Kapitel 1

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Als kleines Mädchen täumte ich oft vom Tag meines Abschlussballes. In meinen Vorstellungen wollte ich ein dunkelblaues Kleid tragen, mit dem beliebtesten Junge der Schule hingehen und dann zur Ball-Königin gewählt werden. Die ganze Nacht tanzen mit vielen romantische Küssen.

Doch der Tag rückte schneller näher als mir manchmal lieb war und es war schwierig meine Checkliste abzuarbeiten.

Zumindest mit der Zeit, denn anfangs lief alles wie geplant. Das dunkelblaue Kleid hatte ich im Internet bestellt. Beliebt war ich eigentlich immer, und das ohne Cheerleader sein zu müssen. Also könnte das mit der Ball-Königin auch funktionieren. Beim Tanzkurs war ich angemeldet und nach anfänglichen Schwierigkeiten und ein paar blaue Zehen meines Tanzpartners hatte ich zumindest schon die Grund-Schritte drauf.

Doch ab da wurde es leider ein wenig schwieriger. Versteht mich nicht falsch. Ohne arrogant zu sein kann ich sagen ich hätte locker mit einem beliebten Jungen zum Ball gehen können, und der hätte sich sicher ein paar Küsse gestohlen.

Doch ich wollte mit einem ganz bestimmten Jungen dort hingehen: Walden Schmidt. Zahnpasta-Lächeln, sportlich und humorvoll. Mein Highschool Crush.

Also ließ ich alle, die mich einluden abblitzen. Jeremy, der Quarterback, Dillan der Gitarrist der Schulband und John, Vorstand des Schach-Clubs. Sie wären alle gute Dates gewesen, der eine ziemlich heiß, der zweite ein Musiker und der dritte klug genug, dass er mich nicht vor meinem Bruder geküsst hätte. Alle drei nett und höflich. Und trotzdem nicht Walden. Also wartete ich auf seine Einladung und plötzlich war der Tag vor dem Ball gekommen und ich stand in Zugzwang.

Also bat ich Phill mich zu begleiten und meine Check-Liste löste sich in Luft aus. Er war Student und definitiv nicht an mir interessiert. Genauso wenig wie ich an ihn. Doch er war die beste Wahl wie sich später herausstellte.

Anstatt uns in einem dunklen Winkel zu küssen, kippten wir Rum in den Punsch und beobachteten die betrunkenen Schüler. Mit stolz kann ich behaupten, dass ich für den Moment des Abends verantwortlich war.

Denn Waldens Date, Serena hatte ein paar Gläschen Punsch getrunken und schien Alkohol nicht besonders gut zu vertragen. Währenddessen sie getanzt hatten, wurde sie vom Alkohol übermannt und kotzte ihren Mageninhalt auf Waldens Anzug.

Schon in diesem Moment war der Abend für mich definitiv gerettet.

Doch als sie dann, mit den Blicken der gesamten Schule im Rücken, in ihrer Kotze ausrutschte ging sie mit ihrer Aktion in die Geschichtsbücher der Schule ein.

Die Kotzende Legende des Abschlussjahr 2014.

Das ich diesen Moment mit meiner Handy Kamera festgehalten habe, und das Bild nun in meiner Wohnung steht machte es nur noch besser für mich. So brauchte ich auch keinen Trost, dass als die Wahl knapp verlor und Lizzie die Krone bekam.

Auch jetzt, ein Jahr später denke ich noch gerne an diesen Abend zurück, in Momenten wie diesen, wenn Walden mit seinen Kumpels in der Bar, in der ich arbeite herumlungert.

"Weniger schmachten, mehr Arbeiten." riss mich schließlich aus meinen Gedanken. Theo und Sasha saßen vor mir an der Bar und grinsten mich an. "Was darfs sein ihr Hunde?" fragte ich sie spaßeshalber vorauf hin Sasha mit:" Whisky Soda für mich und ein Bier für die Lady neben mir." antworte. Lachend machte ich mich an die Arbeit und stellte ihnen schließlich ihre Getränke hin. Wir quatschten ein wenig, wodurch ich nicht einmal bemerkte, dass nebenbei jemand wartete.

Ein gut aussehender jemand dessen Namen Walden war. Als ich ihn ansah bemerkte ich sofort, dass er betrunken sein musste. Er zwinkerte mir zu und lallte:" Quinni, noch ein Bier, Süße."

Okey Quinn, cool bleiben. Er ist einfach Betrunken. Mach einfach deine Arbeit.

Trotzdem war ich ein wenig durch den Wind. Okey, streicht das ein wenig. Ich war total durch den Wind. Die normale Reaktion auf ihn, nur schlimmer. An zitternde Knie und ein Herz das mir an den Hals klopfte war ich schon gewohnt, doch dieses Mal war es dann doch um einiges schlimmer. Wow, ich verhielt mich wie ein kleines Mädchen.

Ich stellte ihm sein Bier hin und er fragte, ob ich kurz Zeit hätte. Oh Shit, vielleicht ... . "Na klar." Absichtlich stellte ich mich ein wenig cool, er sollte schließlich nicht bemerken wie aufgeregt ich war , auch wenn ich innerlich Saltos schlug.

Also gingen wir in eine ruhigere Ecke. Ich konnte Theo und Sasha's Blick praktisch in meinen Rücken spüren. Walden zog mich plötzlich an sich, eine Hand an meiner Hüfte die andere gefährlich nahe an meinem Arsch. Sein Gesicht kam näher und ich konnte seinen Atem riechen.

Eau de Bier, na super.

Er roch als wäre er in ein Schnapsfass gefallen. "Quinni, du siehst echt heiß in dieser Uniform aus." Sein Gesicht kam immer näher und plötzlich lagen seine Lippen auf meinen, seine Zunge bat um Einlass. Innerlich komplett überrumpelt ließ ich es zu und überlegte mir was ich tun sollte. Der kleine Teufel auf meiner Schulter sagte mir 'Lass es zu, lebe einfach', der Engel jedoch 'Quinn du machst einen Fehler'. Die Entscheidung zwischen Engel und Teufel nahm mir jedoch Walden selbst ab indem er mir unter den Rock fuhr und mir in den Schritt fasste.

Sofort stieß ich ihn von mir weg. Dass ging wirklich zu weit. Er taumelte wieder auf mich zu, doch er wurde schon von Theo festgehalten. Theo fragte mich: "Alles klar, Quinnie?" ich nickte kurz bestätigend.

Fuck, ich war wirklich wütend. Dachte Walden wirklich, dass ich nur eines seiner dummen Betthäschen war? Verdammte scheisse, ich war zwar seit einer fucking Ewigkeit in ihn verliebt aber ich war noch lange nicht blöd genug sein Fickfetzen der Woche zu sein. Dieser Bastard.

Noch während ich zurück zur Theke ging nahm ich mir fest vor, mit meinen Chef über diese blöde Uniform zu reden. Wir sind zwar Kellnerinnen in einer Bar, aber dass hieß noch lange nicht, dass wir uns sowas gefallen lassen mussten. Und leider sahen manche Betrunkene Idioten die kurzen Röcke, die hautengen Shirts mit den tiefen Ausschnitt und die kleine Masche am Arsch als Einladung.

Walden konnte nur hoffen, dass Quill nicht von der Vorfall Wind bekommen würde. Er würde vermutlich durchdrehen und ihn verprügeln. Wenn ichs mir so recht überlege, hätte ich Momentan nichts dagegen.

Holly hatten den Vorfall jedoch gesehen und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ich hatte es dir doch gesagt, Walden ist nur ein schöner hohler Kopf." Diesen Satz habe ich sooft gehört und heute war es das erste Mal, dass ich zustimmte. Er war ein ganz gewöhnlicher Trottel mit hübschen Gesicht. Anscheinend habe ich diese Situation gebraucht um es auch endlich zu sehen.

Ich würde diesen Kerl jedenfalls nicht mehr nachlaufen. Dafür bin ich mir selbst echt zu schade.

Schrei des Wolfes - Spiel gegen die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt