Kapitel 4

3.5K 270 24
                                    

Meine Tränen schmeckten ziemlich salzig. Dies stellte ich fest, als ich am Telefon war und mit unserem Management sprach. Ich war etwas wütend und traurig zugleich und ich sprach ins Telefon: "I-ich kann jetzt auch nichts daran ändern…denken Sie, dass wir es so gewollt hatten?" Unser Management sagte mit erhobener Stimme: "Was wird jetzt aus eure Karriere?! Harry ist der Liebling aus der Band! Wie wollt ihr eigentlich weitermachen? Geld kriegen wir keine mehr!" 

Ich schüttelte meinen Kopf und sah Liam an, der vor mir stand und mich traurig ansah. Ich antwortete: "Er war der Liebling. Wir machen gerade eine schwere Zeit durch, erwarten Sie von uns erstmal besser nichts." - "Louis, One Direction ist eine Legende! Ihr zerstört alles!" Nun wurde ich noch etwas wütender: "Entschuldige, aber Harry hat sich nun mal umgebracht und Sie schalten jetzt besser mal einen Gang herunter! Haben Sie überhaupt keinen Mitgefühl?!" Endlich schwieg er etwas und meinte: "Okay, es ist wirklich Schade. Beruhigt euch erstmal, nehmt eine Pause. Die nächsten 2 Monate habt ihr keine Termine, aber denke nicht, dass dieses Gespräch zu Ende ist!" Und schon legte er auf.

Frustriert warf ich das Haustelefon auf die Couch und wandte mich zu Liam: "Dass das Management in dieser Situation überhaupt noch an unsere Karriere denken kann! Die Karriere bereitet mir gerade am wenigsten Sorgen." Liam nickte etwas und ich ließ wieder eine Träne fallen. Ich drehte mich um, um wieder nach oben zu gehen, doch dabei sah ich in Zayns Gesicht. Er hatte einen besorgten Blick aufgesetzt und wollte mir anscheinend helfen. Ich fühlte mich so schwach und schlapp, da ich meine Emotionen nicht einsortieren konnte. Er kam auf mich zu und umarmte mich. 

Genau in diesem Moment brach ich zusammen und ließ meine Arme fallen. Er umarmte mich fest und ich hatte meinen Kopf in seinen Nacken versteckt und ließ die Tränen fallen. In diesen Moment war er für mich irgendwie der einzige Halt den ich gerade hatte. Er streichelte über meinen Rücken und begann sich aus der Umarmung zu lösen, um mich nach oben zu führen.

Zayn öffnete für mich die Tür und schloss diese wieder, als wir in meinem Zimmer waren. Er wollte mich zu meinem Bett führen, doch ich sackte direkt vor der Tür zusammen und ließ meinen Rücken an der Tür runterrutschen. Ich hatte meine Knien zu mir gezogen, damit ich meine Arme darauf lagern konnte und meinen Kopf dann auf meinen Armen legen konnte. Ich schluchzte und hatte Angst, dass ich wieder so viel weinen würde wie ich es vor ein paar Stunden tat.

Ich spürte, wie Zayn sich neben mir setzte und einen Arm um mich legte. Irgendwie beruhigte es mich wirklich. Er war schließlich mein bester Kumpel...nach Harry.

Zayn begann zu summen und ich unterbrach ihn nicht. Ich versuchte einfach ruhig zu atmen und zu denken.

Und es half tatsächlich, zwar war ich noch ziemlich traurig und fertig, aber ich weinte nicht mehr allzu viel. Das Summen hörte dann auf und Zayn fing an zu reden: "Louis…du wusstest nur nicht, was du hattest, aber als es dann weg war…"

Er brach ab und ich nickte leicht meinen Kopf, um ihn irgendwie zuzustimmen. Ich sah ihn immer noch nicht an und dann sagte ich: "Die Wahrheit ist, dass ich wusste, was ich hatte. Ich habe einfach nur nie gedacht, dass ich es verlieren würde."

Ich konnte hören, wie Zayn seufzte. Wir beide wussten, über was oder wen wir redeten. 

Ich sah hoch und blickte dann in Zayns Augen. Er sah mich mit einem vorsichtigen Blick an und ich sprach wieder: "Die ganze Zeit….die ganze Zeit wollte ich, dass Harry einfach weg sein würde. Dass er nicht mehr da ist-", doch ich konnte nicht weiter reden, denn Zayn kam dazwischen: "Wieso wolltest du, dass er verschwindet?" 

Ich antwortete nicht. Ich konnte es ihm nicht sagen. Die Wahrheit war, dass ich immer verwirrt war und Angst hatte, dass ich mehr für Harry empfand als mir lieb war. Und wenn er da war, hatte ich immer dieses Gefühl, als wenn alle meine Emotionen zusammengewürfelt werden und ich konnte es nicht ertragen. Ich hatte wirklich Angst, dass ich mich in ihn verlieben würde und dann dastehen würde wie ein Trottel. Ich dachte, er würde Emily mögen und ich hatte Eleanor. Doch in Wirklichkeit, war ich wohl in ihn verliebt und er währenddessen liebte mich sogar so sehr, dass er es nicht mehr aushielt.

Zayn sah mich immer nach fragend an, doch ich antwortete nicht. Ich sprach einfach weiter: "Weißt du was das schlimmste ist? - Ich hab was ich wollte…aber ich fühlte mich noch nie unglücklicher im Leben. I-ich vermisse ihn so schrecklich, Zayn."

Zayn nickte leicht und ich sank wieder meinen Kopf. Ich spürt nun, wie er mich fest umarmte und keiner von uns sagte etwas. Wir blieben einfach in dieser Position und ich ließ eine Träne fallen.

Nach paar Minuten löste er sich und sah mich an: "Wir vermissen ihn alle, Louis. Weißt du was? Ich weigere mich irgendwie, zu glauben, dass er für immer weg ist. Er war ja öfters eine Woche oder sogar länger weg. Dieses Mal ist er nur zwei Tage weg. Doch wir wissen alle tief im Inneren, dass er nie wieder kommt. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass-" Ich beendete den Satz für ihn: "-dass wir ihn nie wieder sehen oder hören werden. Dass er einfach nicht mehr existiert." Zayn nickte traurig und ich schluchzte etwas.

Dann stand Zayn auf und sagte: "Wenn du jemanden zum reden brauchst, wir sind da." Ich nickte dankbar und rutschte von der Tür weg, damit er aus dem Zimmer gehen konnte.

Als er weg war und die Tür wieder geschlossen hatte, stand ich langsam auf und lief zum Schrank.

Ich musste den noch irgendwo haben.

Ich öffnete den Schrank und suchte nach einem Pullover. Es war aber nicht nur irgendein Pullover, es war ein Pullover, die Harry mir geschenkt hatte und ich diesen noch nicht gewaschen hatte, nachdem Harry es das letzte mal trug. Ich suchte etwas und fand nach kurzem Suchen das Pullover. Ich nahm es in meinen Händen und strich mit meinem Fingern etwas über den Saum. Es fühlte sich weich und kuschelig an. Der Pullover war dunkel blau und darauf stand eigentlich fast nichts, denn es war nur eine Tasse Tee darauf abgedruckt, doch mir gefiel es.

Ich schloss mit meiner rechten Hand die Schranktür und lief mit dem Pullover in meiner linken Hand zum Bett. Ich legte mich hin und zog die Decke bis zu meinem Kinn hoch. Ich legte mich zur Seite und legte den Pullover unter meinem Kopf, um es als Kissen zu verwenden. Das Pullover roch noch ganz leicht nach Harry. Ich musste ganz leicht lächeln. Ich kuschelte meinen Kopf noch mehr in den Pullover hinein und schloss meine Augen.

Ich wurde allein gelassen in der großen weiten Welt. Ich lag hier, irgendwo auf der weiten Welt, alleine im Bett und Harry war nicht mehr da.

Es fühlte sich verdammt falsch an, ich war so allein. Obwohl ich noch meine Kumpeln und meine Familie hatte, ich fühlte mich total allein. Ich roch noch einmal am Pullover und hatte Angst, dass sein Geruch verschwinden würde. Doch mir war klar, dass sein Geruch so oder so irgendwann vergeht. Irgendwann würde alles verschwinden, was von ihm übrig blieb. Auch die Erinnerungen. Irgendwann würde ich mich auch nicht mehr an seinem Lächeln erinnern können. Auch wenn ich einige Fotos angucken würde, sein Lächeln würde trotzdem irgendwann verschwinden. Nach der Zeit würde alles mit ihm verschwinden.

So wie mein Herz.

Lost Like You 2 ║Larry Stylinson AU║ ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt