzuschauen und mich auf Harry zu fokussieren. Ich wollte einfach wissen, ob es ihm wirklich auch äußerlich immer schlechter ging und ich es nie bemerkt hatte.

Harry schaute super glücklich und süß auf diesem Bild aus. Er lächelte schüchtern, da er gerade mit uns anderen vier Jungs in eine Band zusammengesteckt wurde. Ich erinnerte mich an einem Moment, der gerade mal noch zehn Sekunden davor passierte: Ich bin auf Harry raufgesprungen und wir hatten uns kräftig umarmt. Wir waren einfach froh, dass wir zusammen in eine Band kamen. Ich kannte Harry damals schon etwas. Wir hatten uns auf dem Klo im X-Factor Studio getroffen. Wir hatten danach bisschen miteinander geredet und bevor die Entscheidung dran kam, wünschten wir uns gegenseitig Glück. Ich war wirklich froh, dass wir beide dann zusammen in eine Band kamen. Ich musste ganz leicht lächeln und dann rollte eine weitere Träne von meinen Augen.

Ich auf die rechte Pfeil-Taste und betrachtete dann das nächste Bild.

Dies ging dann eine ganze Weile so und ich musste von Bild zu Bild immer mehr weinen und schluchzen. Nicht nur weil ich ihn jetzt schon schrecklich vermisste, sondern auch, weil er tatsächlich irgendwann auf den Bildern sein wahres Lächeln verlor. Er strahlte nicht mehr wie früher und seine Lippen waren letztendlich immer zur einer schalen Linie geformt. 2010 war er so gut wie der glücklichste Mensch auf Erden. 2011 ebenfalls, er zeigte sich gerne und machte gerne Scherze. In 2012 fing es an, dass sein Lächeln nach ließ, doch er war immer noch fröhlich. 2013 verlor er letztendlich die Ausstrahlung, die er eigentlich immer hatte. Er wirkte nicht mehr wirklich glücklich und seine Augen waren trostlos. Ende 2013 und Anfang 2014 gab es nicht so viele Bilder, da er nie zu sehen war und wir zu fünft keinen Photoshoot hatten.

Doch es gab noch ein Bild, es war ein Schnappschuss vom Interview, bei denen wir vor kurzem noch waren. Ich erinnerte mich, wie ich der Welt vortäuschen musste, dass mit Harry in alles in Ordnung wäre und er nicht im Krankenhaus war, weil er sich geritzt hatte.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte ich eingreifen müssen. Ich begann zwar wieder mit ihm zu reden, aber es war nichts wie früher. Ich war so ein Idiot, es war alles meine Schuld. Nachdem ich ihn geküsst hatte, hatte ich Eleanor einfach einen Antrag gemacht und Harry damit komplett zerstört.
Wie konnte ein Menschen, der doch so glücklich war wie Harry, nicht mehr lächeln?

Ich wusste immer noch nicht, ob ich glücklich darüber sein sollte, ob er mich wirklich geliebt hatte oder ob ich deswegen traurig sein sollte. Aber eine Sache blieb: Er war weg und zwar für immer.
Als er noch da war, sah ich eigentlich immer nur ihn in meiner Welt. Nicht, wie er sich fühlte oder wie fertig er war, sondern nur, dass er da war. Und jetzt, wo er weg war, schärfte sich die Sicht der Welt wieder. Da ich alles so verschwommen sah und nur ihn sah, sah ich die Welt nun komplett scharf und nahm die Realität wahr. Harry war weg.
Egal wie oft ich es wiederholte und mir wünschte, dass es nicht so wäre, er war weg. Endgültig.

Ich platzierte meinen Laptop wieder auf dem Boden und legte mich hin. Ich zog mir die Decke bis über meinen Kopf und wünschte ebenfalls, dass ich einfach aufhören könnte, zu weinen.
Jedes Jahr, kommt man an seinem eigenen Geburtstag vorbei und man weißt, dass man am diesen Tag Geburtstag hat aber jedes Jahr, kommt man auch an seinem Todestag vorbei und man hat überhaupt keine Ahnung.
Aber nun wussten wir es. Der Todestag von Harry war der 7. Januar, der Tag an dem ich eigentlich auch mein Hochzeitstag haben sollte.

Plötzlich klopfte es an der Tür. Ich schrak kurz zusammen und versuchte schnell meine Tränen wegzuwischen, doch Liam war schon im Zimmer und hatte die Decke über meinem Kopf weggezogen. Ich sah ihn traurig an und er setzte sich auf meinem Bett hin. Er sah zu mir und meinte: "Louis…es ist nicht so schlimm, dass du weinst. Es ist okay, wir wissen alle, wie viel er dir bedeutet hatte."
Nein, wusstet ihr nicht.

Liam fuhr fort: "Er war unser bester Kumpel, vor allem dein bester Kumpel. In letzter Zeit hatte er sich ziemlich distanziert und wir können nichts dafür, dass es so weit kommen musste."
Doch, es war meine Schuld. Ich hatte mich eher anfangs von Harry distanziert und das war der Grund, warum er vom Leben wegglitt.

Ich schluchzte kurz und sagte: "Was willst du eigentlich hier? Ich würde gerne alleine sein…" Liam nickte verständlich: "Ich kann ja verstehen, dass du alleine sein willst, aber wir haben ein Problem." Ich rappelte mich ein wenig auf und guckte ihn verwirrt an: "Was für ein Problem?" Liam seufzte und erklärte: "Management weißt Bescheid. Und nicht nur das Management, sondern auch die Fans…" - "Die Fans wissen es?!" fragte ich geschockt und Liam nickte.

Ich stotterte: "A-aber…" Liam blieb ruhig und meinte: "Einer der Schwestern im Krankenhaus war wohl ein großer One Direction Fan und sie hat es auf Twitter geschrieben. Erst haben es nicht so viele geglaubt, doch Harrys Mutter hatte es dann bestätigt. Sie wusste ja auch Bescheid und hat geschrieben, dass man einen Tod nicht verheimlichen sollte. Aber das Problem, was wir jetzt haben, ist, dass jeder darüber nun berichtigt und dass tausende Paparazzos nun in London herumlaufen und uns suchen. Einige wissen, dass du hier wohnst und vor deiner Haustür stehen nun 3-4 Paparazzos."

Ich schluckte schwer und fragte mit schwacher Stimme: "Wie…wie kommen die Fans damit klar?" Das war der Punkt, wo Liam seinen Blick abwandte und zum Boden schaute. Ganz leise sagte er: "Sie sind wirklich traurig, ein Engel ist von uns gegangen."

Lost Like You 2 ║Larry Stylinson AU║ ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt